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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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probe, hier viel mehr als in Berlin" 223) - und im nächsten Brief: "Die Notwendigkeit,<br />

in der besten Wanderzeit stundenlang zu liegen, drückt meine Lebensgeister<br />

herunter, das fühle ich. Aber ich werde durchhalten" 224). Bald darauf, gleich wieder<br />

im folgenden Brief, ebenfalls "Sept. 08", aus dem Dammhaus: "Vier Mal am Tage<br />

je eine Stunde fest zu liegen, und drei davon in der besten Wanderzeit, ist eine<br />

Pönitenz, aber ich glaube, es ist von großer Bedeutung. Gestern und heute hatte ich<br />

keine Beschwerden. Der Magen benahm sich wie ein bockiges Pferd, was die Ohren<br />

anlegt und den Schwanz ankneift, aber nicht bockt. Ich bin auch etwas weniger gegangen.<br />

Mir fiel ein Wort ein, das vor mehr als 10 Jahren Leyden 225) mir mal in<br />

Pontresina sagte: ,Bei angreifenden Touren wird der Magen auch angegriffen, denn<br />

er muß doch mit'" 226). Sein Magen wurde offensichtlich nicht gesdlOnt, erst gegen<br />

Ende seines Lebens mußte er bescheiden essen, doch kann von Diät kaum die Rede<br />

sein. Essen hat in Holsteins Leben einen wichtigen Platz eingenommen. Vielleicht<br />

wurde der Grund dazu im Elternhaus gelegt 227). Jedenfalls wirkt es fast grotesk,<br />

wie detailliert er oft mitteilt, was er gegessen hat. Ein Glas Bier beim Waldwärter<br />

zu trinken (1896) 228), geht noch an, auch das Rührei in Braunlage (1895) 229) und<br />

der Eierkuchen mit Schinken im Torfhaus (1896) 230) halten sich in bescheidenen<br />

Grenzen. Ebenso dürfte zu beurteilen sein, was er 1897 nach einem großen Spaziergang<br />

von Grünau nach Treptow noch nach Mitternacht zu Hause zu sich nimmt:<br />

"Schinkensemmel, 1 Apfelsinen und Graacher" [d. i. ein Moselwein] 231). In Riefensheek,<br />

wo Holstein offenbar besonders gut aß, genoß er am Sonnabend, 14. September<br />

1898, mittags "Erbsensuppe und einen vorzüglichen jungen Fasan mit hervorragender<br />

saurer Rahm-Sauce" und "zum Abend Schinken, roh und gekocht und die Extraspeise,<br />

heute Eierkudxen und Äpfel" 232). Erst zehn Jahre später finden sich in seinen<br />

Briefen wieder Nachrichten über genossene Speisen, nun aber muß Holstein sich<br />

&eines Magens wegen doch offenbar sdxonen: am 3 I. August 1908 ißt er im Dammhaus<br />

"einen Teller Reis und ein paar Happen Fleisdx. Jetzt eben um 4 Uhr habe idx<br />

wieder eine Tasse Milch mit Tee und zwei Eiern gehabt" 233). Wohl am Vortag aß<br />

er im Gasthof Auerhahn um 1/2 1 noch eine gehörige Portion Huhn mit Reis" 234),<br />

und ein paar Tage später im Dammhaus nachmittags "Mildx mit etwa.s Kaffee getitscht"<br />

235). Eine Mittagsmahlzeit bestand z. B. aus "Kalbskotelett, Reis, ein paar<br />

223) T rot h a S. 59.<br />

224) Trotha S.61.<br />

220) Professor Dr. Ernst Leyden (1831-1910) war seit 1885 Direktor der Ersten Medizinischen<br />

Klinik der Universität Berlin. Er wurde besonders durch seine Forschungen über<br />

die Rückenmarkserkrankungen bekannt.<br />

13 1<br />

220) T rot h a S. 61-62.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

227) s. dazu R 0 g g e: Holstein S. 12.<br />

228) T rot ha S. 38.<br />

228) R 0 g g e: Holstein S. 174.<br />

280) T rot ha S. 35 und ohen S. 106.<br />

281) Brief vom 16. 5. 1897 (R 0 g g e: Holstein S. 184).<br />

232) Trotha S.47.<br />

238) T rot ha S. 53.<br />

234) T rot ha S. 54.<br />

236) T rot h a S. 54 f.<br />

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