Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW
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Programmen keine Therapeuten anwesend und so<strong>mit</strong> war dieser Begriff der “Pet therapy“<br />
nicht korrekt (vgl. Schnitzer, 2006).<br />
Ursprünge der tiergestützten Therapie<br />
Der Einsatz von Tieren für therapeutische Zwecke ist keine neue Vorgehensweise und führt<br />
laut S. Greiffenhagen bis ins achte Jahrhundert zurück. Doch viele der Einsätze wurden entweder<br />
vergessen oder nicht dokumentiert und blieben da<strong>mit</strong> für die wissenschaftliche Forschung<br />
ohne Wert.<br />
Theorien wurden erst später entwickelt. Allerdings kam man in der Praxis rasch voran und es<br />
ist nicht übertrieben, von einer Revolution zu sprechen, die weite Gebiete der Pädagogik,<br />
der Sozialisation und der Resozialisierung erfasste. Die Einsicht, dass Tiere den Menschen<br />
nicht nur Fleisch liefern, Lasten tragen und Gesellschaft leisten, sondern helfen und heilen<br />
können, führte zu einer weltweiten Bewegung.<br />
Anfang der sechziger Jahre begann alles <strong>mit</strong> wenigen Zeitungsartikeln und ersten, noch kurzen<br />
und zuweilen belächelten wissenschaftlichen Berichten.<br />
Den Durchbruch brachte dann ein Buch des amerikanischen Kinderpsychotherapeuten Boris<br />
M. Levinson, der seine Erfahrungen <strong>mit</strong> Tieren als Co-Therapeuten schilderte. Wissenschaftler<br />
aus ganz verschiedenen Disziplinen und Angehörige diverser Heilberufe begannen <strong>mit</strong><br />
Experimenten, Versuchsreihen und Dokumentationen (vgl. Greiffenhagen, 1991).<br />
„Der Begriff „pet facilitated therapy“ wurde zum Schlagwort eines neuen Wissenschaftszweigs,<br />
der „Mensch-Tier-Beziehung“(Greiffenhagen, 1991, S. 15).<br />
Im Folgenden möchten wir gerne anhand einiger Ergebnisse der Forschung, einzelne Wirkfaktoren<br />
der Mensch-Tier-Beziehung betonen.<br />
Einige Ergebnisse der Forschung<br />
Die Bedeutung der Mensch-Tier-Beziehung für das verbale menschliche Kommunikationsverhalten<br />
1996 fanden Katcher und Beck, dass der Verbalkontakt des Menschen zu seinem Haustier<br />
Parallelen <strong>mit</strong> dem Kommunikationsverhalten eines Menschen zu einem Kleinkind aufweist.<br />
„Die Beziehung zu einem Tier kann nicht nur das kindliche Sprachvermögen trainieren, sondern<br />
erhöht auch die Bereitschaft zur verbalen Kommunikation“ (Vanek-Gullner, 2003, S.<br />
14).<br />
Hinsichtlich dieser Auswirkungen gibt es eine Reihe von Erklärungsansätzen. Einige Untersuchungen<br />
lassen darauf schliessen, dass das Kleinkind über die I<strong>mit</strong>ation der Laute des Tieres,<br />
den Namen des Tieres erlernt und dadurch zum sprechen animiert wird. Ausserdem kann<br />
einem Tier alles erzählt werden, ohne die Konsequenzen fürchten zu müssen (vgl. Vanek-<br />
Gullner, 2003).<br />
Der Einfluss der Mensch-Tier-Beziehung auf das nonverbale menschliche Kommunikationsverhalten<br />
Durch einen Test, der die Sensibilität einer Person für menschliche Ausdrucksformen objektiviert,<br />
fanden Guttmann et al. heraus, dass die kindlichen Heimtierhalter bessere Leistungen<br />
in der nonverbalen Kommunikationsfähigkeit erzielen als die Kontrollpersonen ohne Heimtier.<br />
Die Sprache zwischen Mensch und Tier <strong>bei</strong>nhaltet lediglich analoge Anteile und auf dieser<br />
Ebene der Kommunikation begegnen sich Kind und Tier (vgl. Vanek-Gullner, 2003).<br />
<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 27<br />
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik