braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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Schleppsystem für Kanal- und Flußschiff-Transporte" 3'), ganz offensichtlich allein<br />
von seinem Beamtengehalt gelebt. Das Gehalt eines hohen Ministerialbeamten ist<br />
nicht gering gewesen: 1897: 9.900, 1906: 1I.000 Mark je Jahr 35). Seine Wohnung<br />
in der Großbeerenstraße war, wie vielfach versichert wird, bescheiden. Ein eigenes<br />
Haus besaß er jedenfalls nicht. Die Entlohnung seiner Haushälterin dürfte sich in<br />
den damals normalen Grenzen bewegt haben. Seine Mahlzeiten bei Borchardt allerdings<br />
haben gewiß einiges gekostet, insbesondere durch die Regelmäßigkeit, in der<br />
der Geheimrat sie einnahm, sich summiert haben. Selbst wenn es stimmt, daß er<br />
als junger Mann gespielt habe, deutet nichts darauf hin, daß er dieser Leidenschaft<br />
in seinen späteren Jahren gefrönt hätte. Er hat auch, wenigstens gegen Ende seines<br />
Lebens, keine kostspieligen Reisen unternommen. In den Jahren ab 1895 suchte er<br />
im Harz Erholung. Bis 1908 ist er regelmäßig mehrere Wochen im Herbst 36) in<br />
diesem für die Berliner damals am ehesten erreichbaren Mittelgebirge gewesen. Aus<br />
seinen Briefen, insbesondere denen an Ida von Stülpnagel und Helene von Lebbin,<br />
geht einiges hervor, das mitteilenswert ersch.eint. Die von Helmucl1 Rogge unter dem<br />
Titel "Friedrich von Holstein, Lebensbekenntnis .•• an eine Frau" (Berlin 1931) und<br />
die von Friedrich von Trotha in seinem Werk "Fritz von Holstein als Mensch und<br />
Politiker". (Berlin 1931) mitgeteilten Briefe Holsteins, diese teils ergänzt, teils berichtigt<br />
aus Holsteins Nachlaß im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes der<br />
Bundesrepublik Deutschland, sind die hauptsächlichen Quellen. An dieser Stelle ist<br />
der Leitung des Politischen Archivs für die Genehmigung zur Einsichtnahme des<br />
Holstein-Nachlasses aufrichtig zu danken.<br />
Ende Juli oder Anfang August 1895 war Holstein bei dem Versuch, auf die<br />
Pferdebahn aufzuspringen, gestürzt; er hatte sich die rechte Schulter beschädigt.<br />
Eine, besonders nachts lästige, Neuralgie kam dazu, so daß er in Bad Meinberg (nahe<br />
Detmold) Heilung suchen mußte. Diesen Kurort hatte Holstein aufgesucht, weil<br />
dort der Geheime Sanitätsrat Struck, ehemaliger Hausarzt Bismarcks 37), weilte,<br />
den er nötig habe, wie er schreibt 38). Um Anfang September herum muß Holstein<br />
dann nach Hasselfelde im Harz gefahren sein, von wo sein Brief an die Kusine Ida<br />
34) Fra u end i e n s t Bd. I, S. XLIX.<br />
86) Zu den 9.900 Mark trat infolge der Gehaltserhöhung im Haushaltsjahr 1897/98 eine<br />
Zulage von 1.100 M, so daß sim das Gehalt 1897 bereits auf 11.000 M belief. 1906 trat dazu<br />
nom ein Wohngeldzusmuß in Höhe von 690 M, so daß die gesamten Einkünfte 1906 brutto<br />
11.690 M betragen haben müssen. Frdl. Auskunft von Frau Dr. Keipert, Politismes Armiv des<br />
Auswärtigen Amts, aus Holsteins Personalakte. - Die Zahlen sagen nur etwas aus, wenn sie<br />
zu anderen Einkommen in Beziehung gesetzt werden. 0 t t 0 von Lei x ne r gibt in ,,1888<br />
bis 1891. Soziale Briefe aus Berlin", Berlin 1891, Beispiele für die Einnahmen (und Ausgaben)<br />
Berliner Familien. Im 16. Brief, wo "ein reiches Haus" für 1888 beschrieben wird, gibt er die<br />
Einnahmen mit 13.165 MlJahr an (S. 166), im 17. Brief, "eine Beamtenfamilie" betreffend,<br />
werden die Einnahmen für 1889 mit 5.450 M/Jahr angegeben (5. 176); in diesem Fall verfügt<br />
die Hausfrau über die Summe von 170 M/monatlich für die Ernährung einer sechsköpfigen<br />
Familie (5. 176 und 178). Holsteins Einkommen liegt (allerdings rd. 10 Jahre später) etwa<br />
in der Mitte zwismen den genannten.<br />
88) Die von ihm bevorzugte Jahreszeit: "Meine Zeit ist ... viel später [als Juni], wenn<br />
der Harz nicht so von Kindern wimmelt wie jetzt" (R 0 g g e: Holstein S. 133).<br />
37) R 0 g g e: Holstein S. 1312.<br />
311) R 0 g g e: Holstein S. 173.<br />
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