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Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW

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eginnen, die Klientel wählt nach ihrem Bauchgefühl das Pferd aus. Sie versucht zu spüren,<br />

was die Begegnung in ihr auslöst und fällt danach eine aktive Entscheidung.<br />

Das ist ein erster Schritt in Richtung der Selbstbestimmung. Es geht darum, dass die Klientel<br />

die Verantwortung und Führung für ihr Leben wieder übernehmen kann. Der Mensch<br />

braucht Ziele, um seinen Weg danach auszurichten. Im Rahmen der Therapie formuliert die<br />

Klientel Ziele, welche sie erreichen möchte. Sie erhält so<strong>mit</strong> die Möglichkeit, sich zu<br />

erforschen, klar zu wissen was er will und dies auch zu formulieren.<br />

Hat die Klientel Ziele formuliert, geht es an die Umsetzung. Um ihre Ziele zu erreichen,<br />

nimmt sie Einfluss und erlebt sich so<strong>mit</strong> selbstwirksam. In diesem Rahmen wird Handeln<br />

wieder erlernt. Eine gute Übung um seinen Einfluss sichtbar zu machen, ist das Führen eines<br />

Pferdes. Die Körperhaltung spielt da<strong>bei</strong> eine grosse Rolle. Sie gibt dem Pferd Anhaltspunkte,<br />

was der Mensch von ihm will und so kann es sich danach ausrichten. Erfolgserlebnisse resultieren<br />

direkt aus der korrekten Körperhaltung und Ausführung des Befehls. Ein Beispiel sei<br />

hier für die korrekte Körpersprache erwähnt. Um ein Pferd zu führen ist es wichtig, dass man<br />

in die Richtung blickt in die man gehen möchte. Man kann sozusagen schon <strong>mit</strong> den eigenen<br />

Blicken ein Pferd lotsen.<br />

Das körpersprachliche Zusammenspiel von Mensch und Tier kann <strong>bei</strong> der Bodenar<strong>bei</strong>t oder<br />

auch <strong>bei</strong>m Longieren der Pferde vertieft werden. Desweiteren könnte ein Parcours aufgebaut<br />

werden, durch welchen sich das Pferd im Vertrauen zur Klientel führen lässt. Auch das<br />

Beibringen eines Kunststückes <strong>bei</strong>nhaltet Selbstwirksamkeits-Erfahrungen. Dies kann die<br />

Klientel zusätzlich ermutigen, selber auch ein Kunststück zu erlernen und so<strong>mit</strong> auch ihre<br />

eigenen körperlichen Kompetenzen weiter auszubauen. Das Beherrschen eines Kunststücks<br />

lässt Freude über den Erfolg entstehen und ermutigt die Klientel, sich auf weitere Akrobatik-<br />

Einheiten einzulassen.<br />

Reiten lernen setzt voraus, dass die Klientel klar weiss was sie will, dass sie das Vertrauen in<br />

sich und das Pferd hat und dass sie handlungsfähig ist. Sie muss sich zudem selber spüren.<br />

Die Kommunikation auf dem Pferd ist, wie die Kommunikation vom Boden aus, an die körpersprachlichen<br />

Signale gebunden. Den Impuls zum Anreiten oder Anhalten wird aus der<br />

Hüfte gegeben. Diese Impulse können auch <strong>mit</strong> einem verbalen Befehl gekoppelt werden,<br />

welche das Pferd durch Repetition und Lob lernt. Diese verbalen Hilfen sollten deswegen<br />

auch allgemein gültig sein, sprich von allen in gleicher Weise ausgeführt werden.<br />

Der beginnende Reiter bzw. die beginnende Reiterin kann zum Beispiel, wenn er bzw. sie<br />

noch geführt wird, schon eine Art Hilfszügel in der Hand halten. So<strong>mit</strong> kann er bzw. sie den<br />

Teil des Lenkens einüben, ohne von den anderen Aspekten des Reitens zu stark abgelenkt zu<br />

werden. Dies ist vor allem wichtig, da die Gesundheit des Pferdes im Vordergrund steht und<br />

ein Pferdemaul <strong>mit</strong> einer sensiblen Hand geführt werden muss.<br />

Ist die Klientel handlungsfähig, kann sie auch Verantwortung übernehmen. Auf dem Pferd<br />

trägt sie die Verantwortung für sich und das Pferd gleichermassen. Es geht da<strong>bei</strong> darum, das<br />

Pferd in einer verantwortungsvollen Weise zu führen und so<strong>mit</strong> für sich und andere zu sorgen.<br />

Diese Verantwortung übernimmt die Klientel auch, wenn sie das Pferd pflegt. Sie kann<br />

es bürsten und auch einmal waschen. Der Hintergedanke hier<strong>bei</strong> ist, dass der depressive<br />

Mensch diese Verantwortung auch auf sich selber transferiert. Die Pflege eines Dritten kann<br />

da<strong>bei</strong> hilfreich sein, diesen Aspekt der Eigenverantwortung wieder wahrzunehmen und ihm<br />

mehr Beachtung zu schenken.<br />

<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 57<br />

Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik

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