braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
scheiden konnte, unterlegen 87). Von besonderer Bedeutung erwies sich in den Folgejahren<br />
die Gründung der Hüttenwerke in Salzgitter. Wolfenbüttel geriet damit in<br />
den Einzugsbereidt der Großindustrie, was sich in einem sprunghaften Anstieg der<br />
Einwohnerzahl bemerkbar machte. Die Stadtbevölkerung ist von 1935 bis 1939 um<br />
5000 Einwohner auf 14800 Personen angewadtsen. Die nahegelegene Industrie<br />
machte eine neue Verkehrsplanung erforderlidt, die im imposanten Neubau eines<br />
Bahnhofs beim heutigen Schwimmbad gipfeln sollte. Indessen ist es dazu nidtt mehr<br />
gekommen. Wohl aber erlebte die Stadt 1939 noch einen sdtweren Eingriff in ihre<br />
alte Bausubstanz. Es war der Durchbrudt der Langen Straße, der ehemaligen Reichsstraße<br />
4, die als Zubringer zum Bahnhof bis zum Nordausgang von Haldtter führen<br />
sollte. Die wichtigsten Straßenbau- und Brückenarbeiten sind 1941 bis in Höhe des<br />
Lessingtheaters fertiggesteIlt worden und kamen dann infolge des Krieges zum<br />
Erliegen 88). Widttiger waren jetzt Schutzbauten für die Zivilbevölkerung geworden.<br />
Auf dem Schützenplatz in der Auguststadt ging man an die Aushebung von Dekkungs-<br />
und Splittersdtutzgräben. Im ehemaligen Eiskeller in der Marktstraße 1-3<br />
wurden Luftschutzräume eingerichtet. Dem gleidten Zweck dienten auch die Kellergewölbe<br />
des Archivs, des ehemaligen Kanzleigebäudes in der Kanzleistraße 89). Der<br />
Ratsbeschluß zu diesen Maßnahmen stammt vom 9. April 1940. Unter solchen Vorzeichen<br />
schritt die Stadt wenige Tage später am 13. April zum großen Festakt ihrer<br />
400-Jahr-Feier.<br />
Den Wirkungen des Nationalsozialismus ist Wolfenbüttel nidtt minder ausgesetzt<br />
gewesen als andere Städte. Als 1942 der Bürgermeister der Beigeordnetenversammlung<br />
den Erwerb des jüdischen Friedhofs für die Stadt mitteilte, da hat man<br />
beiläufig die Verwertung der Grabdenkmäler als Schrottmaterial erörtert .•• 90).<br />
Am 18. Juli 1944 endete durch Selbstmord Werner Schrader. In den Händen des<br />
Oberstleutnants Schrader befand sich zeitweilig der Sprengstoff, mit dem am zoo Juli<br />
1944 IIider getötet werden sollte. Schrader ist im Zivilberuf Oberlehrer in Wolfenbüttel<br />
gewesen 91).<br />
Am II. April 1945 zogen amerikanische Truppen in die einstige herzoglidte Residenz.<br />
Der Krieg, der keinerlei nennenswerte Zerstörungen gebradtt hatte 92), war<br />
damit für die mit Flüdttlingen vollgestopfte Stadt zu Ende gegangen. Der Integration<br />
von 10000 Flüchtlingen und der Beschaffung von dringend benötigtem Wohnraum<br />
galt die größte Sorge des von den Siegern auf Vorschlag des dazu befragten Paul<br />
87) StA 19 B vorI. 1014.<br />
88) Wes sei (wie Anm. 80), S. 187.<br />
88) StA 34 N Zg. IOh977 vorI. Nr. 88. Später sind im Bereich der Weißen Schanze noch<br />
Panzergräben ausgehoben worden. Ihre letzten Spuren hat man 1951 beseitigt: StA K<br />
IZ9s6.<br />
80) StA 34 N Zg. IOh977 vor!. Nr. 88.<br />
81) E. A. R 0 I 0 f f, Bürgertum und Nationalsozialismus 1930-1933. <strong>Braunschweig</strong>s<br />
Weg ins Dritte Reich, 1961, S.7.<br />
82) Die Kriegsschäden beschränkten sich auf zwei Bombentreffer vom 14. Jan. 1944. Sie<br />
trafen das Gesundheitsamt im Kalten Tal und die Große Schule am Rosenwall: StA u A<br />
Neu Fb. 13 Nr. 45149 und 45164.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568