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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

III<br />

Ebenfalls im Sommer 1227 bestätigte Herzog Otto das Kind mit einer großen,<br />

wiederum in der typischen Minuskel geschriebenen Pergamenturkunde (57 cm hoch,<br />

43 cm breit) den Bürgern der Altstadt ihre angestammten Rechte, die höchstwahrscheinlich<br />

bereits Kaiser Lothar III. ihren Vorfahren um II30 mündlich verliehen<br />

hatte. Das Ottonianum - das Stadtrecht der Altstadt trägt als einzige Urkunde den<br />

Namen des Enkels Heinrichs des Löwen - enthält in seinen 66 Paragraphen überwiegend<br />

straf-, zivil- und prozeßrechtliche Vorschriften und gewährt den individuellen<br />

Freiheiten der Bürger verhältnismäßig geringen Raum. Ohne Ausnahme beginnen<br />

die 66 Rechtssätze mit einer roten Initiale, d. h. mit einem durch Verzierung<br />

und Farbe ausgezeichneten Anfangsbuchstaben 61). Das grüne Wachssiegel, das in der<br />

seit Mitte des 12. Jahrhunderts gebräuchlichen Form "anhängend" ist und der Urkunde<br />

als wichtigstes Beglaubigungsmittel für schriftliche Rechtshandlungen ihre<br />

öffentlich-rechtliche Beweiskraft verleiht, trägt folgende Umschrift: SIGILLVM<br />

OTTONIS DVCIS DE BRVNESVIC.<br />

Da auch dem Ottonianum einige Bestandteile des klassischen Formenapparates<br />

der mittelalterlichen Diplomatik fehlen, ist die Echtheit dieser großartigen Pergamenrurkunde<br />

mitunter in Zweifel gezogen worden. Diese offenkundigen Unzulänglichkeiten<br />

dürften sich mit der undurchsichtigen Situation in der Stadt <strong>Braunschweig</strong><br />

nach dem Tode des Pfalzgrafen Heinrich hinreichend erklären lassen. Der älteste<br />

Sohn Heinrichs des Löwen war am 28. April 1227 in <strong>Braunschweig</strong> ohne männliche<br />

Deszendenz -rerstorben. Seine testamentarische Verfügung vom Juli 1223 zugunsten<br />

seines Neffen Otto von Lüneburg 62) WUNe von den Staufern und deren Parteigängern<br />

aufs heftigste angefochten. Denn die beiden Töchter des Pfalzgrafen hatten<br />

ihr jeweiliges Erbteil durch ihre Ehemänner - Agnes war mit dem Herzog Otto H.<br />

vun Bayern und Irmingard mit dem Markgrafen Hermann IV. von Baden verheiratet<br />

- dem Kaiser käuflich überlassen 63). Daher konnte sich Friedrich 11. im Jahre<br />

1227 zumindest de iure als Eigentümer der Stadt <strong>Braunschweig</strong> betrachten, während<br />

diese de facto mit kurzer Unterbrechung von den 'Velfen beherrscht worden ist.<br />

Bei seiner Rückkehr aus Holstein vermochte Otto von Lüneburg die Stadt zunächst<br />

nicht zu betreten, da zahlreiche M·inisterialcn und einige Teile der Bürgerschaft aus<br />

eigennützigen Motiven auf die Seite des Staufers übergewechselt waren. Mit Untcr-<br />

81) Hierzu: Jürgen Gutbrod, Die Initiale in Handschriften des 8. bis 13.Jahrhunderts,<br />

1965.<br />

82) UB II Nr. 60 S. 23. - August Mi ehe I s, Leben Ottos des Kindes, ersten Herzogs<br />

von <strong>Braunschweig</strong> und Lüneburg, 1891, S. 23 f.; Fdedrich Bus eh, Beiträge zum Urkundenund<br />

Kanzleiwesen der Herzöge zu <strong>Braunschweig</strong> und Lüneburg, I. Teil, 1921, S. 35 H.<br />

83) Origines Gue1ficae II1, S.701; Sudendorf I Nr'9 S.6; UB Asseburg<br />

I Nr. 139 S. 100 f. - Karl B r a n d i, Die Urkunde Friedrichs 11. vom August 1235<br />

für Otto von Lüneburg, in: QForschBraunschwG 6, 1914, S. 43 f., Hans Pa t z e, Die<br />

welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, in: VortrrForsch XIV, 1971, S. 13. Dagegen erwähnt<br />

Lotte H ü t t e b r ä u k er, Das Erbe Heinrichs des Löwen (Studien und Vorarbeiten<br />

zum Historischen Atlas Niedersachsens 9), 1927, S. 5, daß lediglich der Markgraf von Baden<br />

das Erbteil Inningards dem Staufer verkauft. Ein Schreiben Friedrichs II. vom September<br />

1234 berichtet ebenfalls nur über diesen Verkauf; vgl. 0 r i gin e s G u elf i c a e IV, S. 141.<br />

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