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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Die Festung Wolfenbüttel galt als stärkste Anlage ihrer Art in Norddeutschland.<br />

Sie wurde 1626 vom Oberst des Niedersächsischen Reichskreises, dem dänischen<br />

König Christian IV. 'besetzt, mußte aber bereits 16z7 vor den Truppen des luriserlichen<br />

Generals Gottfried Heinrich Graf von Pappenheim kapitulieren. Er hatte zwischen<br />

Groß Stöckheim und Leiferde einen Damm quer durch das Okerbett aufschütten<br />

lassen. Die furchtbaren überschwemmungen zwangen die dänische Besatzung in<br />

Stadt und Festung Wolfenbüttel zur Aufgabe. Fast 16 Jahre lang haben dann kaiserliche<br />

und bayerische Truppen Wolfenbüttel innegehabt. Auch eine Wiederholung<br />

der überschwemmung, die 164 I Schweden und Lüneburger durch einen neut'rlichen<br />

Dammbau ("Schwedendamm") verursachten, hat sie nicht vertreiben können 89).<br />

Erst im Jahre 1643 zog die Besatzung ab. Stadt und Feste wurden dem neuen Stadtherrn<br />

übergeben, der dies Ereignis in einer Münzprägung mit der Umschrift Tandem<br />

patientia victrix (Schließlich ist Geduld die Siegerin) feiern ließ.<br />

Gustavus Selenus nennt sich der Autor eines 'bedeutenden Buches über das Schachspiel,<br />

das in Hitzacker geschrieben und 1617 in Leipzig erschienen ist. Hinter dem<br />

Verfassernamen verbirgt sich niemand anders als Herzog August der Jüngere (1635-<br />

1666) aus der Dannenberger Nebenlinie der \Veifen. Der Tod Herzog Friedrich<br />

U1richs 1634 hatte ihm die Nachfolge im Fürstentum Wolfenbüttel beschert, in<br />

dessen ausgeblutete Residenz er am 13. September 1643 Einzug hielt. Ihm folgte<br />

seine in Hitzacker angelegte <strong>Bibliothek</strong>, die dann in Wolfenbüttel zur größten Büchersammlung<br />

des damaligen Europa erwuchs. - Die Heinrichstadt und die übrigen<br />

städtischen Siedlungsbezirke aber lagen danieder. Von den 16z6 vorhandenen 890<br />

Häusern waren 1643 330 völlig zerstört. Die Zahl der mit Bürgerrecht begabten<br />

Einwohner war von uso auf ea. 150 gesunken 40).<br />

Zur Stärkung des Wirtschaftslebens erteilte der neue Stadtherr 1646 ein Privileg<br />

auf fünf Jahrmärkte und einen Viehmarkt im Gotteslager. Damit einher gingen in<br />

den Jahren 1636 bis 1652 zahlreiche Gildeprivilegierungen für die Heinrichstadt. Das<br />

Instrument der Zunftrechtsverleihung ist in seiner Hand geradezu ein Mittel des<br />

städtischen Wiederaufbaus nach dem Dreißigjährigen Krieg geworden oll). Die Siedlungsfläche<br />

ließ Herzog August im Westen durch die 1652 begonnene Anlage der<br />

Auguststadt erweitern - eine stadtplanerische Konzeption die im Ausbau der Calenberger<br />

Neustadt in Hannover eine Parallele besitzt 42). Die Auguststadt bekam 1653<br />

eine eigene Kirche aus Fachwerk (St. Johannes). Ihre Innenausstattung wurde aus<br />

der fürstlichen SdlioßkapeIle zu Hessen genommen. Der Osten der Heinrichstadt ist<br />

1655 durch die neu errichtete Bastion Corneliusberg gesichert worden. Comclius van<br />

dem Bosch war der bedeutendste Festungsbaumeister Herzog Augusts d. J. Zum Bau<br />

des neuen Bollwerks benötigte er einen Großteil des Geländes der Gotteslagersiedlung<br />

Herzog JuIius'. Die von den Baurnaßnahmen betroffenen Bewohner scheinen<br />

39) H. V 0 ge s, Der Schwedendamm bei WoIfenbütteI, <strong>Braunschweig</strong>isches Magazin<br />

1924, Sp. 33 ff.<br />

40) Verläßliche Angaben zu den Hofstätten in den Jahren 1585, 1626 und 1641 bei<br />

Ohnesorge (wie Anm.5), S.49 und 51.<br />

41) StA 34 N Fb. 1 Nr. XV, 14; vgI. Bus c h (wie Anm. 4), S. Z07.<br />

42) Busch (wie Anm.4), S. 117f.<br />

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