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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

liche Situation der Alrstadt als vergleichendes Moment heran. Zwei Urkunden des<br />

drittältesten Sohnes Heinrichs des Löwen und späteren Kaisers Otto IV. aus den<br />

Jahren JI99 und 1Z04 enthalten noch keine zwingenden Belege für das Konsulat 24).<br />

Zwar besitzen heide Diplome einen hohen wirtschaftspolitischen und verfassungsrechtLichen<br />

Rang, aber .in ihnen werden lediglich die -annähernd gleidlwertigen Formeln<br />

burgenses nostri de Bruneswic bzw. dilecti cives nostri de civitate nostra de<br />

Bruneswic verwendet. Am ehesten könnte das Privileg vom H. Oktober 1104<br />

einen enosdlcidenden Verfassungs wandel andeuten, sofern die darin namentlidl als<br />

Zeugen aufgeführten z 3 cives de Bruneswic bereits damals die redltlidle Qualität<br />

von consules besessen haben, wofür allerdings für die Altstadt <strong>Braunschweig</strong>s keine<br />

zuverlässigen Beweise vorliegen 25). Trotzdem enthält die Urkunde ein bedeutsames<br />

Moment. Denn Otto IV., der darin seine königliche Machtstellung betont, läßt ausdrücklich<br />

vermerken, daß er auf wiederholte Bitten seiner lieben Bürger nunmehr<br />

den Altstädtern das Recht verleiht, den Pfarrer an St. Martini zu wählen, die hier<br />

eindeutig als Marktkirche bezeidlnet wird 26). Immerhin ist es durchaus denkbar,<br />

daß auch in -der Altstadt im frühen 13. Jahrhundert eine vermutlich noch nicht vollständig<br />

ausgebildete Ratsverfassung bestanden hat, deren Repräsentanten Jn den<br />

überlieferten Urkunden deshalb nidlt als consules erscheinen 27).<br />

Keineswegs hat der Stadtherr im Hagenredlt seinen notwendlgen Konsens zur<br />

Einsetzung eines Ratskollegiums gegeben, vielmehr bestätigt er im § 15 die Existenz<br />

dieses bürgerlidlen Selbstverwaltungsorgans, quorum consilio civitas regatur. Diese<br />

Formulierung findet eine inhaltliche Parallele in dem Privileg Philipps von Sdlwaben<br />

für Speyer. Im Jahre JI98 erneuert er der Freien Reichsstadt d1e Gnade, daß<br />

aus den Reihen der Bürger I z gewählt wel"den sollen, die dann feierlidl schwören,<br />

das Wohl ihres Gemeinwesens uneigennützig zu fördern, et eorum consilio civitas<br />

gubernetur 28). f'ür den Hagen in Braunsmweig ist mit großer Sicherheit davon auszugehen,<br />

daß die Bürger den Rat mit ausdrückl:idler Billigung seitens des Stadtherrn<br />

- vermutlidl hat es sidl um König Otto IV. oder um den Pfalzgrafen Heinridl gehandelt<br />

- eingeführt haben. Das politische Selbstbewußtsein der gesamten Bürgersdlaft<br />

Braunsdlweigs hat in den Jahren um 1100 eine fiidlt zu unterschätzende Rolle<br />

gespielt; denn gerade sie erwies sidl für die bedrängten Welfen als eine zuverlässige<br />

und solide Stütze 29).<br />

24) UB 11 Nr. 30 S. Il f. und Nr. 33 S. 14 f.<br />

26) Für Lübeck hat Fritz R ö r i g, Lübeck und der Ursprung der Ratsverfassung, jetzt<br />

in: Der s., Wirtschaftskräfte im Mittelalter, 21971, S. 1-35, dargelegt, daß die eives und<br />

burgenses in der frühen Epodle dieser Stadt mit den späteren eonsules identisdl sind. - Zur<br />

synonymen Verwendung von eivis und burgensis vgI. Gerhard K ö b 1 er, Civis und ius<br />

eivile, in: ZSRG Germ. 83 (1966), S. 35 ff.<br />

t8) UB II Nr. 33 S. 14. - Hans Erich Fe i n e, Die genossenschaftliche Gemeindekirche<br />

im germanischen Recht, in: MIOG 68 (1960), S. 171 H., bes. S. 185.<br />

27) Edith E n n e n, Frühgeschichte -der europäisdlen Stadt, 1953, S. 170 ff.<br />

28) Urkunden zur Geschichte der Stadt Speyer, hrsg. von Alfred H i 1 gar d, 1885, Nr.<br />

u. - über die Entwicklung in Speyer: Elisabeth R ü tim e y er, Stadtherr und Stadtbürgerschaft<br />

in den rheinisdlen Bisdlofsstädten (Beihefte zur VjschrSozialWirtschG 13), 19z8,<br />

S. 109 ff.<br />

29) MGH Deutsche Chroniken II (wie Anm. 13), S. 516 H. - Hermann D ü r r e, Ge.<br />

schidlte der Stadt <strong>Braunschweig</strong> im Mittelalter, 1861, S. 81 ff.<br />

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