braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
Weg von über 9 Stunden Dauer nach Station Goetheweg (an der Brockenbahn)<br />
und zurück soll am Tage vor dem dieses Briefes, also am 6. September, unternommen<br />
worden sein. Am 7., da er den Brief schreibt, erwähnt er ausdrücklich, im Quartier<br />
geblieben zu sein (s. u.). Die unmittelbare Umgebung des Dammhauses, "früher<br />
ganz eigenartig schön ... , ist durch die vorjährige Windbruchkatastrophe doch sehr<br />
verschimpfiert, aber man kann prachtvolle Touren machen. Heute sitze ich still,<br />
weil ich eine Pfote mir durchgelaufen habe .... Ich kann mir nichts unsympathischeres<br />
denken, als in einem kleinen Kurhause zu sitzen, wo jeder auf den andern aufpaßt.<br />
In einer großen Karawanserei ist das gleichgültig. Am bequemsten für den, der Ruhe<br />
haben will, ist so ein Lokal wie mein Dammhaus. Dieses Jahr hat es freilich auch<br />
Unbequemlichkeiten. Die eine Tochter hat einen Bergmann geheiratet, der aber<br />
lieber Unterbeamter irgendwo werden möchte, und der fünf jährige Enkel umspielt<br />
mich öfter als mir lieb ist. Auch ist um das Haus herum viel Unruhe, infolge des<br />
Aufräumens der umgewehten Strecke. Aber vollkommen ist nichts, und ich mache<br />
mir diese Gedanken nur, weil ich wegen der kranken Po te [!] zu Hause sitzen muß .<br />
. . . Draußen scheint die Sonne, und der Wind saust durch die Tannen. 4 Uhr nachmittags.<br />
Ich werde nun mit Filzschuhen etwas auf dem Grabendamm auf und ab<br />
gehen, weiter kann ich heute nichts leisten" 172) - verständliche Ergüsse eines Urlaubers,<br />
der sich ans Haus gefesselt fühlt.<br />
Aus einem Brief vom 2. November 1905 an Ida von Stülpnagel geht hervor, daß<br />
Holstein in diesem Jahr "aus dem Dammhaus ... ausgeräuchert worden" ist, denn<br />
"der Ofen, der ebenso wie das ganze Dammhaus aus dem Jahre 1739 stammt, wollte<br />
nicht mehr richtig ziehen, sondern rauchte. Das treibt mich weg". Der Entschluß<br />
wurde gewiß dadurch erleichtert, daß bereits Mitte September Frost kam 178). Im<br />
Anschluß an den Aufenhalt im Harz hat sich Holstein noch in Thüringen aufgehalten,<br />
wo aber auch ungünstiges Wetter herrschte und er Anfang Oktober auf dem Inselsberg<br />
in Schneetreiben geriet 174).<br />
Ober die Rückkehr nach Berlin wird nidltS weiter gemeldet. Zwei Briefe Holsteins<br />
an Fürst Radolin - "Dammhaus bei ClausthaI. Mittwoch, 13. September 1905"<br />
bzw. ebda. ,,15. September 1905" datiert 175) - 'beweisen den Aufenthalt mindestens<br />
bis zum 15. Ober den Harz enthalten die Briefe keine Aussagen. Am 19. schreibt er<br />
aus Friedrichroda 176), er muß also am 16., 17. oder spätestens 18. vom Harz nach<br />
dem Thüringer Wald übergesiedelt sein.<br />
1906 hat Holstein den Harz offenbar nicht aufgesucht. Erst 1907 finden wir ihn<br />
wieder in der von ihm so geliebten Landschaft: vom 3 I. August bis etwa 22. September.<br />
Er reist zunächst von Berlin nach Braunlage, um dort zu übernachten und Frau<br />
von Spitzemberg zu besuchen, die "dort sommerfrischcIt" 177) und dann auch tat-<br />
172) Rag g e: Holstein S. 241-243.<br />
178) R 0 g g e: lIolstein S. 243.<br />
174) R 0 g g e: Holstein S. 243.<br />
176) Frauendienst Bd. 4. S. 331. 334.<br />
178) Fra u end i e n s t Bd. 4. S. 336.<br />
177) R 0 g ge: Holstein S. 287. Es handelt sich um Hildegard Freiin von S. geh. Freiin<br />
von Varnhüler.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568