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Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW

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spiel Ausritte unternommen werden, <strong>bei</strong> dem die Klientel geführt wird und die Verantwortung<br />

abgeben kann. Sind Fohlen auf dem Hof zu Hause, kann deren Unbeschwertheit und<br />

Lebensfreude beobachtet werden, wenn sie die Klientel auf dem Ausritt begleiten. Selbst<br />

wenn sie noch nicht so wahrgenommen werden kann, erlebt die Klientel Freude. Diese kann<br />

ansteckend wirken. Das Ziel ist es, der Klientel den Zugang zum „Spass-haben“ zu erleichtern.<br />

Da<strong>mit</strong> der Mensch <strong>mit</strong> sich zufrieden ist, muss er <strong>mit</strong> seinem Körper im Einklang sein. Er<br />

muss sich spüren und auf sich einlassen können. Durch taktil-kinästhetische Wahrnehmungen<br />

wird der Weg zur propriozeptiven Eigenwahrnehmung beschritten. In der Praxis könnte<br />

das so aussehen, dass die Klientel erst unterschiedliche Materialien befühlt und kennen<br />

lernt. Später kann sie das Pferd berühren und spüren wie sich das anfühlt. Sie kann ihre<br />

Hand zum Beispiel auf das Schulterblatt des bewegten Pferdes legen und die Bewegung spüren.<br />

Dies kann dann auch <strong>mit</strong> einem eigenen Körperteil ausgeführt werden, der Mensch<br />

spürt so, wie sein Körper vom Pferd bewegt wird. Er spürt einzelne Körperteile und wird sich<br />

deren wieder bewusst. Weiter soll er auf seine Atmung achten und sich von innen spüren.<br />

Wenn die Klientel dazu bereit ist, kann man Gedankenreisen durch den Körper unternehmen.<br />

Da<strong>bei</strong> gibt es auch die Möglichkeit, <strong>mit</strong> jedem Atemzug ihren Körper von innen in Gedanken<br />

<strong>mit</strong> Farbe auszumalen versuchen.<br />

Erst wenn der Mensch <strong>mit</strong> sich zufrieden ist, kann er auch loslassen und Freiheit erleben. Es<br />

braucht die Voraussetzung, dass nichts die Konzentration bindet. Dann ist es möglich, ohne<br />

einengende Zwänge und Gedanken, den Moment geniessen zu können.<br />

VI. Gefühl der Lebensfreude<br />

Das Bewegungsverhalten des depressiven Menschen ist stark eingeschränkt, wirkt starr und<br />

schlaff. Da<strong>mit</strong> wieder Bewegungsfreude entwickelt wird, muss der Körper durch Bewegung<br />

wieder belebt werden. Da kann das Pferd, welches <strong>bei</strong>spielsweise spazieren geführt wird,<br />

anregend auf den menschlichen Körper wirken. Genauso kann es belebend wirken, wenn die<br />

Klientel auf dem Pferd sitzt und vom Pferd <strong>mit</strong> bewegt wird. Da<strong>bei</strong> kann sie spüren, wie unterschiedliche<br />

Pferde, verschiedene Arten des Gehens haben. Es gibt Pferde die durch ihren<br />

Rücken mehr Bewegung weitergeben als andere, es gibt längere und kürzere Beine, welche<br />

vor allem die Eigenarten eines Pferdes bildet.<br />

Lebensfreude drücken Pferde auf der Koppel durch buckeln und herumtollen aus. Es liegt<br />

nahe, dass ein gesunder Mensch manchmal auch am liebsten Luftsprünge machen würde,<br />

um seine Lebensfreude auszudrücken. Auf dem Pferd kann die Klientel die unterschiedlichen<br />

Gangarten, Tempo erleben und so<strong>mit</strong> Teil von dieser Lebensfreude werden. Es wird eigene<br />

Freude und Energie aktiviert.<br />

Da<strong>mit</strong> dies auch in andere Bereiche der Lebenswelt der Klientel dringen kann, ist ein Transfer<br />

wichtig. Zum Beispiel kann eine leichte Aufgabe gestellt werden, dass die Klientel sich einmal<br />

am Tag etwas Gutes tut. Dies kann ganz trivial sein, wie die Hände sehr bewusst und sorgfältig<br />

zu waschen. Sie soll auf die Kleinigkeiten achten, die sie trotz ihrer Depression geniessen<br />

kann, Dinge die sie erfreuen. Zum Beispiel den Geruch einer Tasse Kaffee bewusst einatmen,<br />

da<strong>mit</strong> das tägliche Leben wieder mehr Farbe und Tiefe erhält. Es soll der Versuch unternommen<br />

werden, ein bisschen über den „Brillenrand der Depression“ zu schielen. Dies ist<br />

keine einfache Aufgabe aber sie ist einen Versuch wert. Kann der Mensch sich an kleinen<br />

Dingen freuen, ist er zufriedener und auf dem Weg zurück ins Leben.<br />

<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 59<br />

Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik

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