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1 Regionalentwicklung der Oberlausitz Chancen und ... - IHI Zittau

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10 Jürgen Staupe<br />

zum Demographischen Wandel in <strong>der</strong> <strong>Oberlausitz</strong> gezogen. Adressaten waren dabei in erster<br />

Linie die kommunalpolitischen Entscheidungsträger. Die Herausfor<strong>der</strong>ungen des Demographischen<br />

Wandels sind ein europäisches Problem <strong>und</strong> eng verknüpft mit <strong>der</strong> Globalisierung.<br />

Um diese Herausfor<strong>der</strong>ungen – <strong>und</strong> jetzt formuliere ich auch gleich eine wichtige Zielvorstellung<br />

für die <strong>Oberlausitz</strong> – in einer Region gemeinsam zu bewältigen, bedarf es auch etlicher<br />

gemeinsamer <strong>und</strong> zum Teil grenzüberschreiten<strong>der</strong> Zielfi ndungsdiskussionen. Dabei spielen<br />

die unterschiedlichen Blickwinkel eine wichtige Rolle <strong>und</strong> so freue ich mich, dass auf dieser<br />

Veranstaltung auch Gäste aus Polen <strong>und</strong> Tschechien vertreten sind. Der kritische Blick, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft, erscheint mir als eine wichtige Ergänzung zur Betrachtungsweise<br />

von Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Verwaltung. Zwar sind diese Akteure innerhalb ihrer Grenzen<br />

auch zu Visionen fähig, aber die Wissenschaft genießt das Privileg, dass ihr deutlich weniger<br />

Fesseln angelegt sind, wenn es darum geht, die Gegenwart vorurteilsfrei zu analysieren <strong>und</strong><br />

ein breites Spektrum an Lösungen für die Zukunft <strong>der</strong> Region anzubieten.<br />

Die bisherigen positiven Ansätze bei <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung <strong>und</strong> verschiedene<br />

Lösungsansätze werden im Rahmen <strong>der</strong> Veranstaltung noch Gegenstand <strong>der</strong> Vorträge sein,<br />

diesen möchte ich nicht vorgreifen. Betrachtet man die <strong>Oberlausitz</strong> wie sie im Hinblick auf<br />

die Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Globalisierung aufgestellt ist, so sieht man Realitäten, denen<br />

man sich nicht verschließen kann. Dazu gehört in erster Linie <strong>der</strong> Bevölkerungsverlust, <strong>der</strong><br />

seine Gründe sowohl in <strong>der</strong> natürlichen Bevölkerungsbewegung, d. h. dem Geburtendefi zit,<br />

als auch in <strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung hat. Die Abwan<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> zum Teil wohl auch <strong>der</strong> Geburtenrückgang<br />

– wenn man über Letzteres auch nur spekulieren kann – sind eng verknüpft<br />

mit dem tief greifenden wirtschaftlichen Wandel in den 90er Jahren. Einstmals einer Vielzahl<br />

von Bürgern Lohn <strong>und</strong> Brot gebende Industriezweige erwiesen sich unter Marktbedingungen<br />

als nicht mehr konkurrenzfähig <strong>und</strong> stellten ihre Produktion ein. Mit den fehlenden<br />

Arbeitsmöglichkeiten verließen viele, die <strong>der</strong> Arbeit wegen in die Lausitz gekommen waren,<br />

wie<strong>der</strong> die Region. Seit 1990 sank die Bevölkerung um 20 Prozent von gut 750.000 auf heute<br />

650.000 Einwohner. Bis 2020 wird ein weiterer Bevölkerungsrückgang um etwa 110.000 Bewohner<br />

bzw. 18 Prozent prognostiziert. Das ist in nur 30 Jahren ein Bevölkerungsrückgang<br />

um ca. 28 Prozent. Der Bevölkerungsrückgang wurde seit 1990 – <strong>und</strong> hier vor allem Anfang<br />

<strong>der</strong> 90er Jahre – vorwiegend durch Abwan<strong>der</strong>ungen verursacht. Dieser Trend konnte zwar in<br />

den letzten Jahren gestoppt werden – so war sachsenweit im Jahr 2005 nur noch ein Viertel<br />

<strong>der</strong> Bevölkerungsverluste auf die Abwan<strong>der</strong>ung zurückzuführen, aber nach wie vor trifft die<br />

Abwan<strong>der</strong>ung die Region hart, da sie selektiv verläuft, d. h., es sind vor allem junge, gut ausgebildete<br />

Menschen, darunter viele Frauen, die die Region verlassen. Die Abwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Frauen wie<strong>der</strong>um wirkt sich nachhaltig negativ auf die künftigen Geburtenraten aus.<br />

Natürlich stellen sich hier Fragen. Gibt es nicht auch Gegentrends? Nimmt die Bevölkerung<br />

Dresdens nicht zu? Ist auch in Görlitz <strong>der</strong> Abwärtstrend nicht schon gestoppt?<br />

Stimmen die Hochrechnungen eigentlich? Sind nicht auch an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> von diesen<br />

Trends betroffen, auch Polen <strong>und</strong> die Tschechische Republik? D. h., <strong>der</strong> verantwortliche<br />

Politiker muss sich die Frage stellen, wie abgesichert die negativen Hochrechnungen<br />

sind, mit denen er konfrontiert wird. Zu voreilig könnten falsche Schlüsse gezogen<br />

werden. Vor allem gibt es die sich selbst erfüllende Prophezeiung, d. h., man redet das<br />

herbei, was man eigentlich verhin<strong>der</strong>n wollte. Fakt aber ist, wir mögen zwar <strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung<br />

entgegensteuern können, aber selbst wenn Maßnahmen <strong>der</strong> Familienpolitik in

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