braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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Einiges aus der Geschichte des Amtsgerichts Wolfenbüttel
(1879 -1900)
Von
Reinhard Heinemann
Am 28. April 1879 berichtete das Wolfenbütteler Kreisblatt in seiner Nr. 34, es
hätten in der letzten Zeit im Garten des damaligen Stadtgerichts Wolfenbüttel an
der Neuen Straße Vermessungen und Bodenuntersuchungen stattgefunden. Das Blatt
fügte hinzu, dem Vernehmen nach sei beabsichtigt, in diesem Garten ein (neues)
Gerichtsgebäude zu errichten. Das war richtig, denn wo die Stallungen und Böden
des früheren Wohn- und Brauhauses gestanden hatten, sollte ein Neubau für das
Amtsgericht errichtet werden. Dieser Neubau aus gelben Backsteinen war pünktlich
zum I. Oktober 1879 fertiggestellt, ein Bau, der neuerdings einem Neubau des Amtsgerichtsgebäudes
(am Rosenwall) hat weichen müssen.
Nach der Verfügung des Herzoglichen Staatsministeriums vom 25. September
1879 sollte die feierliche "Constituirung" des Gerichts am I. Oktober 1879, dem Tage
des Inkrafttretens der Rcichsjustizgesetze, stattfinden. Der aufsichtführende Richter
des Amtsgerichts Wolfenbüttel, Oberamtsrichter Vages, erließ am 29. September an
die Mitglieder des Gerichts (Oberamtsrichter Schmidt, Amtsrichter Rhamm, Registratoren
Wessel und Gropp, Kanzlist Olfe, Gerichtsdiener Reinecke und die Gerichtsvollzieher
Krickmeyer und Philipps) eine Einladung, sich am I. Oktober im
"Neuen Amtsgerichtslocale" einzufinden. Einladungen erhielten auch die Obergerichtsadvocaten
Kopp, Dr. Strümpel, Dr. Dedekind, Eyferth, Baumgarten und Runde,
der Assessor von Alten, der Polizeikommissar Seeliger und der Stationskommandant
Dold. Sie alle sollten der feierlichen Eröffnung des Gerichts an diesem Tage um 9 Uhr
beiwohnen. Jedoch nicht alle geladenen Rechtsanwälte waren der Einladung gefolgt.
Das Protokoll über die Eröffnung enthält die kurze Feststellung, daß sich die Anwälte
Dr. Strümpe1, Eyferth und Runde nicht eingefunden hätten. Darüber, warum diese
Anwälte der Einladung des Gerichtschefs nicht gefolgt waren, gibt das Protokoll
keine Auskunft. Entschuldigungen lagen nicht vor. Möglich ist, daß sie durch Wahrnehmung
von auswärtigen Gerichtsterminen verhindert waren.
Die Geschäftsverteilung unter den Amtsrichtern, die ab I. Oktober wirksam
werden sollte, hatte das Staatsministerium, Abt. der Justiz, bereits unter dem 20. August
1879 verfügt. Sie sah so aus:
1. Der Oberamtsrichter Voges hatte zu erledigen: a) alle die Aufsicht betreffenden
Geschäfte, b) die Grundbuchsachen, c) die freiwillige Gerichtsbarkeit, d) einen
Teil der Vormundschaftssachen, e) die Zwangsvollstreckungen in das unbewegliche
,
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