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Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW

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Danach kommt es darauf an, <strong>mit</strong> welcher Feinfühligkeit die Bezugsperson auf das Kind reagiert.<br />

Bei einer unsicheren Bindung könnte es zum Beispiel auch sein, dass im Prozess der<br />

sekundären Affektregulation, die Bezugsbilder der Mutter diskrepant sind zu der eigenen<br />

Stimmung. Das Baby lächelt, aber die Mutter wirft einen mürrischen Blick zurück. Dies würde<br />

zu einem ambivalenten Bindungsverhalten führen. Fehlt die Spiegelung ganz, wird das Kind<br />

ignoriert, kann das Kind keine Selbstwirksamkeit aufbauen und fühlt sich der Welt schutzlos<br />

ausgeliefert. Dieses Gefühl der Ohnmacht trägt das Kind auf seinem Lebensweg <strong>mit</strong>, was<br />

wiederum im Jugendalter das Risiko psychopathologische Störungen zu erleiden, erhöhen<br />

kann.<br />

Das Prinzip, leidvolle Gefühle zu äussern oder sich an sie erinnern zu<br />

können und dann diese Gefühle zum Anlass zu nehmen um <strong>bei</strong> einer<br />

vertrauten Person um Hilfe, Unterstützung oder Trost zu bitten, scheint<br />

ein wesentliches Merkmal von Bindungssicherheit während des gesamten<br />

Lebenslaufs zu sein.<br />

(Dornes, 2007, S. 60)<br />

2.1.4 Relevanz für die <strong>Psychomotoriktherapie</strong><br />

Hypothese: Wenn der Mensch sich stetig entwickelt, sein Gehirn sich fortlaufend an neue<br />

Situationen anpasst, scheint die Möglichkeit vorhanden, im späteren Leben Programme zu<br />

ändern, die ganz zu Beginn schon durch Interaktionsprozesse gebildet worden sind.<br />

Diese Hypothese bauen wir auf der entwicklungspsychologischen Strömung auf. Besonders<br />

die Theorie von Erik Erikson bietet sich hier an. Sie geht von einer kontinuierlichen Entwicklung<br />

des Menschen aus. Da<strong>bei</strong> hat er Phasen zu durchlaufen, die von gegensätzlichen Polen<br />

geprägt sind. Diese Phasen sind epigenetisch, sie sind also von allen Menschen auf dieser<br />

Welt in derselben Reihenfolge zu bewältigen (vgl. Mietzel, 2002). Der ausschlaggebende<br />

Punkt ist aber, dass der Mensch auch im späteren Leben Krisen von früher bear<strong>bei</strong>ten und<br />

so<strong>mit</strong> besser verar<strong>bei</strong>ten kann. Jede Phase <strong>bei</strong>nhaltet Teile von allen, auch von den noch<br />

folgenden, Krisen-Gegensätze. Die Möglichkeit ist so<strong>mit</strong> auf jeder Stufe gegeben, sich <strong>mit</strong><br />

allen, auch schon verpassten Stufen, auseinander zu setzen.<br />

Dies bedeutet für uns Psychomotoriktherapeutinnen, dass wir Situationen herzustellen versuchen,<br />

die den Menschen an einer gewissen Stelle herausfordern. Es soll ihm die Möglichkeit<br />

geben, alte Programme neu zu erar<strong>bei</strong>ten und auszubauen. Dadurch kann der Mensch<br />

sein Leben wieder aktiv gestalten.<br />

Konkret bedeutet das für diesen Fall, dass wir den Aufbau von Affekterkennung und Regulation<br />

<strong>bei</strong> der Klientel unterstützen.<br />

Erfolgreiche Affektregulation führt zu internaler Kontrollüberzeugung<br />

In der <strong>Psychomotoriktherapie</strong> möchten wir dem Gefühl des schutzlos ausgeliefert seins etwas<br />

entgegensetzen. Die <strong>Psychomotoriktherapie</strong> bietet die Möglichkeit für Selbstwirksamkeits-Erfahrungen.<br />

Das Individuum soll in einem geschützten Rahmen den Umgang <strong>mit</strong> seinen<br />

Gefühlen lernen. Das Ziel sind Erfolgserlebnisse im affektiven System. Der Mensch erhält<br />

eine zweite Chance, eine ausdifferenzierte Affektregulation zu erwerben. Grundlegend dafür<br />

ist, dass die Klientel sich ihrer Gefühle bewusst wird und dazu bereit ist, an ihnen zu ar<strong>bei</strong>ten.<br />

Um dies zu erreichen lenken wir die Aufmerksamkeit der Klientel auf ihre eigene Person,<br />

<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 11<br />

Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik

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