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Pferdgestützte Psychomotoriktherapie bei Jugendlichen mit ... - BSCW

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und die unvoreingenommene Akzeptanz durch das Pferd, die Bildung eines positiven Selbstkonzepts.<br />

b) Die Affinität zu Pferden spielt eine Rolle.<br />

Aus der Literatur kam hervor, dass für die Förderung der Empathie, eine Beziehung die Bedingung<br />

stellt. Hier lässt sich ein Zusammenhang zur Affinität ausar<strong>bei</strong>ten und zwar muss der<br />

Mensch zu einer solchen Beziehung bereit sein.<br />

Im Praxisfeld existieren verschiedene Meinungen bezüglich der Rolle der Affinität im Therapieprozess.<br />

Wir kommen aber zum Schluss, dass die Affinität zu Tieren für den Prozess förderlich,<br />

aber keine Bedingung ist. Die Affinität zum Pferd fördert die positiven Effekte der<br />

Mensch-Tier-Beziehung und so<strong>mit</strong> den Ar<strong>bei</strong>tsprozess. Dadurch, dass der Mensch motiviert<br />

ist und sich leichter öffnet, wird der Therapieprozess begünstigt.<br />

Jedoch stützt der Einsatz des Pferdes die Therapie auch ohne Affinität, wenn die Bereitschaft<br />

der Klientel für die Ar<strong>bei</strong>t <strong>mit</strong> dem Pferd vorhanden ist. Erfahrungsberichte bestätigen, dass<br />

die Überwindung der Angst vor dem Pferd auch einen positiven Effekt auf den Ar<strong>bei</strong>tsprozess<br />

haben kann.<br />

Die Motivationsfunktion des Pferdes <strong>bei</strong> der Überwindung von Vermeidungsverhalten unterstützt<br />

die Klientel. Die Klientinnen und Klienten erfahren dadurch Übung und begünstigen<br />

so<strong>mit</strong> das Erleben von Erfolgen.<br />

c) Bestimmte Ar<strong>bei</strong>tsweisen der tiergestützten Therapie können gezielt für Jugendliche <strong>mit</strong><br />

einer Depression eingesetzt werden.<br />

Die Ergebnisse unserer Ar<strong>bei</strong>t bestätigen die Annahme, dass bestimmte Ar<strong>bei</strong>tsweisen gezielt<br />

für Jugendliche <strong>mit</strong> einer Depression eingesetzt werden können. Beispiele dafür sind<br />

konstante Bedingungen im Setting, welche rituelles Vorgehen begünstigen und so<strong>mit</strong> zu einem<br />

Sicherheitsgefühl der Klientel <strong>bei</strong>tragen. Auch die Beziehungen durch die Triade Therapeut-Pferd-Klient<br />

bieten Sicherheit und fördern zusätzlich das Sozialverhalten.<br />

Das Übernehmen der Verantwortung gegenüber einem Lebewesen und den anfallenden<br />

Ar<strong>bei</strong>ten, ver<strong>mit</strong>telt der Klientel das Gefühl gebraucht zu werden. Diese Verantwortungsübernahme<br />

trägt dazu <strong>bei</strong>, dass die Klientel lernen kann, auch für sich selbst Verantwortung<br />

zu übernehmen. Zudem wird die Selbstwirksamkeit erhöht und dadurch erlebt sich die Klientel<br />

als kompetent und handlungsfähig.<br />

Aufgrund der hohen Bedeutung der Körpersprache in der Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dem<br />

Pferd, wird der Mensch zu einem bewussten Umgang <strong>mit</strong> seinem Körper angeregt. Entspannungsübungen<br />

auf dem Pferd vertiefen diese Selbstwahrnehmung und können ein Wohlbefinden<br />

bewirken.<br />

Der gezielte Einsatz von Reitmaterialien, wie zum Beispiel spezielle Steigbügel und Voltigiergurt,<br />

kann <strong>bei</strong> Symptomen einer Depression spezifisch genutzt werden. Das Voltigieren bietet<br />

die Möglichkeit Kunststücke zu erlernen, <strong>bei</strong> denen die Leistungsfortschritte sichtbar<br />

werden. Durch das Reiten erfährt die Klientel Erfolg und Misserfolg und merkt, dass sie diese<br />

selbst bewirkt hat. Die Tatsache, dass der Reiter bzw. die Reiterin <strong>bei</strong>m Reiten wissen muss,<br />

was er bzw. sie vom Pferd will und wie er bzw. sie das kommuniziert, erweitert seine bzw.<br />

ihre Handlungsplanung. Gangarten können auch gezielt eingesetzt werden, um gewisse<br />

Effekte auszulösen. In Bezug auf die Depression, kommt dem Trab <strong>mit</strong> seinem Zweitakt ein<br />

besonderer Stellenwert zu, da die ausgelösten Bewegungen an das Gefühl des „Getragenwerdens“<br />

im Mutterleib erinnern und so ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit ver<strong>mit</strong>telt<br />

wird.<br />

<strong>Pferdgestützte</strong> <strong>Psychomotoriktherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Depressionen 71<br />

Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik

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