1 Regionalentwicklung der Oberlausitz Chancen und ... - IHI Zittau
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114 Eckehard Binas<br />
Mit an<strong>der</strong>en Worten: Will strategisches Handeln raumgreifend wirken, muss es sich<br />
seinen Gegenstand <strong>und</strong> sein Ziel bestimmen. Kann dies Region sein?<br />
Ein Territorium, einen Lebensraum als Region zu identifi zieren, verlangt von ihm<br />
Kontur, Kohärenz <strong>und</strong> hinreichende Komplexität. D. h. sie muss sich in ihrer Eigenart<br />
unterscheiden, in ihrer inneren Glie<strong>der</strong>ung einen Zusammenhang, den Raum als Ganzes<br />
erscheinen lassen, auch Wi<strong>der</strong>sprüchliches integrierbar halten. Ein Lebens- bzw. Produktionsraum<br />
von Gemeinschaft, <strong>der</strong> zu wenig angefüllt ist mit differenzierten Merkmalen<br />
des Wie<strong>der</strong>erkennens <strong>der</strong> Verhaltens- <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten, verhin<strong>der</strong>t letztlich<br />
auch seine Identifi kation als Region.<br />
Der Zusammenhang dieser drei Merkmale („Kontur, Kohärenz, hinreichende Komplexität“)<br />
erscheint in Zeichen bzw. Symbolen. In diesen wird die Region zelebriert.<br />
Das relevante in unserem Zusammenhang daran: solche Repräsentationen erlangen<br />
ihre eigene Wirkmächtigkeit <strong>und</strong> werden als relevante Lebenswelt in das Gefüge jener<br />
Faktoren <strong>der</strong> <strong>Regionalentwicklung</strong> integriert, die letztlich Richtung <strong>und</strong> Dynamik <strong>der</strong><br />
Entwicklung bestimmen.<br />
Heimat wird ins Symbol delegiert. Der nun nächste, heute wirtschaftlich höchst<br />
relevante Schritt ist die Rückkopplung des Symbols in den Alltag. D. h., dass solche<br />
Symbole nicht nur repräsentieren, son<strong>der</strong>n von den Menschen als Instrumente ihrer<br />
Orientierung gebraucht werden. Problematisch ist daran, dass sich oft interregional die<br />
Symbole unterscheiden, aber nicht mehr ihre Bedeutungen, d. h. worauf sie zeigen.<br />
Also: von welcher Region sprechen wir? Ist sie ein Wirtschaftsgebilde, eine Kulturraum,<br />
eine Verwaltungseinheit, eine Sicherheits- bzw. Geborgenheitssphäre? Berücksichtigen<br />
wir noch die an natürliche <strong>und</strong> klimatische Bedingungen geb<strong>und</strong>ene Umweltaneignung<br />
<strong>der</strong> Menschen <strong>und</strong> ihrer Unternehmungen, die Schwerkraft von Konventionen<br />
<strong>und</strong> Interpretationsstandards, einen moralisch sanktionierten selektiven Nachbarschaftsnutzen<br />
<strong>und</strong> die so ermöglichte Kompensation von Mo<strong>der</strong>nisierungszumutungen etc.<br />
pp. sind vielleicht auch noch weitere Regionalitätsbegriffe möglich.<br />
Schließlich eine Kongruenz <strong>der</strong> verschiedenen „Regionen“, besser hier: Regionalitätsbestimmungen<br />
wird in einem Raum oft stillschweigend vorausgesetzt. Dass dies nur in<br />
den seltensten Fällen so ist, sehen wir an den aktuellen Diskussionen hier. Die politische<br />
Organisation von Territorien folgt keiner primären kulturellen Sinngebung. Viel wichtiger<br />
ist die Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> Gebietskörperschaft, d.h. ihre organisatorische <strong>und</strong><br />
fi nanzielle wie auch die kontrollierende <strong>und</strong> normative Kraft im Interessenausgleich.<br />
Wichtig ist, wie sie gemeinnützige <strong>und</strong> kommerzielle kommunale Kompetenzen in<br />
Problemlösungen integriert. Über Konfl ikte zwischen regionalen <strong>und</strong> überregionalen<br />
Interessen, z. B. zwischen Landkreis, Regierungspräsidium <strong>und</strong> Ministerien, erleben wir<br />
häufi g, wie Zuständigkeiten <strong>und</strong> Interessen an Kreisgrenzen enden.<br />
Daraus folgen zusammenfassend drei Fragen, die wir aufeinan<strong>der</strong> zu beziehen haben:<br />
1. was stiftet Kohärenz, Kontur <strong>und</strong> Binnenkomplexität einer Region?<br />
2. welche Exekutivinstrumentarien für Problemlösungen <strong>und</strong> Kompetenzintegration<br />
entsprechen dieser Region? <strong>und</strong><br />
3. was ist dem eine optimale territoriale Größe <strong>und</strong> Binnenproportionalität (wirtschaftlich,<br />
infrastrukturell, administrativ-politisch, sozial <strong>und</strong> kulturell)?