Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW
Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW
Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
auch als Ar<strong>bei</strong>tsweisen beschrieben. Doch manche dieser Möglichkeiten werden erst in der<br />
individuellen Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dem Pferd deutlich.<br />
Durch den Umgang <strong>mit</strong> dem Pferd können Freude und Energie reaktiviert werden, was sich<br />
positiv auf die Lebensfreude auswirkt. Diese Tatsache ist nur teilweise empirisch belegt.<br />
Bestätigt ist die Tatsache, dass Glücksgefühle durch den Tierkontakt entstehen können. Die<br />
Reaktivierung der Energie lässt sich so wohl kaum nachweisen, doch es erstaunt nicht, dass<br />
in der Praxis klare, positive Erfahrungen gemacht werden. Die Begegnung <strong>mit</strong> dem Pferd<br />
findet oft draussen in der Natur statt. Die Bewegung an der frischen, <strong>mit</strong> Sauerstoff gesättigten<br />
Luft und vor allem das natürliche Tageslicht, können der depressiven Verstimmung entgegenwirken.<br />
Weist die Klientel eine Affinität zu Pferden auf, kann das Pferd eine Motivationsfunktion einnehmen<br />
und so die Klientel in Handlungen unterstützen, welche sonst vermieden werden.<br />
Dadurch hilft das Pferd der Klientel Erfahrungen zu machen und Übungen durchzuhalten. So<br />
erleben Betroffene vermehrt Erfolgserlebnisse, was sich positiv auf das Selbstkonzept auswirkt.<br />
Die Affinität gegenüber dem Pferd spielt insofern auch eine Rolle, weil die Klientin bzw. der<br />
Klient <strong>mit</strong> dem Tier offener umgeht und sich dadurch auch selbst besser öffnen kann, wenn<br />
sie bzw. er sich <strong>mit</strong> dem Pferd auseinandersetzen will. Der Prozess in der gemeinsamen<br />
Ar<strong>bei</strong>t kann so begünstigt werden. Die Rolle der Affinität wird in der Literatur nur knapp<br />
beschrieben. Im Praxisfeld stellte sich heraus, dass die Therapeuten und Therapeutinnen<br />
bzw. Pädagoginnen und Pädagogen nicht ganz gleicher Meinung sind. In einem Punkt stimmen<br />
alle <strong>mit</strong>einander überein, und zwar wenn man sie nach dem Prozess des Tiergestützten<br />
Ar<strong>bei</strong>tens fragt. Die Affinität zum Pferd fördert die positiven Effekte der Mensch-Tier-<br />
Beziehung und so<strong>mit</strong> den Ar<strong>bei</strong>tsprozess. Aber nicht alle sind der Meinung, dass eine Affinität<br />
zum Pferd eine Voraussetzung sein muss. So erfuhren wir durch Erfahrungsberichte, dass<br />
die Überwindung der Angst vom Pferd auch einen positiven Effekt im Ar<strong>bei</strong>tsprozess haben<br />
kann.<br />
Ein Punkt, der sich nicht durch die Theorie bestätigen lässt, ist die Tatsache, dass das Reiten<br />
ein Gefühl des Schwebens und so<strong>mit</strong> einen Gegenpol zur Schwere, welche eine Depression<br />
<strong>mit</strong> sich bringt, bieten kann. Diese Abweichung erklären wir dadurch, dass sich Gefühle nur<br />
schwer objektiv erfassen bzw. empirisch kaum klären lassen.<br />
Die Praxiserfahrung ist, wie bereits erläutert, in manchen Bereichen der Wissenschaft<br />
voraus. So erklären wir uns, dass nicht alle Informationen, welche aus dem Praxisfeld stammen,<br />
durch die Theorie bestätigt werden können.<br />
Für den“ Verkauf“ des Wertes einer pferdegestützten Therapie ist dies konsequenzenreich,<br />
doch die Klientel kann die positiven Effekte erfahren, auch wenn sie nicht nachgewiesen<br />
werden können.<br />
<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 66<br />
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik