Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW

verschiedenen Pferden haben, aus der das jeweils Richtige für die Klientin bzw. den Klienten
ausgesucht werden kann (vgl. Gäng, 2003).
2.5.4 Relevanz für die Psychomotoriktherapie
Der spielerische Umgang von Kindern mit dem Pferd kann pädagogisch wie auch therapeutisch
genutzt werden. Das Pferd kann als Erziehungshelfer wie auch als Co-Therapeut eingesetzt
werden, was für die Psychomotoriktherapie mit ihrem pädagogisch-therapeutischen
Vorgehen von grosser Bedeutung ist.
Die emotionalen und kommunikativen Möglichkeiten des Pferdes können wie auch seine
körperlichen und bewegungsspezifischen Besonderheiten, in der Psychomotoriktherapie
eingesetzt werden, um Menschen aller Altersstufen zu fördern.
Das Pferd kann für die Psychomotoriktherapie ganzheitlich genutzt werden und somit die
Klientel emotional, sozial und physisch ansprechen und fördern.
Der Einsatz von Pferden in der Psychomotoriktherapie bietet dem therapeutischen Vorgehen
umfangreiche Möglichkeiten. Das Pferd wirkt mit seiner sensiblen, wertfreien und kongruenten
Art wie ein Spiegel, der die Klientel über ihr eigenes Verhalten informiert.
Durch das Beobachten der Pferde lernt die Klientel, einzuschätzen in welchem Gemütszustand
sich die Tiere befinden, danach wie man entsprechend auf sie zugeht und sich ihnen
gegenüber verhält. Dies hilft der Klientel schliesslich auch im Umgang mit anderen Menschen.
Durch die Pferdepflege können Erfahrungen mit dem Material gemacht werden und
es wird gelernt, Verantwortung für ein Lebewesen, mit allen anfallenden Pflichten zu übernehmen.
Das Übernehmen der Verantwortung für ein anderes Lebewesen und das Erlernen
neuer Fertigkeiten im Umgang mit dem Pferd, steigern das Gefühl von Kompetenz und
Selbstwirksamkeit, was sich positiv auf das Selbstwertgefühl auswirkt. Je nach Klientel und
Problematik kann der Einsatz in der Gruppe oder in Einzelstunden erfolgen und der Schwerpunkt
der Arbeit verlagert werden. So ist es möglich, die Klientel individuell zu fördern.
Alle Wahrnehmungsbereiche sowie die Motorik und das psychische Erleben können im Therapieprozess
mit dem Pferd angesprochen und gefördert werden.
Das Pferd kann die Klientel der Psychomotoriktherapie motivieren Übungen zu machen, welche
durch dieses einen Sinn bekommen.
Manchmal hat die Klientel durch jahrelange Therapieerfahrung ein vermindertes Selbstwertgefühl
und wird „therapiemüde“. In solchen Fällen bietet die Psychomotoriktherapie anhand
des Pferdes ein ausserschulisches Setting, das einen neuartigen Aktionsraum bietet, in dem
der Therapeut bzw. die Therapeutin weniger als Lehrer/in und mehr als Helfer/in wahrgenommen
werden kann.
2.6 Was ist Psychomotoriktherapie
Der Begriff Psychomotorik existiert schon seit der Jahrhundertwende und hat je nach Kontext
eine unterschiedliche Bedeutung. Wir berufen uns hier auf das Werk von Renate Zimmer:
Handbuch der Psychomotorik, welches sehr umfassend ist. Es fasst die Ursprünge der
Psychomotoriktherapie zusammen und liefert zudem Informationen zur Therapie selbst. Das
Konzept scheint uns auch im Hinblick auf Jugendliche mit einer Depression zentral. Es beinhaltet
zwar nicht explizit Inhalte zu dieser Thematik, schenkt aber dem Selbstbild und dem
Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit Depressionen 39
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik