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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Karl I. und seine Gemahlin Philippine Char!otte, die Schwester des preußischen<br />

Kronprinzen, ihre erste Wohnung 61). Das Paar ist 1735 in das fürstliche Schloß umgezogen.<br />

Dort ist ihm im gleichen Jahr 1735 der Erbprinz Kar! Wilhelm Ferdinand<br />

(1780-1806) geboren worden. Zu dessen Taufe am 14. Oktober 1735 reiste der<br />

preußische König Friedrich Wilhelm 1., der Großvater des Erbprinzen, nach WoIfenbüttel.<br />

Karl WilheIm Ferdinand und Julius sind die einzigen regierenden Herzöge<br />

von <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg gewesen, die im Schloß Wolfenbüttel das Licht der<br />

Welt erblickt haben.<br />

Die Politik an der Seite Preußens führte das Fürstentum in den Siebenjährigen<br />

Krieg. Er bescherte der Stadt Wolfenbütte! zum dritten Mal in ihrer Geschichte den<br />

Schrecken fremder Eroberung und Besetzung. Nach hessischen und sächsischen im<br />

Schmalkaldischen sowie dänischen und kaiserlichen Truppen im Dreißigjährigen<br />

Krieg wird Wolfenbüttcl 1757 zum ersten Mal von einer französischen Besatzung<br />

heimgesucht. Zwar hat sie die Stadt bald wieder verlassen, doch kehrten die Franzosen<br />

unter dem Oberbefehl des Prinzen Xaver von Sachsen, einem Enkel Augusts<br />

des Starken, 1761 wieder zurück. Wolfenbüttel wurde belagert und heftig beschossen,<br />

wobei u. a. das Kleine Schloß in Brand geriet. Am 10. Oktober kapitulierte<br />

der Stadtkommandant von Stammer. Die Sieger preßten aus der Bevölkerung die<br />

hohe Summe von 200000 Talern, die nur mit Hilfe der beiden Wolfenbütteler<br />

Schutzjuden Meyer Gumpel und Samson Gumpe! aufgebracht werden konnte. Am<br />

15. Oktober 1762 rückten die Franzosen wieder ab. Aus der ruinierten Stadtbevölkerung<br />

nahmen sie acht Geiseln mit sich.<br />

An deren Spitze stand der Vizekanzler Georg Septimus Andreas von Praun. Erst<br />

1763 ist er in seine Dienstwohnung, dem Kanzlerhaus in der Kanzleistraße, zurückgekehrt.<br />

- G. S. A. von Praun 62), ein nüchterner Verwaltungsbeamter österreichischer<br />

Abstammung, ist mehr zum Leidwesen als zu dessen Freude der Vorgesetzte<br />

Lessings gewesen, der 1770 zur Leitung der <strong>Bibliothek</strong> nach Wolfenbüttel berufen<br />

worden ist. Von 1777 bis zu seinem Tode 1781 hat Lessing das später nach ihm benannte<br />

Lessinghaus bewohnt, das um 1739 als Wohnhaus für fürstliche Diener errichtet<br />

worden war 68). In die von Lessing schmerzlich empfundene Stille der einstigen<br />

Residenzstadt brachten erst die vor der Revolution aus ihrem Vaterland ausgewichenen<br />

französischen Flüchtlinge neues Leben. Die vornehmste Erscheinung unter<br />

diesen Emigranten in Wolfenbüttel, deren Zahl zeitweilig 240 Personen überstieg,<br />

ist zweifellos der ehemalige Marineminister König Ludwigs XVI. von Frankreich,<br />

der Marschall Charles Eugene Gabriel Marquis de Castries (1727-1800) ge-<br />

61) H. D r 0 y sen, Aus den Briefen der Herzogin Philippine Charlotte von Braunsdlweig<br />

1732-1801. Bd. 1 (1732-1768), (Quellen u. Forsdlungen z. Braunsmw. Gesm., Bd. 7),<br />

1916, S. 3; s. aum StA 1 Alt II Nr.608.<br />

62) Knappe biographisme Angaben über v. Praun bei K lei na u (wie Anm. 12), S.67<br />

Anm·5·<br />

58) Tb. V 0 g es. Zur Gesdlimte des Lessinghauses in Wolfenbüttcl, Braunsmweigism<br />

es Magazin 1916, S.97-105; P. Raa be, Das Lessinghaus in WoIfenbütteI. 1978 (Kleine<br />

Sdlriften der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> WoIfenbüttel.,Heft 6).<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568<br />

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