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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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schen Gehorsam noch verbunden fühlten, leisteten dem Ruf Folge. So hat sich der<br />

Konvent, wenn auch vermindert, wieder gesammelt. Zu Psalm 91, 7 "Es sind die<br />

Heiden in dein Erbe eingefallen, die haben deinen heiligen Tempel entweihet und<br />

aus Jerusalem einen Steinhaufen gemacht", bemerkt Lorber in Erinnerung an 1550<br />

- "Unse Closter ys von den vienden ock verstoret und tho einem steinhupen geworden".<br />

Bei Psalm 80, 7 "Du läss-est unsere Nachbarn sich um uns streiten und unsere<br />

Feinde verspotten uns", denkt er -an persönliche Erlebnisse dieses Jahres - er war<br />

damals 25 Jahre alt - und schreibt daneben "Alse wi ut dem Closter gan mosten<br />

midden dorch de viende und kernen vor dat steindör, do worden wi in dat elende<br />

gewiset, in der Landtwer von den Borgeren vor dem vallsleveschen dore naket<br />

utgetogen und also lantin gejagct. Godt vorgeve idt ohne in ienner welt" 79). In<br />

diesem Jahre (1550) unterzeichnete der Abt einmal ein Schreiben mit "Lambertus,<br />

elender Abt des verwüsteten Klosters Riddagshausen, der hI. Schrift Licentiat" 80).<br />

Diese harten Schläge hinderten ihn dennoch nicht, mit seinen Klosterbrüdern an<br />

die Wiederinstandsetzung der schwer angeschlagenen Abtei heranzugehen. Daneben<br />

erging an ihn vom Herzog im Juli 1551 ein Auftrag besonderer Art, nämlich an<br />

einem Verhör mitzuwirken, bei dem sich etwa siebzig Priester wegen ihrer Haltung<br />

während der Besetzung des Landes durch die Schmalkaldener verantworten sollten<br />

81). Die meisten von ihnen waren lutherisch geworden; genötigt, gezwungen,<br />

wie sie bekannten. Nun wollten sie, dem heimgekehrten Herzog gehorsam, wieder<br />

zur alten Lehre zurückkehren. Die Protokolle von diesen Verhören vermitteln freilich<br />

ein trübes Bild vom Zustand dieses Klerus, mit dessen Hilfe die katholische<br />

Kirche imHer zogtum wieder restauriert werden sollte. Vorerst galt es, die Pfarrer<br />

zu absolvieren, sie für das Priesteramt wieder zu bevollmächtigen und zu ertüchtigen.<br />

Um so intensiver will Lambertus s-ich als Vertrauensmann des Herzogs der Aufgabe<br />

widmen, den durch die Methoden der Schmalkaldener verunsicherten und durch die<br />

obwaltenden Verhältnisse vernachlässigten Klerus im Sinne eines geläuterten Katholizismus<br />

zu regenerieren. Dem Kloster Riddagshausen sollte dabei die Rolle eines<br />

geistlichen Erneuerungszentrums im Herzogtum zukommen. In diese Richtung jedenfalls<br />

weisen Geist und Methode des ganzen Katechismusunternehmens.<br />

Zeit und Verhältnisse freilich arbeiteten gegen den Abt und sein Vorhaben. Als<br />

kriegerische Wirren alles Wiederaufgebaute erneut und zwar zweimal nacheinander<br />

- 1552 unter dem Grafen von Mansfeld und im Jahre darauf unter dem Markgrafen<br />

von Brandenburg - verwüsteten, ist Abt Lambertus am Ende seiner Kraft. Er gibt _<br />

seine Pläne auf und zieht sich, ein gebrochener Mann, nach Wolfenbüttel zurück,<br />

wo er, seinem Herzog nahe, am 6. November 1553 stirbt und daselbst begraben wird.<br />

79) BibI. d. Predigerseminars Braunsdtweig, B V 38 Bd. I u. 11. Die eigenhändigen Eintragungen<br />

Lorbers (t 1586) stammen aus seinen letzten Lebensjahren.<br />

80) Stadtardt. Braunsdlw. B III 1 Nr. 30 e BI. 7.<br />

81) Diese aufschlußreidten Protokolle hat Friedr. S pan u t h veröffcntlidtt in Zeitsdtr.<br />

d. Ges. f. niedersädt .. Kirdtengesdt., 1937, P.241-88. Daß unter den vier "verordenthen<br />

Commissarien" Abt Lambertus die entsdteidende Rolle spielt, geht aus den Protokollen<br />

eindeutig hervor.<br />

44<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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