braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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Eyferth eingesetzten neuen Verwaltungschcfs Willy Mull (1945 Bürgermeister, ab<br />
1946 Stadtdirektor, gest. 1975). Die in der Stadt ansässigen Betriebe vermochten diesen<br />
Menschenstrom nur in sehr beschränktem Maße aufzunehmen. Die Metallwerke,<br />
die während der Kriegszeit u. a. Patronenhülsen produziert hatten, wurden 1946<br />
demontiert 98). Immerhin arbeiteten aber noch vier Konservenfabriken und :z 1 Industriebetriebe.<br />
Die Zahl der selbständigen Handwerksunternehmen betrug 1946<br />
113 94 ).<br />
Der Wohnraumnot konnte erst wirksam begegnet werden, als von 1950 bis 1963<br />
an der Weißen Schanze eine Siedlungs fläche von 77 ha Land von den Gemeinden<br />
Fümmelse, Groß Stöckheim und Halchter erworben wurde 95). Der Verbundenheit<br />
mit ihren Flüchtlingen gab die Stadt mit der 1951 übernommenen Patenschaft für<br />
den schlesischen Kreis Landeshut Ausdruck.<br />
Die 1941 abgebrochenen Arbeiten an der Ortsdurchfahrt der ehemaligen Reichsstraße<br />
4 sind 1952 wieder aufgenommen worden. Auf den seinerzeit geplanten<br />
Bahnhofsneubau hat man freilich verzichtet. Wolfenbüttel hat sich seither ständig<br />
vergrößert. Die Einwohnerzahl wuchs von 36000 im Jahre 1950 auf 54000 im<br />
Jahre 1974. Durch das Eingemeindungsgesetz vom I. März 1974 erreicht dle Stadt<br />
mit nunmehr 78 Quadratkilometern Fläche die größte Ausdehnung ihrer bisherigen<br />
Geschichte 96). Das wirtschaftliche Leben wird bestimmt durch drei Großbetriebe<br />
der Spirituosenfabrikation, der chemischen Industrie und des Landmaschinenbaus sowie<br />
durch einen regen Einzelhandel. Die einst blühende Konservenindustrie ist jedoch<br />
stark zurückgegangen. Von den vier Konservenfabriken des Jahres 1946 besteht<br />
lediglich noch eine in Wolfenbüttel. Dieser Entwicklung entspricht ein Rückgang<br />
der Wolfenbütteler Garten- und Gemüseanbaubetriebe von 100 im Jahre 1951 auf<br />
gegenwärtig etwa 50.<br />
WoIfenbütteI hat sich heute zu einer beliebten Wohnstadt für die in Salzgitter<br />
und <strong>Braunschweig</strong> Beschäftigten entwickelt, wozu das ausgeprägte kulturelle Leben<br />
besondere Anreize geboten haben dürfte. Bereits 1946 ist es zur Gründung eines<br />
Kulturbundes und einer Volkshochschule gekommen. Theateraufführungen haben im<br />
Winter 1946/47 wieder eingesetzt und zunächst im Schloß stattgefunden, da das<br />
Lessingtheater von Engländern besetzt war. In jenen Jahren verlor das Kulturleben<br />
der Stadt einen seiner bedeutendsten Träger, der im Grunde wie ein Fossil aus herzoglicher<br />
Zeit noch in die grauen Nachkriegsjahre hinüberragte. 1951 schloß Ferdinand<br />
Saffe (geb. 1867) für immer die Augen. Er war herzoglich-braunschweigischer<br />
Musikdirektor und Organist an der Hauptkirche BMV, Musikhistoriker und Komponist<br />
von Orgel-, Kammer- und Chormusik und obendrein noch ein begabter Maler.<br />
U3) W. T r e u e. Die Demontagepolitik der Westmädlte nam dem zweiten Weltkrieg,<br />
1967. S. 104.<br />
94) Die Zahlenangaben aus StA 95 N 83.<br />
95) Wes seI (wie Anm.80), S. 190 f.<br />
96) Eingemeindet wurden die Dörfer Adersheim, Ahlum, Fümmelse, Atzum, Groß<br />
Stöddleim, Halmter, Leinde, Linden, Salzdahlum und Wendessen.<br />
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
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