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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Diese Mode mag auch den Besitzer des Hauses Reichsstraße 3 veranlaßt haben,<br />

einen Eckraum seines prächtigen Renaissanee-Fachwerkhauses, das um 1600 als repräsentatives<br />

Hofbeamtenhaus entstanden war, mit bemalten Wandbespannungen<br />

auszusdImürnen. Der Einbau dieser Dekorationen, die dem unregelmäßig geschnittenen<br />

Zimmer im Oberstock durchaus angepaßt sind, läßt auf eine eigens für diese<br />

Wohnung angefertigte modische VersdIönerung eines Wohnraumes schließen 5).<br />

Die Meinung, daß diese Ausstattung aus dem Abbruch des Salzdahlumer Schlosses<br />

im Jahre 1811/13 stamme, beruht auf einer unbewiesenen überlieferung.<br />

Auch die GesdIichte des Hauses läßt vermuten, daß es sich um eine für dieses<br />

Zimmer angefertigte Wandverkleidung handelte, die von einem einheimisdIen Maler<br />

angefertigt wurde. Das Haus gehörte in den Jahren des SdIloßabbruchs in Salzdahlum<br />

dem kaiserlichen Feldmarschall-Leutnant von Blum, der in Wien lebte und<br />

das Haus von seinem Vater, dem braunschweigischen Geheimrat von Blum geerbt<br />

hatte. Von Blum hatte bestimmt kein Interesse für die übernahme einer Wandverkleidung,<br />

denn er verkaufte das Haus im Jahre 18 19 an die Familie von Strombeck.<br />

Wer war der Maler der Wandbekleidung? Am unteren Rande der Dekoration läßt<br />

sich, zwar undeutlich, doch noch leserlich entziffern: Piecard feeit. Bei der Feststellung<br />

dieses Namens stößt man auf eine in <strong>Braunschweig</strong> und Wolfenbüttel ansässige<br />

Malerfamilie, die im 18. Jahrhundert über drei Generationen lang als Blumenmaler<br />

tätig war 6). Ein Johann Georg Pickhardt (Piceard, Piccart, Picker) war als Blumenmaler<br />

in Wolfenbüttel ansässig geworden. Von ihm ist das Heiratsdatum 1693 und<br />

sein Sterbejahr 1718 bekannt. Sein Sohn Heinrich Christoph Pickhardt war 1699<br />

geboren, wurde im Jahre 1718 - nach dem Tode seines Vaters - Hofmaler, heiratete<br />

1731, erhielt 1733 Bürgerrechte und starb 1767 im Alter von 68 Jahren. Eine verwandtschaftliche<br />

Beziehung zu der in Frankreich zur gleichen Zeit tätigen bekannten<br />

Maler- und Kupferstecherfamilie Piceard (Picard) läßt sich nicht nachweisen. Im<br />

Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttcl fanden sich noch drei Schriftstücke über<br />

Gehaltszahlungen nach dem Tode von Johann Georg Pickhardt im Jahre 1718:<br />

I. Am 7.. April 1718 wird durch herzoglichen Erlaß dem Maler Heinrich Christoph<br />

Pickhardt die Zahlung eines Gnadenquartals aufgrund des Todes seines Vaters<br />

besdIeinigt.<br />

1. Am 17. Dezember 1718 bittet HeinridI Christoph Pickhardt in einem Gesuch den<br />

Herzog August Wilhclm um Gewährung des Gehalts, das seinem Vater zugebilligt<br />

war.<br />

3. Am 17. November 1730 besdIeinigt Heinrich Christoph Pickhardt durch eigenhändige<br />

Unterschrift dem Herzog August Wilhelm den Erhalt eines ihm bewilligten<br />

Gehalts 7).<br />

6) Die Annahme, daß die Wandbilder aus dem Schloß Salzdahlum stammen, wird auch<br />

von P. J. M eie r: Bau- und Kunstdenkmäler, Bd. IH, Seite 198, bezweifelt.<br />

8) T h i e m e - B eck er: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler ... 37 Bde.,<br />

19°7-195°: Pickhardt (bearbeitet von P. J. Me i e r mit Angabe des wichtigsten Schrifttums).<br />

7) Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel 4 Alt 19 vor!. Nr. 3845.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568<br />

I<br />

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