Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW
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Bereiche der menschlichen Wahrnehmung und des menschlichen Empfindens angesprochen<br />
werden. Die Reittherapie ist eine lustvolle Therapie, <strong>bei</strong> der tief gehende emotionale Vorgänge<br />
in Gang gesetzt werden können.<br />
Findet die Reittherapie zudem im Freien statt, ist es ein Naturerlebnis (vgl. Gäng, 2003).<br />
Ziele der Reittherapie<br />
Die Ziele der Reittherapie sind ganzheitlich für Körper und Seele: Sich sportlich betätigen und<br />
ohne Leistungsdruck frei bewegen zu können, das Lösen von Verkrampfungen, sich durchsetzen<br />
lernen und das Pferd als selbstständig denkendes Wesen annehmen. Da<strong>bei</strong> wird das<br />
Gleichgewicht geschult und das Selbstwertgefühl gesteigert. Für Erwachsene gibt es auf dem<br />
Pferderücken ein Gefühl des „Getragenwerdens“ wie sonst nirgendwo (vgl. Schweizer,<br />
Kiener & Blaser, 2008)<br />
Die Rolle des Pferdes in der Reittherapie<br />
Was bietet die Reittherapie, was die Psychotherapie nicht bieten kann?<br />
Das Pferd ist ein sensibles Wesen, welches durch sein arttypisches Verhalten wertvolle Möglichkeiten<br />
für die Ar<strong>bei</strong>t <strong>mit</strong> psychisch kranken Menschen bietet, wenn man es als Naturwesen<br />
agieren und reagieren lässt. Dazu gehört, dass sich die Therapeutin bzw. der Therapeut<br />
oft zurückhalten muss.<br />
Das Pferd vermag sich aufgrund seiner Eigenheiten und Reaktionsweisen in seiner Funktion<br />
als Co-Therapeut voll und ganz in die Beziehung zur Klientel einzugeben. Für die Klientel ist<br />
es so<strong>mit</strong> un<strong>mit</strong>telbar präsent und zugänglich und lässt ein jeweilig augenblickliches Erleben<br />
in der Beziehung zu, indem in der Interaktion <strong>mit</strong> dem Pferd eigene Gefühle und Bedürfnisse<br />
bewusster wahrgenommen werden können.<br />
Aufgrund noch fehlender verbaler Mittel, bewegt sich die Kommunikation von Kleinkindern<br />
und Tieren auf einem rein körpersprachlichen und beziehungsdefinierten Niveau.<br />
Das artgerecht aufgewachsene und gehaltene Therapiepferd kann <strong>mit</strong> seiner ausdrucksstarken<br />
Körpersprache Ver<strong>mit</strong>tler zwischen der Therapeutin bzw. dem Therapeuten und der<br />
Klientel sein. Der Kontakt zum Pferd stellt keine komplizierte, zwischenmenschlich ähnliche<br />
Beziehung dar, sondern Ursache und Wirkung stehen immer in einem direkten Zusammenhang,<br />
sind daher leicht verständlich und akzeptabel. So kann viel körperliche Nähe ohne<br />
Angst vor Grenzverlust erlebt werden. Das Pferd nimmt die Rolle des Motivierenden ein.<br />
Gerade in der Therapie „therapiemüder“ Menschen finden Pferde, durch ihren starken Aufforderungscharakter,<br />
immer wieder einen guten Zugang zu den positiven Ressourcen dieses<br />
Personenkreises (vgl. Quiring, 2008).<br />
Ausserdem wertet das Pferd den Menschen nicht, reagiert auf ihn direkt und akzeptiert ihn<br />
in der Regel so wie er gerade ist. Diese klare und unverfälschte Haltung des Pferdes führt<br />
dazu, dass auch der Mensch eigene Anteile in die Beziehung einbringen und diese als „ zur<br />
eigenen Person gehörig“ ( ich darf so sein, wie ich bin…) akzeptieren kann. Mit ihrem feinfühligen<br />
Wesen können Pferde Gefühle und Emotionen der Klientel problemlos erfassen,<br />
vermögen darauf entsprechend zu reagieren und spiegeln, <strong>mit</strong> ihrer stark kongruenten Haltung,<br />
das innere Erleben wider.<br />
Je nach Problematik der Klientel werden andere Vorzüge betont und eingesetzt. Die richtige<br />
Auswahl des Therapiepferdes ist entscheidend. Idealerweise sollte man eine Auswahl an<br />
<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 38<br />
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik