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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Wiederum zwei Tage später, am 18. September 1897 (Holstein datiert nur<br />

"HasselfeIde, Sonnabd"), meldet er Helene von Lebbin wiederholt: "Montag früh<br />

rücke ich aus, zu Fuß nach Tanne, während das Gepäck ebendorthin mit dem fahrenden<br />

Landbriefträger wandert. Von Tanne - Elbingrerode] nehme ich des Gepäcks<br />

wegen eine Fahrkarte - fast hätte ich geschrieben Billet - pfui - 3 ter Klasse, welche<br />

mir zugleich die Berechtigung gibt, zu Fuß zu gehen. Von dieser Berechtigung werde<br />

ich mit Erlaubnis des Wetters Gebrauch machen. Auf die Art ist der Tag ganz<br />

hübsch ausgefüllt. - Es gefällt mir hier weniger dieses Jahr. Sonst bedient mich der<br />

Wirt, dessen bauernschlaues Fuchsgesicht mir sympathisch Tst. Dieses Jahr aber ist er<br />

durch den Sohn, Kellner, zuletzt in Sylt, verdrängt, der mich, wenn ich mein einsames<br />

Mahl verzehre, nidlt aus den Augen läßt. Meine Mahlzeiten werden dadurch<br />

wesentlich abgekürzt, ich esse auch nicht viel, was ja sein Gutes hat. Außerdem ist<br />

bei dieser feuchten Kälte mein Zimmer kellerartig, hinter den dichten Bäumen, was<br />

Sie ja auch von der Pension Gold [?] schreiben. - Das Wetter hat sich übrigens<br />

bisher anständig gehalten. Seit gestern, Freitag früh, ist es im Ganzen trocken, nur<br />

gelegentlich mal eine Nebclhusche. Gestern ging ich einige dreißig km, heute früh<br />

dritthalb Stunden, nachher bringe ich vielleicht diesen Brief noch nach Wendefurth -<br />

aber nein, dann wird er erst morgen Vormittag mitgenommen. Na, zum Sonntag,<br />

wird er doch nicht ausgetragen. Also, wir werden sehen. Gestern hatte ich mal wieder<br />

zu arbeiten. - Die Halswickelung hat mir sehr gut getan, ich habe nur noch etwas<br />

Schnupfen. Von der Ortsveränderung hoffe ich auch darin eine Besserung. Der graugrüne<br />

Anzug ist für dieses Wetter wie geschaffen. - Sonst habe ich nichts zu erzählen"<br />

101).<br />

Nach seinem Aufenthalt von gut vier Wochen in Hanburg ist Holstein am<br />

14. September nach Hasselfeide umgezogen. Hier bleibt er nur sems Tage 102). über<br />

HasseIfeide teilt er in diesem Jahr lediglich mit, daß er sich "an einem einsamen<br />

Örtchen" befinde; von Wanderungen hört man nichts. Am 20. trifft er im "Waldhof"<br />

in Elbingerode ein 103): an diesem Nachmittag meldet er der Freundin Helene:<br />

"Nun also, hier wäre man. Aber vorläufig bin ich noch unter dem Einfluß des<br />

scheußlichen Wetters. Außerdem schreibt der Kleine [Köhlau 104)], er sei hier gewesen,<br />

die Verpflegung sei mangelhaft. Wenn dem so ist, werde ich wohl bald<br />

weiterwandern. Gestern blieb ich im Zimmer und machte \Vickelungen. Die Halsschmerzen<br />

sind ziemlich vorbei, was bei dem Wetter alles Mögliche ist. Die Laune<br />

ist schlecht. Deshalb empfehle ich mich auch schon" 105). Bereits zwei Tage später<br />

ersteigt Holstein wieder einmal den Brocken während einer neunstündigen Tour<br />

"ohne Einkehren, sogar ohne Hinsetzen, denn es war so naß, daß ich die mitgenommene<br />

Ration - Fleisch, eine Semmel und eine halbe Zeltinger [Moselwein] - im<br />

Stehen verzehrte 106). Der Marsch auf den Brocken freut mich jedesmal wegen der<br />

101) Akt e n Bd. 79, BI. 54 ff.<br />

102) R 0 g g e: Holstein S. 185.<br />

103) T rot ha S. 42.<br />

1(4) s. Anm. 88.<br />

105) Akt e n Bd. 79, BI. 56.<br />

100) Mit fast denselben Worten schreibt Holstein auch am 23. 9. an Helene von Lebbin<br />

(A k t e n Bd. 79, BI. 58).<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568

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