braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
Kritik gezollt, ihn aber auch auf neue Gerichte gebracht haben, so auch auf das heute<br />
noch bekannte Schnitzel a la Holstein. Allein in diesem Zusammenhang dürfte Holsteins<br />
Name heute noch am häufigsten genannt werden. Die Zitierenden werden sich<br />
wahrscheinlich nur selten über die Herkunft des Namens im klaren sein.<br />
Holsteins Lebenslauf ist rasch wiedergegeben. Am 24. _1.priI1837 in Schwedt an<br />
der Oder als Sohn eines Premier-Leutnants a. D. 11) geboren, wurde er privat<br />
unterrichtet 12), konnte aber bereits mit 16 Jahren 1853 am Köllnischen Gymnasium<br />
als Externer 13) (Extraneer, wie es damals hieß) die Reifeprüfung ablegen, die allerdings<br />
damals nur schriftlich war. Seine Eltern hatten in fortgeschrittenen Jahren<br />
geheiratet, bei seiner Geburt war die Mutter bereits 45 Jahre alt 14). Die Familie<br />
zog 1848 nach Berlin und war von hier aus viel auf Reisen, wobei der Sohn fließend<br />
Französisch und Italienisch lernte. Nach dem Abitur studierte er in Berlin - und nur<br />
hier - Rechtswissenschaft und konnte bereits im Alter von 19 Jahren als Auskultator<br />
(entsprechend dem heutigen Referendar) beim Kammergericht tätig sein 15).<br />
Sein Eifer, sein Wissen, seine Sprachenkenntnisse werden gelobt. Er ging als<br />
Attache in den Auswärtigen Dienst 16). Die erste Auslandsstelle war St. Petersburg,<br />
wo er unter dem Botschafter Otto von Bismarck seine Fachausbildung erfuhr und<br />
vom späteren Kanzler vielfältig ins Vertrauen gezogen wurde. Bismardc charakterisiert<br />
ihn 1862 in einer Dienstlichen Beurteilung als "für den auswärtigen Dienst in<br />
hohem Grade brauchbar" 17). Das Examen für den diplomatischen Dienst besteht<br />
Holstein 1863. In diesem Jahr stirbt sein Vater; die Mutter war schon 1858 gestorben<br />
18). Kurz danach tritt er seinen Dienst als Legationss·ekretär bei der Gesandtschaft<br />
in Rio de Janeiro an. Es folgen weitere Auslandsposten, zuletzt Washington.<br />
Hier scheint sich etwas ereignet zu haben, was Holstein sein ganzes Leben nachhing.<br />
Die Quellenlage über diese Ereignisse ist verständlicherweise dürfcig, handelt es sich<br />
doch möglicherweise um nähere oder allzu nahe Beziehungen zur Gattin eines ge-<br />
11) Friedrichs Vater August von Holstein war auch kurz vor seiner Eheschließung zum<br />
preuß. Kammerherrn ernannt worden. Die Umstände der Ernennung, die der Komik nicht<br />
entbehren, sind von Kar I H a e n ehe n in seinem Aufsatz "Friedrich von Holsteins Herkunft<br />
und Jugend" (Mecklenburg-Strelitzer Geschichtsblätter 7 [1931] 109-130) auf S. II5-<br />
116 dargestellt. Vgl. hierzu aber R 0 g g e: Holstein S. 3 bei Anm. 4.<br />
12) Durch Hauslehrer (R 0 g g e: Holstein S. n f. u. ö.).<br />
13) Er "besuchte" also das Gymnasium nicht: T rot h a irrt S. 70. Die Ablegung der<br />
Prüfung als Externer (nach vorangegangenem Privatunterrimt) geht aus der Personalakte<br />
Holsteins zweifelsfrei hervor. Die Personalakte befindet sich im Politischen Archiv des Auswärtigen<br />
Amtes. Ich verdanke die Auskunft Frau Dr. Keipert vom PoHt. Armiv.<br />
14) Diese Karoline geb. von Brünnow war die zweite Frau August von Holsteins, die ältere<br />
Schwester der verstorbenen ersten (R 0 g g e: Holstein S. 3).<br />
16) Wegen "smwacher Brust und allgemeiner Körperschwäche" war Holstein nie Soldat<br />
( Fra u end i e n s t Bd. 1, S. XLVIII - zitiert nach der Personalakte -, R 0 g g e: Holstein<br />
S. 14).<br />
18) Da ihm ein Teil der für diese Laufbahn vorgesmriebenen Ausbildungsstationen fehlte,<br />
erreimte er erst durch Ausnahmegenehmigung des Prinzregenten Wilhelm (ab 1861 König<br />
Wilhelm r.) seine Ernennung zum Attame (24. II. 1860) (R 0 g g e: Holstein S. 17-23).<br />
17) Zitiert nam R 0 g g e: Holstein S. 25. S. a. Johann Saß: Bismarcks Petersburger<br />
Bericht über Holstein vom 28. April 1862, in: Preuß. Jahrbümer 219 (1930) 232-134.<br />
18) Rogge: Holstein S. 31 bzw. 16.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568<br />
101