Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW

Bindungsdefizit nicht rückgängig gemacht werden, aber die betroffene Person kann durch
die Beziehung zur Therapeutin bzw. zum Therapeuten eine gute Bindung aufbauen. Mit ihrem
abwechslungsreichen und auffordernden Setting vermag die Psychomotoriktherapie
eine Mangelanregung auszugleichen.
Ressourcenorientiertes Vorgehen hat für die Psychomotoriktherapie mit Menschen, die an
Depressionen leiden, einen besonderen Stellenwert. Das Eingehen auf die Stärken bildet
einerseits einen Gegenpol zur negativen Sichtweise, welche oft von depressiven Menschen
eingenommen wird, andererseits werden die gesunden Anteile ausgebaut.
Da die Psychomotoriktherapie in der Einzelsituation wie auch in der Gruppe erfolgen kann,
ist es möglich, das Angebot der individuellen Situation der Klientel anzupassen. In gewissen
Fällen eignet sich die Einzeltherapie, da sie der Klientel Schutz bietet und es keine Vergleiche
oder Leistungsdruck gibt. Je nach dem kann zu einem späteren Zeitpunkt der Wechsel in
eine Gruppentherapie erfolgen. In der Gruppe existieren zahlreiche Möglichkeiten, die
Sozialkompetenz der Klientel zu fördern.
Eine Depression im Kindes- und Jugendalter stellt ein grosses Risiko für Beeinträchtigungen
der weiteren Entwicklung dar. In diesem Fall kann eine Psychomotoriktherapie, welche die
Entwicklung zu fördern vermag, einen hohen Beitrag dazu leisten, das Risiko für Beeinträchtigungen
der weiteren Entwicklung zu minimieren.
4.6.3 Psychomotorik – Arbeit mit Pferd
Ganzheitliche Förderung
Das Pferd kann in der Psychomotoriktherapie als Co-Therapeut wie auch als Erziehungshelfer
eingesetzt werden. Die emotionalen und kommunikativen Möglichkeiten des Pferdes, wie
auch seine körperlichen und bewegungsspezifischen Besonderheiten, können in der Psychomotoriktherapie
genutzt werden, um Menschen aller Altersstufen zu fördern. Alle Wahrnehmungsbereiche,
sowie die Motorik und das psychische Erleben, können im Therapieprozess
mit dem Pferd angesprochen und gefördert werden. Der ganzheitliche Einsatz des Pferdes
in der Psychomotoriktherapie bietet dem pädagogisch-therapeutischen Vorgehen umfangreiche
Möglichkeiten.
Durch Bewegung und Spiel macht der Mensch Körper- und Selbsterfahrungen. Er lernt sich
besser kennen und vermag seine Stärken und Schwächen einzuschätzen. Ausserdem werden
Sozial- und Materialerfahrungen gemacht.
Spiel als therapeutisches Element
Das Spiel ist ein therapeutisches Element der Psychomotoriktherapie und kann in Verbindung
mit dem Tier bereichert werden, da positive Effekte der Mensch-Tier-Beziehung ins
Spiel integriert werden.
Da das Spiel mit dem Tier ein Glücksgefühl hervorruft, ist dieser Effekt besonders relevant
für die Therapie mit Menschen, die an Depressionen leiden. Auch die Tatsache, dass das
Pferd die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen vermag und so die Klientel aus ihren negativen
Gedanken ziehen kann, ist von grosser Bedeutung.
Das Spiel mit dem Pferd kann motivieren und so dem fehlenden Antrieb von Menschen mit
Depressionen entgegenwirken. Zudem bietet der spielerische Umgang mit dem Pferd eine
Menge an Möglichkeiten, neue Erfahrungen zu machen, sich selbstwirksam zu erleben und
Erfolgserlebnisse zu verzeichnen. Dies stärkt das Selbstkonzept, welches in der Therapie mit
Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit Depressionen 68
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik