Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW
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• Die Therapie dauert längere Zeit, was für Klientinnen oder Klienten, die hohe Erwartungen<br />
an sich und die Therapie haben, manchmal schwierig ist.<br />
• Die Klientel spürt sich selber nicht richtig, sie hat Probleme in der Wahrnehmung und<br />
merkt zum Beispiel nicht immer, wenn sie schief auf dem Pferd sitzt.<br />
• Klientinnen und Klienten <strong>mit</strong> Missbrauchshintergrund klinken sich manchmal aus, was im<br />
Umgang <strong>mit</strong> Pferden gefährlich sein kann.<br />
Dies war nun ein Einblick in die Praxis der Therapie. Nun werden wir noch auf das Pferd und<br />
sein Milieu eingehen.<br />
4.5 Wirkfaktoren: Ar<strong>bei</strong>t <strong>mit</strong> Pferden <strong>bei</strong> einer Klientel <strong>mit</strong> Depression<br />
Die Wirkfaktoren haben wir wiederum in die Kategorien aufgeteilt, die wir im vorherigen<br />
Schritt erar<strong>bei</strong>tet haben. Es geht hier<strong>bei</strong> vor allem darum, was das Pferd in den Therapie-<br />
Prozess <strong>mit</strong> einbringt. Diese Angaben resultieren aus direkten Beobachtungen der Praxis. Es<br />
sind zudem Erfahrungswerte, welche langjährig berufstätige Therapeutinnen und Pädagoginnen<br />
sowie ein Pädagoge <strong>mit</strong> den Pferden gemacht haben.<br />
I. Gefühl der Integration<br />
Beim Therapeutischen Reiten wird die Beziehungsfähigkeit des Pferdes zum Menschen genutzt,<br />
um die Kontaktaufnahme zu erleichtern und ein Vorfeld für zwischenmenschliche Beziehungen<br />
zu schaffen. Die Klientel fühlt sich vom Tier immer auf- und wahrgenommen. Zudem<br />
wird die Therapie eher als Freizeitbeschäftigung wahrgenommen, was die Integration<br />
zugleich unterstützt.<br />
II. Gefühl der Wertschätzung<br />
Die Ganzheitlichkeit der Therapie bietet einen ganzheitlichen Zugang und so<strong>mit</strong> eine grössere<br />
Wahrscheinlichkeit die Klientel dort abzuholen, wo sie gerade steht. Das Tier nimmt jeden<br />
so wie er kommt, in welchem Gemütszustand auch immer, man erntet nie verurteilende<br />
Blicke. Da<strong>bei</strong> sind Emotionen im Spiel, da das Pferd ein lebendiges Gegenüber ist. Der<br />
Mensch reagiert emotional auf das Pferd und erhält wiederum eine kongruente Gefühlsantwort<br />
des Pferdes.<br />
Die Pferde haben ein anderes Gespür als wir Menschen, sie spüren auf einer anderen Ebene.<br />
Das Pferd spiegelt und handelt auch von sich aus, in dem Rahmen, indem es ihm erlaubt<br />
wird. Sie unterstützen den Prozess, in dem der Klient bzw. die Klientin steckt, <strong>mit</strong> eigenen<br />
Interventionen. Dies macht die Ar<strong>bei</strong>t so faszinierend für den Therapeuten bzw. Therapeutin,<br />
es spielt ein Wesen <strong>mit</strong> in der Therapie, welches nicht genau eingeplant werden kann.<br />
Das Pferd ergänzt den Therapeuten bzw. die Therapeutin oder Heilpädagogen bzw. Heilpädagogin,<br />
erweitert seinen bzw. ihren Horizont und lässt ihn bzw. sie mehr <strong>mit</strong>kriegen. Das<br />
Pferd dient so<strong>mit</strong> als Spiegel der Befindlichkeit der Klientel. Es hilft der Therapeutin bzw.<br />
dem Therapeuten die Stimmungslage der Klientin bzw. des Klienten zu erkennen, da<strong>mit</strong> sie<br />
ihr bzw. er sein Handeln darauf abstimmen kann.<br />
<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 61<br />
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik