Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW
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Häufigkeit einer depressiven Störung<br />
Seit den 80er Jahren sind epidemiologische Daten zur Häufigkeit stark von den US- amerikanischen<br />
Klassifikationsansätzen beeinflusst worden. Die Prävalenzraten liegen für die „major<br />
depression“ <strong>bei</strong> Kindern unter 3%, <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Angaben zwischen 0,4 und 6,4% in<br />
der Regel höher.<br />
Bei Kindern und <strong>Jugendlichen</strong> sind reine depressive Störungen selten; die häufigste Verbindung<br />
ist die Komorbidität <strong>mit</strong> Angststörungen gefolgt von weiteren Störungen wie Zwangsstörungen,<br />
Essstörungen, Störungen des Sozialverhaltens sowie Substanzen-missbrauch.<br />
Beide Geschlechter sind bis zum Jugendalter gleich häufig betroffen. Das weibliche Geschlecht<br />
ist ab dem Jugendalter dominant <strong>bei</strong> Depressionen (vgl. Steinhausen, 2006).<br />
Laut Groen und Petermann ist die Verbreitung depressiver Symptome und Störungen <strong>bei</strong><br />
Kindern und <strong>Jugendlichen</strong> relativ hoch. Weiter beschreiben sie, dass heute davon ausgegangen<br />
werden kann, dass wenigstens jeder zehnte Jugendliche bis zum Eintritt ins Erwachsenenalter<br />
unter mindestens einer ernsthaften depressiven Episode gelitten hat. Ausserdem<br />
kann während der späten Kindheit und Jugend, vor allem ab der Pubertät, ein starker Anstieg<br />
der Auftretensrate festgestellt werden (vgl. Groen und Petermann, 2002).<br />
2.3.3 Diagnostik<br />
Der Entwicklungskontext der Depression hat <strong>bei</strong> Kindern eine besondere Bedeutung.<br />
Im Säuglingsalter können mangelnde Zuwendung und psychosoziale Deprivation Rückzug<br />
und Apathie hervorrufen. Es ist jedoch unklar bzw. empirisch kaum zu klären, inwiefern es<br />
sich tatsächlich um psychosomatische Symptome im Sinne depressiver Äquivalente handelt.<br />
Gehemmtheit und Trennungsängstlichkeit sowie Antriebsminderung können im Kleinkindalter<br />
die Frage nach dem Vorliegen depressiver Symptome oder Reaktionen aufwerfen, insbesondere<br />
wenn sie auf Zurückweisung der Eltern erfolgen.<br />
Während in der <strong>mit</strong>tleren Kindheit der depressive Ausdruck des Gesichts gut wahrnehmbar<br />
ist, fehlen dem Kind und dem jungen Schulkind noch die Fähigkeit zur Wahrnehmung der<br />
eigenen Depression. Die Depression äussert sich zudem über Spielunlust und dem Rückgang<br />
der Phantasiefähigkeit. Weitere Hinweiszeichen sind der soziale Rückzug, Einschlafstörungen,<br />
Appetitsstörungen und Gewichtsverlust, Verschlechterung der Schulleistungen und Klagen<br />
über Müdigkeit sowie Passivität. Aus Todeswünschen und -vorstellungen können sich<br />
<strong>mit</strong> zunehmendem Alter Suizidgedanken entwickeln.<br />
Die Depression wird bereits ab dem späten Kindesalter von einem niedrigen Selbstwertgefühl<br />
und von Schuldgefühlen begleitet, da nun die kognitive Entwicklung eine Ableitung der<br />
Depression aus den jeweiligen Umständen ermöglicht. Ab der Adoleszenz verbindet sich die<br />
Depression <strong>mit</strong> oft übersteigerten und verzerrten Gefühlen der Sinnlosigkeit, des Versagens<br />
und der Schuld. Grübeln, Suizidimpulse und Minderwertigkeitsgefühle sind typische Symptome<br />
depressiver Syndrome des Erwachsenenalters und prägen nun das Bild der Depression.<br />
Jugendliche zeigen im Vergleich zu Kindern mehr Schlaf- und Appetitsstörungen, negative<br />
Zukunftsvorstellungen und Suizidalität, mehr Funktionsbeeinträchtigungen, aber weniger<br />
Angstsymptome sowie Kopf- und Bauchschmerzen. Hingegen haben Jugendliche im Vergleich<br />
zu Erwachsenen <strong>mit</strong> Depressionen mehr externalisierende Verhaltensauffälligkeiten<br />
und weniger vegetative Symptome sowie psychotische Symptome (vgl. Steinhausen, 2006).<br />
<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 18<br />
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik