braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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Bedingungen dieser Ablässe Schlüsse ziehen auf die mönchische Frömmigkeit sowie<br />
den inneren und äußeren Zustand des Klosters zu jener Zeit. Hier läßt uns die<br />
überlieferung im Stidt, wie so oft in Riddagshausen, wo die häufigen Verwüstungen<br />
zahllose Ardtivalien vernichtet haben.<br />
Johannes IV. Nadtfolger, Abt 10hannes V. (seit 1454), hat vermutlich nach kurzer<br />
Regierungszeit abgedankt, ein in jenem Jahrhundert im Klosterleben keineswegs<br />
seltener Vorgang, nicht immer aber ein gutes Zeichen. Der Vorgänger habe dann<br />
das Amt noch einmal kurze Zeit innegehaft, konstatiert Meibom gemäß dem Martyrologium<br />
des Klosters 11). Damit nennt er eine interessante Quelle: das Riddagshäuser<br />
Martyrologium. Er meint wohl das sog. Anniversarienbuch, in dem die Namen<br />
von profilierten Konventsmitgliedern und die von Wohltätern des Klosters<br />
verzeichnet wurden oder auch einen liturgischen Kalender mit lokalen Eintragungen.<br />
Jedenfalls hat Meibom das Martyrologium noch gekannt und auch benutzt. Für uns<br />
ist, wie vieles, auch dieses verloren. Wie sehr dürfen sich Amelungsborn, Loeeum<br />
und andere Klöster ihrer erhalten gebliebenen Anniversarienbücher freuen, die ihnen<br />
mancherlei wertvolle Aufschlüsse aus ihrer Vergangenheit vermitteln.<br />
Abt Matthias, der 34. Abt von Riddagshausen, tritt sein Regiment 1456 an; er<br />
wird es 17 Jahre innehaben (1456-63). Gleidt im ersten Jahr seiner Regierung<br />
nimmt er mit den Benediktineräbten von Königslutter und St. Godehard in Hildesheim<br />
an den großen Feierlichkeiten teil, die in St. Ägidien für den h1. Autor veranstaltet<br />
werden, wobei die Gebeine des in <strong>Braunschweig</strong> innig verehrten Heiligen aus<br />
einem besdteidenen kupfernen in einen kostbaren silbernen Sarg übertragen wurden.<br />
Das muß man in Abt Berthold Meiers zeitgenössischem Bericht nachlesen 12)! Meiborn<br />
berichtet in anderem Zusammenhang, daß zwei Jahre danach, 1458, ein nicht<br />
minder spektakuläres Ereignis in <strong>Braunschweig</strong> stattfand, nämlich ein Ordenskapitel<br />
der Franziskaner, das, sagte man, etwa dreihundert Brüder des hI. Franz in der Stadt<br />
zusammenführte 18). In Riddagshausen wird man das mit Aufmerksamkeit beobachtet<br />
haben, denn in puneto Beliebtheit beim Volke galten die Franziskaner schon<br />
lange als heimliche Konkurrenten der Zisterzienser. Sie hatten in Seelsorge und<br />
Predigt, in Volksmission und Liebestätigkeit und nicht zuletzt gerade in den Wissenschaften<br />
erstaunliche Aktivitäten entwickelt.<br />
Wissenschaftliche Betätigung hatte für die Zisterzienser von dem Gesetz her,<br />
nadt dem sie ,angetreten waren, keine Priorität. Bernhard von Clairvaux, der auf den<br />
Geist des Ordens im ersten halben Jahrhundert den stärksten und einen lang anhaltenden<br />
Einfluß ausübte, hatte ein tiefes Mißtrauen gegen einen gewissen Intellektualismus<br />
und eine damit verbundene Rationalisierung des Glaubens. Das gründete im<br />
11) Chron. Ridd. p. 376: constat enim ex monasterii martyrologio etc. Zitiert wird das<br />
Martyrologium als Quelle nur hier, ist aber mehrfach ausgewertet.<br />
12) s. Ludw. H a e n seI man n, Abt Berthold Meiers Legenden und Geschichten des<br />
Klosters St. Aegidien zu <strong>Braunschweig</strong>, Wolfenbüttel 1900, p. 34 und lxxvi. Abt Berthold tut<br />
freilich der Teilnahme des Riddagshäuser Prälaten keine Erwähnung!<br />
18) Das Ereignis wird in Chron. Ridd. P.378 berichtet bei Schilderung des frommen<br />
Eifers Riddags von \Vendens.<br />
18<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568