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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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- 50 Bogen und 25 Kuverts - zu holen; ging mit Umweg zurück. 3 1 /, Stunden,<br />

immer munt'Cr gegangen, immer auf- oder abwärts ohne besondere Ermüdung" 216),<br />

und das im Regen! Eine Strecke ist etwa 5 km lang. Nach der beiläufigen Mitteilung<br />

-an Harden im Brief vom 18. September ("Befinden zur Zeit mäßig. Zu vieles<br />

Marschieren hat den Magen geärgert. Ruhe und strenge Diät" 217» kann sich der<br />

sonst so rüstige Wanderer nicht mehr viel zumuten: am 21. schreibt er demselben<br />

Empfänger: "Meine gute Laune ist weg, seit ich mich nicht mehr müde laufen kann.<br />

Prachtwett!er, aber was habe ich davon? Lagere mich im Heidekraut. Mageres<br />

plaisir" 218).<br />

Durch eine kurze Bemerkung wird wieder deutlich, wie sehr Holstein doch auch<br />

am Schicksal seiner Mitmenschen Anteil nimmt: wie er 1898 über das Los der<br />

Wirtin in Riefensbcek warmherzige Bemerkungen macht (s. o. S. 118), so teilt er<br />

10 Jahre später mit: "Meinem Wirt habe ich gestern morgen gesagt, daß ich nicht<br />

annehme, er werde es noch lange machen, da Alkoholgenuß bei Zucker als ·eine Form<br />

von Selbstmord gilt" 219). Das ist nun zwar nicht gerade warmherzig zu nennen,<br />

aber es zeugt von Anteilnahme.<br />

Während dieses letzten Aufenthaltes im Dammhaus schreibt Holstein auch den<br />

berühmten Satz über Bernhard von Bülow, den Reichskanzler: "Ich denke viel über<br />

B. B. nach. Er macht eine ruchlose Politik, Bülow-Politik, nicht deutsche Politik ....<br />

Bülow hat immer die Besorgnis vor Augen, daß bei einer vollen Versöhnung zwischen<br />

König 220) und Kaiser er geopfert wird .•.. " Ein konkreter Anlaß zu den Sätzen<br />

,üben Bülow an Frau von Lebbin ist nicht erkennbar, zumal der betr. Brief nur<br />

"Dienstag abd 1/2 10" datiert ist 221).<br />

19°9·<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Nach dieser Reise hat Holstein den Harz nicht wieder gesehen. Er starb im Mai<br />

über sein Augenleiden hat Holstein öfter berichtet, und in den letzten Jahren<br />

litt er offenbar zunehmend unter Magenbeschwerden. Ober diese klagt er in den<br />

Briefen aus dem letzten Harzaufenthalt oft, so in einem undatierten Brief vom September<br />

1908 an Helene von Lebbin: "Der Magen verlangt noch alles Mögliche, Rücksicht.<br />

Zum Bei:spiel bekomme ich Druck, wenn ich ,gleich nach einer Mahlz,eit mich<br />

viel herumbewege. Deswegen verlangten beide Ärzte eindringliche Ruhe nach dem<br />

Essen" 222). Und kurz vorher in demselben Brief: "Abends verdarb ims durch Rührei<br />

und Kalbszunge. Danach Druck, den ich durch Bismuth beseitigte". Den nächsten<br />

Brief, ebenfalls ohne Datumsangabe, beginnt Holstein: "Heute habe ich gewissenhaft<br />

viermal, je I Stunde, festgelegen mit gutem Erfolg. Aber es ist eine schwere Gedulds-<br />

218) Trotha S.57.<br />

217) R 0 g g e: Harden S. 337.<br />

218) R 0 g g e: Harden S. 339.<br />

219) T rot h a S. 53 f.<br />

220) Gemeint ist der König von England, 1908 Eduard VII.<br />

221) Trotha S. 60. In Bd. 81 der Akten, S. E 357362, ist der Bleistiftvermerk<br />

"Sept. 08". Die berühmte ZitatsteIle steht auf S. E 357364.<br />

"") T rot h a S. 59.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568<br />

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