braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

sächlich Holstein am Bahnhof bcgrüßt 178). Die Tagebucheintragung der Baronin
von Spitzemberg vom 3 I. August 1907 bestätigt das Zusammentreffen: "Da laut
Nachricht von Frau von Lebbin Baron Holstein seit Wochen an Gicht und Venenentzündung
zu Hause sitzt ,anstatt auf seinem eins'amen Sommersitze im Dammhaus
bei Clausthal, war ich wie aus den Wolken gefallen, als er sich per Brief auf heute
abend hier ansagte, um meine letzten Tage hier mit mir hier [sie] im ,Haus Düm­
Iing' 179) zuzubringen. Ich holte ihn natürlich an der Bahn ab, und er überrumpelte
mich mit dem Vorschlage, morgen mit ihm auf den Brocken zu fahren ..•• Am
Abend war er sehr munter und gesprächig, besonders aus der Bismarckschen
Zeit" 180).
Montag, z. September, schreibt er der Kusine Ida: "Jetzt werde ich meine Reisetasche
pad{cn. dann Mittag essen, dann nach Königskrug vorauswandern und dort
beim Kaffee den Einspänner abwarten" IR1) in Verwirklichung seines Vorhabens,
das er im Brief vom 3 I. August nennt: "Morg,en gche ich dann in mein stilles Standquartier,
Dammhaus bei Klausthai", freilich mit zwei Tagen Verspätung.
Ab August 1906 hat sich eine nähere Verbindung zum Herausgeber der "Zukunft",
Maximilian Harden, entwickelt. Die Korrespondenz zwischen Holstein und
Harden hat ebenfalls Helmuth Rogge herausgegeben. Einige Briefe aus dem Harz
gehen an Harden, so der vom Sonnabend, 7. September 1907 aus dem Dammhaus.
Holstein hat sich bei einer Tour auf den Gipfel des höchsten Harzberges zuviel
zugemutet, er beginnt mit: "Ich schreibe kürzer, als ich möchte [doch immerhin drei
Textseiten im Druck], denn ich habe mich bei der sechsstündigen Brockentour übernommen
und seitdem meist gelegen. Es geht jetzt gut, Montag, vielleicht schon
morgen, werde ich die Beine wieder in Bewegung setzen" und später unvermittelt:
"In diesem Augenblick habe ich ... Halsschmerzen. Kurz, es könnte mir etwas besser
gehen" 182). In der Nachschrift dieses Briefes, verfaßt am folgenden Morgen, Sonntag,
8. September, erwähnt Holstein eine "schwere Erkältung", die ihn hindere, an
diesem Tage auszugehen 183). Den am Montag, 9. Septcmber an Harden gerichteten
Brief bringt Holstein bei seinem "crsten Ausgang", "da die Post schon weg ist", zum
Postamt nach Altenau, ,,5 km entfernt" 184). - Mitten in den die Politik behandelnden
Brief vom 10. September an Harden streut Holstein unvermittelt Persönliches ein:
178) R 0 g g e: Holstein S. z89. - Braunlage war bis nam dem zweiten Weltkrieg durm
eine Stimbahn von Walkenried aus an das Smienennetz angesmlossen.
179) Das Haus besteht nom unter demselben Namen. Im verdanke es den Besitzern, Herrn
und Frau Smrader, daß ich das Gästebum der fraglimen Zeit einsehen konnte. Holstein hat
sim nimt eingetragen, aber "Freifrau Hildegard von Spitzemberg geb. Freiin von Varnbüler
mit ihrer Enkelin Hildegard von Wangenheim z. Juli bis 2. September 1907".
180) Das Tagebum der Baronin Spitzemberg geh. Freiin v. Vambüler. Aufzeimnungen
a. d. HofgeselIsmaft d. HohenzolIemreimes. Ausgew. u. hrsg. von Ru d 0 I f Vi e r hau s.
3. Aufl. Göttingen 1963. S. 274 f.
1"1) R 0 g g e: Holstein S. 290. - Der Königskrug ist ein Ausflugslokal an der heutigen
Bundesstraße 41z42, etwa 4 km nordwestlim von Braunlage in Rimtung Torfhaus-Bad Harzburg.
- Der Brief vom 31. August steht bei R 0 g g e: Holstein S. 287.
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182) R 0 g g e: Harden S. 198 U. ZOI.
183) R 0 g g e: Harden S. 202.
184) R 0 g g e: Harden S. 203.
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