Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW
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2.3.4 Mögliche Ursachen<br />
Die Ursachen von Depressionen sind trotz einer Vielzahl theoretischer Modelle noch ungenügend<br />
geklärt. Eine Polyätiologische Ableitung ist hier wahrscheinlich das angemessene<br />
Modell, wo<strong>bei</strong> allerdings die Verknüpfung der einzelnen Teilfaktoren noch weitgehend unbekannt<br />
ist.<br />
Im Wesentlichen lassen sich entsprechend der Hauptrichtungen der Forschung biologische<br />
und psychosoziale Modelle unterscheiden.<br />
Aus der Sicht biologischer Modelle, stehen neuroendokrine, biochemische und genetische<br />
Hypothesen im Vordergrund der Diskussion.<br />
Es wird angenommen, dass unabhängig von der Auswirkung auf neuroendokrine Funktionen,<br />
die Neurotrans<strong>mit</strong>terstörung direkt, z.B. über niedrige Spiegel von Serotonin und Dopamin,<br />
zur Manifestation depressiver Syndrome <strong>bei</strong>trägt.<br />
Angesichts grosser methodischer Probleme, der noch ungenügenden Sensitivität von Labortests<br />
und der bisher noch wenig auf das Kindes- und Jugendalter übertragenen Forschungsansätze,<br />
sind die empirischen Nachweise über die Wirksamkeit von neuroendokrinen und<br />
biochemischen Störungen der Trans<strong>mit</strong>ter gegenwärtig noch nicht widerspruchsfrei geleistet.<br />
Hingegen besteht an der Bedeutsamkeit genetischer Faktoren <strong>bei</strong> den affektiven Psychosen<br />
kein Zweifel. Für die Entwicklung affektiver Störungen haben Kinder von Eltern <strong>mit</strong> einer<br />
depressiven Störung, ein nachgewiesenermassen erhöhtes Risiko.<br />
Bei den psychosozialen Modellen sind, neben über längere Zeit dominierenden psychoanalytischen<br />
Ansätzen, in der jüngeren Vergangenheit verstärkt verhaltenstheoretische und kognitiv-psychologisch<br />
orientierte Modelle aufgetreten.<br />
Als eine gegen das Selbst introjizierte Aggression in Reaktion auf Liebesverlust oder Trennung,<br />
wird in der klassischen psychoanalytischen Theorie, die Depression betrachtet.<br />
Mit zunehmender Differenzierung ihrer Ansätze hinsichtlich der Entwicklungsabhängigen<br />
Ausformungen intrapsychischer Mechanismen, geriet diese Theorie allerdings in zunehmende<br />
Schwierigkeiten, die Existenz der Depression im Kindesalter überhaupt anzuerkennen.<br />
Im Gegensatz dazu steht das ebenfalls psychodynamische Konzept der anaklitischen Depression,<br />
welches die Existenz einer depressiven Reaktion schon im Säuglingsalter als Folge anhaltender<br />
Deprivation annimmt. Jedoch ist die Allgemeingültigkeit dieses Verlustfaktors für<br />
die Erklärung depressiver Syndrome eingeschränkt.<br />
Als ein Mangel an positive Verstärkung oder an sozialen Fertigkeiten, wird die Depression in<br />
den Verhaltenstheoretischen Modellen betrachtet. Da<strong>bei</strong> verfügen die Betroffenen nicht<br />
über Fähigkeiten, ihre aktuellen Lebensumstände wirksam zu verändern und die Umwelt auf<br />
Verstärker abzusuchen. Zur Entwicklung einer Depression können Defizite in der sozialen<br />
Kommunikation entsprechend <strong>bei</strong>tragen. Das Erklärungsvermögen dieser Konzeption ist<br />
zwar begrenzt, doch anerkennt es die Existenz der Depression im Kindesalter und hat zumindest<br />
<strong>bei</strong> erwachsenen Betroffenen zu entsprechenden Therapieansätzen geführt.<br />
Auf das Modell der gelernten Hilflosigkeit einerseits und auf das der kognitiven Verzerrung<br />
anderseits, zentrieren sich die kognitionspsychologischen Ansätze. Im Modell der gelernten<br />
Hilflosigkeit wird der Mensch, der eine Depression hat, als jemand betrachtet, der sein Verhalten<br />
unabhängig von Verstärkungen wahrnimmt. Betroffene entwickeln eine kognitive<br />
Erwartung, dass sie wahrscheinlich das Opfer unangenehmer Ereignisse werden, ohne den<br />
Zusammenhang <strong>mit</strong> dem eigenen Verhalten herzustellen.<br />
<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 19<br />
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik