Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW
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Beim Aufbau des Bindungsverhaltens fällt vor allem das erste Lebensjahr ins Gewicht. Da<strong>bei</strong><br />
können die Kinder auch verschiedene Bindungsstile zu unterschiedlichen Personen entwickeln.<br />
Erst <strong>mit</strong> der Zeit werden sich diese Stile hierarchisch ordnen. Sichere sowie unsichere<br />
Bindungen gehören zum Normalspektrum unserer Gesellschaft. Nichts desto trotz wirken sie<br />
sich auf die Entwicklung aus. Unsicher gebundene Kinder haben ein höheres Risiko später<br />
psychopathologische Probleme zu entwickeln. Eine sichere Bindung wiederum ist ein Schutzfaktor<br />
(vgl. Dornes, 2007).<br />
Mehr Informationen zu den Schutz- und Risikofaktoren folgen unter 2.2 Resilienz.<br />
Überspitzt dargestellt führt eine sichere Bindung zu:<br />
- Adäquatem Sozialverhalten im Kindergarten<br />
- Selbständigem Lösen von auftauchenden Konflikten<br />
- Mehr Phantasie, mehr positiven Affekten und mehr Ausdauer<br />
- Konzentration, Erfindungsreichtum und Frustrationstoleranz<br />
- Problemlösestrategien: erst selber probieren, dann Hilfe holen<br />
- Realistischer Interpretation einer zwiespältigen Situation (vgl. Dornes, 2007)<br />
Die Relevanz der Bindungstheorie werden wir unter 2.1.4 beleuchten. Bevor dies aber geschieht,<br />
geben wir nun einen Überblick über das Erlernen der Affektregulation, was essentiell<br />
für einen positiven Emotionshaushalt ist.<br />
2.1.2 Affektregulation<br />
Der Mensch kommt <strong>mit</strong> sogenannten Basisemotionen wie Ärger, Furcht, Traurigkeit, Ekel<br />
und Freude auf die Welt. Weltweit drückt der Mensch diese Gefühle <strong>mit</strong> derselben Mimik<br />
aus. Dies ist so, weil diese Basis-Gesichtsausdrücke direkt an die Gefühle gekoppelt sind. Der<br />
Gesichtsausdruck hat auf das autonome Nervensystem, wie zum Beispiel Blutdruck, Pulsfrequenz<br />
und der elektrische Hautwiderstand eine Wirkung. Bei freudigen Gefühlen sind diese<br />
Parameter <strong>bei</strong>spielsweise anders als <strong>bei</strong> ärgerlichen.<br />
Bevor der Säugling seine Effekte aber regulieren kann, muss er dies erst lernen. Dies geschieht<br />
durch Spiegelungen des Bezugspartners. Da<strong>bei</strong> unterscheidet der Psychoanalytiker<br />
György Gergely die sogenannte Primäre und die Sekundäre Affektregulation (vgl. Dornes,<br />
2007).<br />
Primäre Affektregulation<br />
Das Kind erlebt Gefühlszustände, deren es sich aber höchstens vage bewusst ist. Da<strong>mit</strong> es<br />
seiner Emotionen bewusst und fähig wird sie zu regulieren, braucht es soziale Interaktionspartner.<br />
Eltern kommunizieren <strong>mit</strong> ihrem Kleinkind im Babytalk. Sie sprechen in einer höheren<br />
Stimmlage, repetieren und variieren ihre Worte. (Dies lässt sich übrigens schon <strong>bei</strong><br />
Kleinkindern ab drei bis vier Jahren beobachten.) Gleichzeitig spiegelt die Bezugsperson den<br />
Gefühlszustand des Kindes in seinem Gesicht. Dies geschieht in einer etwas übertriebenen<br />
Weise. Dem Kind stellt sich nun die Frage, liefert der Gesichtsausdruck der Mutter eine eigene<br />
oder seine Gefühlsregung. Mit der Zeit lernt der Säugling zu erkennen, dass es sich um<br />
seine Gefühle handelt. Er erlebt ein Erfolgserlebnis, dies geschieht durch das aufgenommen<br />
und verstanden werden seines ausgedrückten Gefühls durch einen Interaktionspartner. Dadurch<br />
werden nun auch die Gefühle des Kindes verändert. Es lernt, dass es seine eigenen<br />
Emotionen regulieren kann (vgl. Dornes, 2007). Ist ein Kind zum Beispiel wütend und drückt<br />
<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 9<br />
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik