braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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Vermeidung unser peinlichen und schweren Straffe" 35). Wir verstehen, warum die<br />
Leipziger Matrikel bereits IS2I, d. h. schon unter dem Eindruck des Wormser<br />
Edikts, den letzten Studenten aus Riddagshausen verzeichnet. Noch war die Universität<br />
Leipzig zwar eine katholische Universität, erst 1539 wurde sie lutherisch;<br />
Abt Hermann aber hat es jedenfalls für rars.am gehalten, seine Schäflein lieber im<br />
Kloster unter seinen Augen und Ohren beisammenzuhalten; denn schon auf dem<br />
:Wege von Riddagshausen in die große Stadt konnte nur allzuviel passieren, die<br />
Ketzerei lag ja überall in der Luft!<br />
Es scheint ,angebracht, an dieser Stelle kurz zurückzublicken auf die annähernd<br />
zusammenhängende Reihe von klösterlichen Studenten, die in den bisher besprochenen<br />
Jahrzehnten die Universität Leipzig besucht haben. Die Zahlen, die wir geben<br />
'konnten, sind Mindestzahlen, denn die Anzahl der Hörer, die sich nicht in die<br />
Matrik aufnehmen ließen, ist im Mittelalter nicht gering gewesen 36). Außerdem ist<br />
nicht jeder Ordens angehörige immer als solcher bezeichnet worden. Von den vergleichbaren,<br />
weil auch an Leipzig gewiesenen vier niedersächsischen Zisterzienserklöstern<br />
Riddagshausen, Walkenried, Marienthal und Michaelstein hat in der Zeit<br />
von 1435 bis ISlI Riddagshausen die meisten fratres nach Leipzig delegiert, nämlich<br />
32, die drei anderen 22, 9 und 9.<br />
Von Riddagshäuser Klosterbrüdern kennen wir leider nur wenige Namen. Durch<br />
die Matrikeln sind uns wenigstens ein paar mehr Namen überliefert. Sie vermitteln<br />
interessante Aufschlüsse. Da der Gebrauch eines Familiennamens im IS. Jahrhundert<br />
noch schwankend war, setzte der Rektor, der die Eintragungen in die Matrikel selbst<br />
vollzog, zum Taufnamen denjenigen Stadtnamen hinzu, den der Mönch als Heimatsbzw.<br />
Geburtsort angab 37). Aus diesen Namen können wir Schlüsse ziehen auf das<br />
Einzugsgebiet des Klosters Riddagshausen. Da lesen wir z. B. Matthias Pattensen,<br />
Borkardus Helmstete, Heinrieus Scheningk, Conradus Stalberg, Helmoldus Brunswik<br />
und andere.<br />
Stehen Riddagshäuser fratres in der Matrikel direkt untereinander, so bedeutet<br />
dies, daß sie gleichzeitig von Riddagshausen delegiert wurden und wohl auch den<br />
Weg zusammen zurücklegten. Finden wir Riddagshäuser Brüder unmittelbar zusammen<br />
mit solchen aus MarienthaI, Michaelstein, Loccum, Walkenried oder Marienrode,<br />
so bedeutet auch dies: von ihren Klöstern gleichzeitig delegiert, haben sie sich<br />
nach gemeinsamer Reise dem Rektor gemeinsam vorgestellt. Die Äbte haben sich<br />
wohl vorher untereinander verständigt und rhren Scholaren die gemeinsame Reise<br />
organisiert, damit sie unterwegs einander beistehen konnten oder anders gesagt,<br />
damit sie während der Reise nicht auf dumme Gedanken kamen.<br />
Wir erinnern uns, Abt Hermann hatte seit dem rigorosen Spruch des Generalkapitels<br />
von 1522 weitere Abordnungen nach Leipzig eingestellt. Nicht verhindern<br />
16) Vollständig bei C. G. H. L e nt z, <strong>Braunschweig</strong>s Kirchenreformation im 16. Jahrh.,<br />
1818, p. 61 f.<br />
34<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
S6) s. G. Er I er, a. 3. 0., Bd. I, p. 30.<br />
S7) ibo p. XXXIX u. XU.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568