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1 Regionalentwicklung der Oberlausitz Chancen und ... - IHI Zittau

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126 Albert Löhr<br />

von Bürokratie, Vorschriften, Gesetzen <strong>und</strong> Regulierungen gar keine Rede sein kann.<br />

Im Gegenteil. Die staatlichen Regeln bleiben unverän<strong>der</strong>t bestehen <strong>und</strong> werden sogar<br />

ausgeweitet, <strong>der</strong> Punkt ist nur, dass sich die Machtzentren des Staates die Kosten für<br />

den Vollzug von Regeln sparen möchten. Exemplarisch sei erwähnt: (1) Zentrale Parlamente<br />

<strong>und</strong> Verwaltungen beschließen Maßnahmen, <strong>der</strong>en Vollzugskosten von dezentralen<br />

Einheiten getragen werden sollen. (2) Ministerien werden personell verschlankt, indem<br />

ihre Rechtsverantwortung einfach in nachgelagerte Behörden verschoben wird, ohne diese<br />

jedoch fachlich <strong>und</strong> personell aufzustocken. (3) Es werden Reformen <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Organisationsstrukturen verordnet, die vorgeblich „Verbesserungen“ darstellen sollen,<br />

in Wahrheit aber nur auf Kostenersparnis abzielen. Beispiel Kreisreform: Während sich<br />

Otto Normalverbraucher vorrangig mit <strong>der</strong> Frage befasst, welches Autokennzeichen er<br />

künftig zugeteilt bekommt, sollte er vielleicht lieber darüber nachdenken, zu welchen<br />

Leistungen <strong>und</strong> Konsequenzen die angestrengte Kreisgebietsreform in seinem Leben<br />

führen wird, <strong>der</strong>en Kosten nicht mehr vom Staat getragen werden, son<strong>der</strong>n vom Bürger<br />

selbst übernommen werden müssen.<br />

– Wettbewerbsorientierung:<br />

Es dürfte vor diesem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> allgemeinen Umsteuerung <strong>der</strong> Region auf „Markt<br />

statt Staat“ bald Schluss mit <strong>der</strong> Praxis sein, die chronisch mangelhafte eigene Finanzbasis<br />

<strong>der</strong> Kommunen <strong>und</strong> Regionen dadurch zu kaschieren, dass schier unendliche Ströme<br />

an För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>n in die Peripherie gelenkt werden <strong>und</strong> nur angemessen verteilt werden<br />

müssen. Der Rückzug des Staates bedeutet gerade für die bislang stark subventionierten<br />

Institutionen <strong>und</strong> Bürger <strong>der</strong> Region <strong>Oberlausitz</strong> vor allem den Zwang zum Umschalten<br />

hin auf eine marktwirtschaftliche Leistungsorientierung, in <strong>der</strong> nur noch Bestand haben<br />

soll <strong>und</strong> wird, was sich auch überregional als wettbewerbsfähig erweist. Die Dramatik<br />

dieser Prozesse wird wohl noch nicht so ganz verstanden, denn das Auslaufen des Solidarpaktes<br />

<strong>und</strong> seiner Hilfsmittel im Jahr 2019 liegt scheinbar noch in weiter Ferne.<br />

Auch nimmt noch niemand recht zur Kenntnis, dass bei <strong>der</strong> fi nanziellen För<strong>der</strong>ung von<br />

Vorhaben aller Art immer stärker auf einen inhaltlichen Nutzen zu achten ist, <strong>der</strong> sich<br />

als ökonomisch „selbsttragend“ <strong>und</strong> damit wettbewerbsfähig erweist (Stichworte: Business<br />

Plan, Basel II, Profi lschärfung, Marketing usw.). Die Zeit, in <strong>der</strong> man nur antragsfähige<br />

institutionelle „Hüllen“ zu schaffen brauchte, um För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong> abzugreifen, <strong>der</strong>en Nutzenstiftung<br />

im offenen Wettbewerb niemand wirklich interessierte, wird aller Voraussicht<br />

nach genauso auslaufen wie die entsprechenden För<strong>der</strong>programme. Dann kommt nur<br />

noch an Geld, wer mit einem schlüssigen Wettbewerbskonzept antritt.<br />

– De-Industrialisierung:<br />

Dass die in <strong>der</strong> <strong>Oberlausitz</strong> ansässigen Schlüsselindustrien <strong>der</strong> späten DDR mittlerweile<br />

<strong>der</strong> Geschichte angehören <strong>und</strong> ihre Arbeitsplätze zu Tausenden verschw<strong>und</strong>en sind, ist<br />

wohl ein Allgemeinplatz. Weniger klar ist dabei jedoch, dass die „kollektive mentale Programmierung“<br />

(Hofstede) 13 immer noch auf das Leitbild <strong>der</strong> Industriearbeit als Standardfall <strong>der</strong><br />

persönlichen Beschäftigung ausgerichtet ist. Die weitaus meisten Bürger <strong>der</strong> Region <strong>und</strong><br />

13 Vgl. GEERT HOFSTEDE, Cultures and Organizations. Software of the Mind, London 1991, defi niert „Kultur zwei“ – im

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