Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW
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auch sein, dass diese Phase der Entscheidung etwas länger geht, dann hat dieser Prozess<br />
Vorrang und es kann auch über eine zweite, dritte Stunde gehen, bis das Pferd festgelegt<br />
wurde.<br />
Faktor Pferd: E. L. hat einen Wallach und eine Stute.<br />
- Zweite Stunde<br />
Die Klienten werden von Esther persönlich im Auto von der Klinik abgeholt und am Schluss<br />
auch wieder zurück gebracht. Diese Zeit der Autofahrten werden wiederum für kleinere Besprechungen<br />
und Befindlichkeiten genutzt und gehören so<strong>mit</strong> auch zum Therapieprozess.<br />
Zum Beispiel werden <strong>bei</strong> der Rückfahrt auch über weitere Ziele gesprochen, was noch erreicht<br />
werden möchte.<br />
Die Stunde beginnt <strong>mit</strong> der Begrüssung der Pferde und deren Pflege. Dieser Teil ist auch sehr<br />
wichtig für eine depressive Klientel. Man übernimmt die Verantwortung der Pflege eines<br />
dritten, dies erfüllt einen <strong>mit</strong> guten Gefühlen und es ist möglich diese Verantwortung wieder<br />
auf sich selber zu übertragen.<br />
Zu Beginn, manchmal auch die ganze Therapie, wird der Voltigegurt benutzt, <strong>mit</strong> einem<br />
warmen Pad darunter. Dies ist für das Pferd sowie für den Klienten sehr angenehm. Der<br />
Klient spürt die Wärme des Pferdes, fühlt sich getragen, kann sich gehen lassen und die Verantwortung,<br />
durch das geführt werden, einfach abgeben.<br />
Nach der Stunde wird das Pferd wieder abgegurtet, es erhält eine Belohnung und man verabschiedet<br />
sich wieder von ihm.<br />
- Weiterer Verlauf<br />
Einige Klienten möchten gerne <strong>bei</strong>m Gurt und dem Pad bleiben, andere möchten Zügel in die<br />
Hand nehmen, das Pferd satteln und reiten lernen. Dies beginnt dann <strong>mit</strong> dem untersten<br />
Baustein: anreiten, anhalten. Um richtig reiten zu lernen, braucht es auch ein grosses Gespür<br />
für sich selbst. Daher wird dies langsam aufgebaut. Mit der Zeit geht man auch nach draussen,<br />
aus der Umzäunung, jedoch erstmals nur am Strick. Der Wunsch ist meistens da zu traben<br />
und zu galoppieren.<br />
Rolle der Therapeutin in diesem Prozess:<br />
Es ist unglaublich wichtig, dass die Therapeutin sich selber gut spürt. So<strong>mit</strong> kann sie die Situation<br />
besser und sicherer einschätzen. Das Pferd kann sie als Spiegel des Gefühlszustands<br />
des Klienten nutzen. Aber eben dies geht nur zuverlässig, wenn sie sich bewusst ist, welches<br />
ihre Anteile sind, die auch spürbar im Raum vorhanden sind. Dann kann die Therapeutin zum<br />
Beispiel auch entscheiden, ob es sicher ist, wenn man an diesem Tag <strong>mit</strong> den Pferden raus<br />
geht oder ob man besser <strong>mit</strong> ihnen im kleineren, umzäunten Rahmen bleibt.<br />
Für den ganzen Therapieprozess ist die emotionale Kontaktaufnahme zum Pferd essentiell.<br />
Darum verdient diese Phase des Beziehungsaufbaus genügend Zeit und kann auf mehrere<br />
Stunden ausgedehnt werden. Es ist auch daher wichtig, dass das Pferd nicht immer ein anderes<br />
ist, sondern dass <strong>mit</strong> einem eine Beziehung aufgebaut werden kann. Die Pferde sind in<br />
der Klinik bekannt und es wird allgemein Brot gesammelt und auch extra Rüebli für die Pferde<br />
gekauft.<br />
Die Therapeutin gibt sich ganzheitlich in diese Therapien und es ist ihr wichtig, dass es auch<br />
für sie stimmt. Wenn sie an den Punkt kommt, wo sie merkt, dass es für sie nicht mehr passt,<br />
wäre dies der Moment um aufzuhören oder das Pensum stark zu reduzieren. Sie begibt sich<br />
sehr auf die Ebene des Menschen und das geht solange gut, wie man total authentisch sein<br />
<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 96<br />
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik