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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

dem er sich einst entgegen dem vorrangigen Taufgelübde verpflichtete, mit Recht<br />

zerrissen 42).<br />

Den anderen ehemaligen Mönch, Antonius Corvin, jetzt Pfarrer in Witzenhausen,<br />

später als Refonnator des Herzogtums Calenberg berühmt geworden, hatte<br />

der Abt einst (1523) persönlich aus dem Kloster davongejagt 43). In einem Nachwort<br />

zur Schrift seines Freundes Poppius beschwört Corvin seinen früheren Abt, sich vom<br />

Irrtum des mönchischen Weges abzuwenden und zur Freiheit eines wahren Christenmenschen<br />

durchzudringen. Er gemahnt ihn an sein hohes Alter ("du bist ein Neunzigjähr.iger")<br />

und die nahe Ewigkeit 44). Seiner jetzigen Tätigkeit als Prediger stellt<br />

er die gesicherre Exi'Stenz im Kloster gegenüber. "Bei euch friert niemand, leidet<br />

niemand Hunger und Durst. Armut, Verfolgung und Schwert sind fern von euren<br />

gemeinsamen Wohnungen. Vielmehr ist da Wohlbehagen, Muße und Ergötzlichkeit.<br />

Die Welt hält euch für Heilige, unterstützt, verehrt und betet euch an. Wer<br />

sollte nicht erkennen, daß nichts dergleichen auf den schmalen Weg des Evangeliums<br />

führt? In der Welt erfährt ein Christ Bedrängnis, den Frieden aber in Gott" 45).<br />

Man muß dazu sagen, daß Corvin seinen Einsatz für das Evangelium zwanzig Jahre<br />

später tatsächlich mit dem Opfer seiner Gesundheit und seines Lebens bezahlt<br />

hat (ISS3).<br />

Aus den Äußerungen bei der aber ergibt sich ein Doppeltes. Auf der einen Seite<br />

das Bild von einem Leben unter harter klösterlicher Disziplin, auf der anderen Seite<br />

ein gesichertes Dasein hinrer den Klostennauern. Zu letzterem paßt, daß das Kloster<br />

unter Abt Hennann IV. das Dorf HondcIage ganz in Besitz genommen hatte, wo<br />

der Abt für sich und seine Nachfolger ein residuum vitae tranquillae, eine Zuflucht<br />

für ein ruhiges Leben einrichtete 46).<br />

Bemerkenswert ist, daß Abt Hermanns Name im Anniversarienbuch von Amelungsbornals<br />

eines Wohltäters dieses Klosters an seinem Todestage erscheint.<br />

Er sei, heißt es dort, dem Kloster AmcIungsborn besonders zugetan gewesen und<br />

habe ihm ein silbernes Gefäß im Wert von zehen Goldgulden zum Geschenk gemacht.<br />

Das Kloster Riddagshausen aber habe er im Geistlichen und Zeitlichen länger<br />

als dreißig Jahre mit großem Eifer hochgebracht und betreut 47).<br />

41) Impium votum monasticum, quod contra prim um christianumque votum baptismi<br />

voveram, iure disripui (Besmluß des Dedikationsbriefes ed. T sc h a c k e r t [so Anm.38]<br />

p.6).<br />

41) s. G. Gei sen hof, Corviniana, in Zeitschr. d. Hist. Vereins f. Niedersamsen,<br />

1898, p. 306 f.<br />

") In der Epistola ed. T sc h a c k e r t (5. Anm. 38) P.23.<br />

46) ibo p. 2 I.<br />

46) s. Chron. Ridd. p. 384; dazu Gerh. Bot he, Chronik d. Dorfes Hondelage, 1975,<br />

p. 25 f.<br />

47) Veröffentlicht von Hermann D ü r r e, Anniversaria eccl. Amelungsbornensis, in<br />

Zeitschr. d. Hist. Vereins f. Niedersachsen 1877; dort p. 44 der "Harmannus de Runnebarghe,<br />

quondam abbas in Riddageshusen" betr. Eintrag. Daß Abt Hermanns Amtszeit die Jahre<br />

1503-31, also 28 Jahre, umfaßte, steht fest und wird auch von Meibom konstatiert (Chron.<br />

Ridd. p. 380). Gegen 1531 als Todesjahr Abt Hermanns gibt es gewichtige Gründe. Vermutlim<br />

hat er nam seiner Resignation nom eine Zeit des Ruhestandes in Hondelage oder<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568

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