braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
"Es geht mir besser, aber das Zusammentreffen der verschiedenen kleinen Beschwerden<br />
hat mich alten Knaben dom remt matt gemacht. Sie sehen es auch an der<br />
Schrift" - und die Beobachtungen: "Wetter bisher gut, mit Gewitterwolken. Unten<br />
streitet die Familie in hörbaren Tönen, ob der fünf jährige Enkel Züchtigung verdient<br />
hat oder nicht. Die Eltern sind für, die Großeltern gegen" 185).<br />
Den langen Brief vom Donnerstag, I z. September, an Harden smließt Holstein<br />
mit folgender ausführlicher Mitteilung: "Mir geht 'es besser. Der Kopf ist wieder<br />
frei. Die Beine werden erzogen. Im durchwandere die Harzwälder und pfeife -<br />
singen is nim - die Garibaldihymne: J'ai une jambe qui remus Et l'aut' qui ne va<br />
plus. Gestern ging ich 5 1/2 Stunden ohne Hinsetzen. Früher machte ich freilich<br />
dieselbe Tour in 4 1/2 Std., aber immerhin, ich habe sie doch wieder gemacht. Nachts<br />
machte ich ums Knie eine Wickelung mit saurer Tonerde und wandere dann weiter.<br />
Der Apotheker in Altenau, wo im dieses Wickelzeug kaufte, sagte mir, er habe<br />
öfters smon von Fällen gehört und gelesen, wo Aderentzündungen infolge von<br />
Durchleuchtungen eingetreten seien. Also, wenn Sie einer durchleudlten will ohne<br />
klaren Grund, leuchten Sie ihm heraus. Und die Zehe, die Wurzel des ganzen<br />
Malheurs, läuft, dick mit Watte umwickel t, ganz von alleine. Durm diesen Brief habe im<br />
den größten Teil meines Nachmittags interessant ausgefüllt. Nachmittags sitze ich<br />
meist zuhause. Da kommen ein bis zwei Dutzend Zeitgenossen - wenn aum nicht<br />
lauter Siebziger - von Cl aus thai, Altenau, Ricfensbeek - und trinken Kaffee und<br />
anderes. Da einige - vieIleicht Leser des ,Tageblatts' 186) oder des ,Hannoverschen<br />
Kuriers' - wie mir die Wirtin erzählte, den Wusch geäußert haben, ich möchte ihnen<br />
gezeigt werden, so ist das für mim ein Grund mehr, mich ruhig zu halten. Bei<br />
Sonnenuntergang oder schon vorher verschwindet alles, da die Waldwege recht<br />
dunkel sind. Dann gehe ich noch kurze Zeit auf dem Grabendamm spazieren" 187).<br />
Eine Woche später, am Donnerstag, 19. September, kündigt Holstein Harden<br />
gegenüber die Absicht an, nach dreiwöchigem Aufenthalt im Dammhaus dieses "am<br />
Sonntag", also am H. September, zu verlassen und "meist zu Fuß nun nom im Harz<br />
und in Thüringen" umherzuziehen, "ohne längere Station irgendwo". "Heute nachmittag<br />
ging ich nam Altenau hinunter, um mir den Bart, der allmählich prophetenhaft<br />
geworden war, zivilisieren zu lassen. Der Friseur, zugleich Heilgehilfe, erzählte mir,<br />
wer irgend könne, verlasse jetzt den bergmännischen Beruf. Durch die größere Intensität<br />
des Betriebes sei die Luft noch ungesünder geworden. Früher hätten die Bergleute<br />
es dom meist bis über 50 gebramt, jetzt kämen sie selten höher als 40. Zwismen<br />
35 und 40 stürben die meisten. Immer Bergkrankheit (Schwindsucht). Dadurm wird<br />
das ergänzt, was mir neulich ein anderer Mann sagte: ,Im Harz gibt es viele Witwen'.<br />
Durch solches Guck10m sieht man hinunter auf eine - für mich wenigstens - neue<br />
Schimt von Sorgen und Elend" 188). "Hier haben wir ganz nettes Wetter. Barometer<br />
183) R 0 g g e: Harden S. 205.<br />
188) Gemeint ist das Hannoversche Tageblatt.<br />
la7) R 0 g g e: Harden S. 210. Zu Garibaldi merkt Rogge an, daß er sehr rheumatisch<br />
gewesen sei.<br />
laa) R 0 g g e: Harden S. 213. Ähnlich an lda von Stülpnagel am 20. September, worauf<br />
Rogge 3ud! hinweist: Rogge: Holstein S. 290.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568