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Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW

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was hinein zu pushen. Es gibt ganz viele, die haben zum Beispiel Panik hinter dem Pferd<br />

durch zu gehen, die müssen das erst tun, wenn sie das möchten. Ich erlebe halt in der Stunde<br />

nicht viel von den Depressionen. Es kann sein, dass ich sie holen gehen muss, weil sie es<br />

nicht schaffen zu kommen. Dann erlebt man die Schlaffheit schon, wenn sie im Zimmer sind.<br />

Aber sie kommen dann auf ihre Touren.<br />

Es gibt kein Schema, welches ich <strong>bei</strong> Depressiven anwende. Ich gehe oft auch auf Wünsche<br />

ein, wenn zum Beispiel jemand nur geführt werden will. Es gibt ja ganz viele, die einfach abgeben<br />

möchten. Die möchten auf dem Pferd sitzen, Übungen machen und geführt werden.<br />

Dies ist oft auch an Tagen, an welchen es ihnen nicht so gut geht. Es ist dann auch ein bisschen<br />

wie zurück gehen in eine kindliche Phase, in der man die Führung abgeben kann und<br />

trotzdem <strong>mit</strong>getragen wird. Das Schaukeln lässt den Menschen ein Urgefühl spüren. So<strong>mit</strong><br />

gehe ich auf die Wünsche ein, ich lasse es aber auch immer ein bisschen offen und frage gegen<br />

Schluss zum Beispiel, ob die Zügel doch noch in die Hand genommen werden wollen.<br />

Einfach dass die Möglichkeit auch vorhanden ist, dass die Klienten selber noch aktiver werden<br />

können.<br />

Depression ist für mich eben so eine Schublade, die ich <strong>bei</strong> vielen sehe zum Beispiel <strong>bei</strong> Borderlinern<br />

oder Suchtkranken.“<br />

10. Was bietet die Reittherapie speziell für eine Klientel <strong>mit</strong> Depressionen?<br />

11. Welche Erfolge der Therapie sind zu verzeichnen?<br />

„Sicher sehr gut sich auf dem Pferd besser spüren<br />

Was der Umgang <strong>mit</strong> Pferden bewirkt ist speziell, dies merke ich schon <strong>bei</strong>m putzen, durch<br />

das streicheln und berühren des Pferdes, etwas tun.<br />

Ich habe eine Patientin, die kommt oft <strong>mit</strong> hängendem Kopf und erzählt, sie habe einen ganz<br />

schlechten Tag. Im Kontakt <strong>mit</strong> den Pferden, dies sagt sie selber, wird sie präsenter, wach<br />

und beginnt sich zu spüren. Sonst beschreibt sie ihren Zustand, dass sie oft wie auf Wolken<br />

schwebe oder in Watte gepackt und gar nicht wirklich im Hier und Jetzt ist. Je länger sie <strong>bei</strong>m<br />

Pferd ist umso mehr spürt sie sich und ist da. Später auch wenn sie auf dem Pferd sitzt und<br />

die Zügel in der Hand hat, hat sie eine Verantwortung, eine Aufgabe, sie muss also wach<br />

sein. Was ja auch ist <strong>bei</strong>m Reiten, man wird vor zu ins Ungleichgewicht gebracht und eigentlich<br />

muss das Unterbewusstsein das Gleichgewicht wieder herstellen. Man muss gar nicht<br />

viel denken und doch macht es einen wach, man muss präsent sein. Man muss auch reagieren,<br />

wenn das Pferd von sich aus agiert. Man ist die ganze Zeit gefordert. Es ist eine Kommunikation<br />

auf der Ebene des Körpers, man muss reagieren. Dies geschieht oft auch nicht so<br />

bewusst sondern auf unbewusster Ebene, weil jeder balanciert seinen Körper aus, wenn er<br />

schief ist. Dadurch werden sie eben präsent, spüren sich und merken, dass sie etwas bewirken<br />

können. Oft sind es auch kleine Erfolgserlebnisse, welche diesen Menschen sehr viel<br />

bringen. Das wäre zum Beispiel nur schon, dass sie ein Pferd anhalten oder in den Schritt<br />

bringen können. Darum Erfolgserlebnisse, weil sie in ihrem sonstigen Leben tagtäglich viele<br />

Frust-Erlebnisse haben. Eben dass sie es zum Beispiel nicht geschafft haben am Morgen aufzustehen.<br />

So vieles läuft zum Teil nicht richtig, dann gibt es hier viele kleine Dinge, an denen<br />

sie Freude haben können.<br />

Man sieht wirklich eine veränderte Körperhaltung nach der Stunde. Die eine Person die<br />

hüpft regelrecht hinaus, wie ein kleines Kind. Dies ist wahnsinnig <strong>mit</strong> anzusehen. Dies beschreibt<br />

mir die Person auch immer und erzählt es auch anderen, dass sie eben oftmals sehr<br />

gedrückt in die Stunde kommt und dann fröhlich wieder geht. Es füllt sie auf eine Art <strong>mit</strong><br />

Energie, holt sie wieder in die Gegenwart.“<br />

<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 110<br />

Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik

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