braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
von Stülpnagel vom 16. September 1895 gerichtet ist. "Gleich nach Strucks Abreise"<br />
ist er in den ihm "sympathischen Harz" gegangen, weil "in Meinberg ..• die Luft<br />
zu feucht und dick" war. Holsteins Empfindlichkeit gegenüber den klimatischen Verhältnissen<br />
ist deutlich erkennbar. Er war zu dieser Zeit 58 Jahre alt. Holstein empfindet<br />
es als sehr angenehm, von dienstlichen Informationen "ungeschoren" zu<br />
bleiben, da er seine Adresse nicht angegeben hat. Doch die Ruhe ist bereits ab<br />
15. September durch eintreffende Eilbriefe gestört. "Da fahre ich lieber gleich morgen<br />
nach Berlin zurück." Offenbar reist er tatsächlich rasch ab. In den Tagen des<br />
Aufenthaltes in HasseIfeIde nimmt er morgens Bäder von Staßfurter Salz, nachmittags<br />
"marschiert(e)" er" Tag für Tag 6 Stunden, ohne auszuruhen". Genau diesen<br />
Zeitraum gibt er als erforderlich an, um von HasselfeIde aus auf den Brocken zu<br />
steigen. So geschehen am Sonntag, 15. September. Als Verpflegung führt er nur<br />
"Brot, Schinken und Wein" mit, die er oben im Stehen V'Crzehrt. Ebenso bescheiden<br />
beköstigt er sich selbst oft auf seinen Wanderungen. Vom Gipfel wandert er nach<br />
Braunlage, wo er eine Portion Rührei zu sich nimmt. Mit einem Einspänner trifft er<br />
schließlich wieder 1n HasseIfeIde ein - offenbar recht spät am Abend, denn seine<br />
Wirtsleute sorgen sich bereits um ihn: " ... der Fremde habe sich im Dunkeln verirrt."<br />
An demselben Abend um 13 Uhr wird ihm noch ein Eilbrief zugestellt. Bemerkenswert<br />
scheint seine in diesem Brief noch geäußerte Ansicht über den höchsten<br />
Berg des Harzes: "Ein merkwürdiges Berglein ist doch der Brocken. Aus seinen<br />
elenden 3500 Fuß weiß er das Unglaubliche zu machen mit Rülfe des Wolkenspuks.<br />
Ähnliche Wolkenschieberei sah ich nie und nirgends. Wind und Wolken gibt's eben<br />
dort immer. Wenn man denkt, daß I 1/8 Meter Regen im Jahr auf dem Brocken fällt.<br />
Bei dem Gedanken allein schon können einem Schwimmhäute wachsen" 89).<br />
Aus diesem frühesten Harz-Bericht geht bereits hervor, was Rolstein seinen<br />
Briefempfängern, vor allem der Kusine Ida von Stülpnagel, mitzuteilen für wichtig<br />
hielt: Tagesablauf im Urlaub mit großen Wanderungen, genossenen Mahlzeiten,<br />
Landschaft und Wetter und immer wieder der Wunsch, für die Post unerreichbar zu<br />
sein, aber doch das Vermerken, daß Briefe, meist dienstliche Eilbriefe, cintrafen.<br />
17. September (Dienstag) oder wenig später dürfte Rolstein nach Berlin zurückgekehrt<br />
sein.<br />
1896, 1m folgenden Jahr also, schreibt Rolstein am Donnerstag, 13. August, an<br />
den Gesandten AIfred von Kiderlen-Wächter: "übermorgen oder spätestens Sonntag<br />
gehe ich auf Urlaub, wandere etwas umher ohne feste Adresse. Wenn inzwischen<br />
etwas Großes passiert, werde ich es ja durch die Presse erfahren" 40). An demselben<br />
Tag schreibt Holstein fast denselben Text an Philipp Graf zu Eulenburg: "Ich bin<br />
müde, will einige Wochen im Mittelgebirge auf gebahnten Wegen wandern und<br />
habe deshalb fürs erste keine Adresse" 41). Rolstein muß sich mit der bevorstehenden<br />
Harzreise intensiv beschäftigt haben, denn eine dritte Briefstelle, vom 15. August<br />
88) R 0 g ge: Holstein S. 174. Bei dem Brief handelt es sich um den oben erwähnten<br />
Eilbrief.<br />
10) Fra u end i e n s t Bd. 3, S. 581.<br />
11) Fr auen di ens t Bd. 3, S. 583.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042568<br />
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