Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW

7.4 Erfahrungsbericht aufgrund des Besuches eines Therapiehofes bei
Genf
Im Rahmen der Studienreise besuchten wir den Therapiehof in Valavran bei Genf, welcher
Psychomotorik mit Pferden anbietet. Leider existiert keine Literatur, welche sich spezifisch
mit der Psychomotoriktherapie anhand von Pferden befasst, da hier wie auch allgemein in
der tiergestützten Therapie, die Theorie der Praxis nachhinkt. Folgende Informationen stützen
wir deshalb auf den Bericht der Studienreise, den wir 2009 verfasst haben und auf dem
BSCW hinterlegt wurde.
Beobachtete Arbeitsweisen
Wichtig bei therapeutischen Prozessen ist, dass nicht „nur“ die Symptome angeschaut oder
behandelt werden, sondern, dass der ganze Mensch in seiner aktuellen Situation erfasst und
wertgeschätzt wird. Damit diesem genug Platz eingeräumt werden kann, ist eine prozessorientierte
Arbeitsweise unabkömmlich. Es gibt daher keine Rezepte wie man bestimmte
Thematiken bearbeiten sollte. Mögliche Therapieinhalte sind: Gespräche, Rollenspiele, Körperkontakt,
Konfrontation, Kampf, Provokation, Massage, das Erfahren von Körpergrenzen
und das Erkennen von emotionalen Prozessen.
Der Psychomotoriktherapie-Raum
Der Therapiehof verfügt neben den Stallungen und den Reithallen auch über einen kleinen
Raum, der für die Psychomotoriktherapie im klassischen Sinne genutzt wird.
In diesem Raum befindet sich ein Holzpferd, das der Klientel zum Üben von Voltige-Figuren
dient, welche dann später auf dem Pferd weiter geübt werden. Das Holzpferd kann aber
auch wie alle anderen Materialien (Puppen, Stofftiere, Bälle, Tücher, Seile…) eingesetzt werden.
In einem anderen Bereich des Raumes befindet sich ein Tisch, an dem Gespräche zur Planung
und Evaluation der Aktivitäten durchgeführt werden. Zudem wird er auch für die grafomotorischen
Anteile gebraucht.
Psychomotorik rund um das Pferd
Durch das Beobachten von Pferden lernen die Klientinnen und Klienten einzuschätzen, in
welchem Gemütszustand sich die Tiere befinden, danach wie man entsprechen auf sie zugeht
und sich ihnen gegenüber verhält. Dies hilft der Klientel schliesslich auch im Umgang
mit anderen Menschen. Zu Beginn der Therapiestunde wurde jeweils der Psychomotoriktherapie-Raum
eingesetzt, um zum Beispiel mit jüngeren Kindern Rollenspiele, kleine Hindernisparcours
oder Fangspiele durchzuführen.
Bei der Pferdepflege werden neue Materialerfahrungen gemacht und es wird gelernt, Verantwortung
für ein anderes Lebewesen, mit allen anfallenden Pflichten (Stallarbeit, Putzen
der Pferde, Auskratzen der Hufe, Satteln, Halftern, Zäumen…) zu übernehmen.
Die Klientinnen und Klienten dürfen frei entscheiden, was sie mit den Pferden machen wollen
und mit welchem Pferd sie gerne arbeiten möchten. Teilweise werden Spiele mit den
Pferden umgesetzt, die man bereits aus der herkömmlichen Psychomotoriktherapie kennt.
Je nach Klient/in und Problematik wird ausgeritten, in der Halle gespielt oder voltigiert.
Das Voltigieren ist eine gute Methode für Kinder, die im funktionalen Bereich arbeiten müssen,
um die Beweglichkeit zu erhalten oder auszubilden. Die Vorübungen auf dem Holzpferd
Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit Depressionen 88
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik