1 Regionalentwicklung der Oberlausitz Chancen und ... - IHI Zittau

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50 Giesela Thiele Erklärung Basisdaten Görlitz Zittau Hoyerswerda Bautzen Großschönau Dresden Bevölkerung 2003 (Ew) 58.518 26.096 45.011 42.160 6.751 483.632 Fläche (ha) 6.722 2.541 9.476 6.663 2.386 32.831 Einwohnerdichte (Ew/ha) 8,7 10,3 4,8 6,3 2,8 14,7 Beschäftigte 1. Sektor (%) 0,48 1,39 0,59 1,13 1,22 0,53 Beschäftigte 2. Sektor (%) 24,97 23,53 19,5 22,49 47,09 21,11 Beschäftigte 3. Sektor (%) 74,55 75,08 79,91 76,38 51,7 78,36 Siedlungsstrukturtyp Typ VII Typ VI Typ VI Typ VI Typ VI Typ I Demographietyp Typ 4 Typ 4 Typ 4 Typ 4 Typ 4 Typ G6 Bevölkerung 1996–2003 (%) -11,9 -11,2 -22,7 -9,6 -11,4 -1,2 Bevölkerung 2003–2020 (%) -20,0 -19,0 -40,2 -11,6 -24,4 3,1 Frauenanteil an den 20bis 34-Jährigen 46,9 46,6 45,4 47,6 42,5 47,9 Fertilitätsindex (%) -0,8 -5,1 -5,3 1,2 -1,0 -10,1 Ausländeranteil (%) 2,7 4,7 1,6 1,9 0,7 4,6 Familienwanderung (pro 1000 Ew.) -16,4 -19,0 -40,8 -10,9 -14,9 -5,2 Bildungswanderung (pro 1000 Ew.) -35,9 6,0 -103,3 -20,6 -81,7 49,2 Durchschnittsalter 2003 (Jahre) 45,3 45,8 45,4 43,7 46,0 43,0 Durchschnittsalter 2020 (Jahre) 50,7 49,5 55,8 48,0 53,4 45,0 Median-Alter 2020 (Jahre) 44,8 45,5 45,8 43,0 45,8 40,8 Abb. 2: Demographische Entwicklung/Bevölkerungspotenzial für Görlitz, Zittau, Hoyerswerda, Bautzen, Großschönau und Dresden (Quelle: Statistisches Landesamt, eigene Berechnungen) Die Bertelsmann-Stiftung hat unter dem Stichwort „Aktion demographischer Wandel“ verschiedene Demographietypen bestimmt, nach dem Görlitz zum Demographietyp 4: Schrumpfende und alternde Städte und Gemeinden mit hoher Abwanderung gehört, in dem sich 70 Prozent aller ostdeutschen Städte und Gemeinden unter 100.000 Einwohner befi nden. Charakteristisch für diese Städte sind eine stark rückläufi ge und deutlich älter werdende Bevölkerung, deren Entwicklung sich nach Trendberechnungen weiter fortsetzen wird und eine selektive Abwanderung der jungen Bevölkerung, insbesondere von Frauen im gebärfähigen Alter. 2020 wird deshalb die Hälfte der Bevölkerung älter als 50 Jahre sein, wobei der
Die demographische Entwicklung der Region 51 Anteil der über 60-Jährigen auf 40 Prozent steigen wird. Infolge der selektiven Abwanderung der 18- bis 34-Jährigen wird sich eine sprunghafte Geburtenabnahme um 2010 ergeben, ein Aspekt, der unter Sozialwissenschaftlern als „zweiter Geburtenknick“ bezeichnet wird, weil die bereits in den 90er Jahren nicht geborenen Mädchen auch später keine potentiellen Mütter sein können. Die ökonomische Basis dieser Städte und Gemeinden ist äußerst schwach, insbesondere was die Kaufkraft und Arbeitslosenquoten betrifft. Die Arbeitsplätze sind zu über 60 Prozent im Dienstleistungssektor angesiedelt und das verarbeitende Gewerbe hat einen Anteil von unter 35 Prozent. Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine öffentliche Diskussion, welche Mindestausstattung und -standards in der Stadt gesichert werden sollen. Das betrifft nicht nur die Ver- und Entsorgungsleistungen, sondern auch den Öffentlichen Nahverkehr, der gerade durch die schrumpfende Stadt vor deutlichen Nachfragerückgängen stehen wird oder auch die Schulstandorte. Bekannt ist auch, dass Schrumpfungsprozesse in der Regel Ausdruck krisenhafter ökonomischer Entwicklungen sind, die zudem einen Abwanderungstrend junger, akademischer und gut ausgebildeter Fachkräfte nach sich ziehen. Insofern besteht – damit diesem Trend nicht tatenlos zugesehen wird – die Aufgabe kommunaler Politik darin, die Erwartungen und Bedürfnisse gerade dieser Gruppe zu analysieren und gezielt dafür zu werben, deren Lebensqualität vor Ort zu verbessern. Das heißt auch, die vor Ort ansässigen wissenschaftlichen Einrichtungen ernst zu nehmen, deren Leistungen auch für die Stadtpolitik nutzbar zu machen und ebenso zu würdigen. Also geht es in Görlitz eigentlich um zwei Schwerpunktaltersgruppen, für die die Kommunalpolitik spezifi sche Bedingungen schaffen muss, ohne dass wir davon ausgehen wollen, wie manche Kritiker heute mutmaßen, dass bald ein Zeitpunkt erreicht sein wird, da ein etwa 40-Jähriger von der Universität direkt in den Ruhestand übertritt. Besonderes Augenmerk ist einerseits auf die jungen Menschen zu legen, damit sie nicht abwandern und andererseits auf die Alten, die insbesondere Fürsorge und Sicherheit benötigen. Verdeutlichen möchte ich Letzteres mit dem Märchen von Andersen „Die Schneekönigin“. Und zwar sollen zwei Krähen aus hier nicht weiter interessierenden Gründen von einer Prinzessin eine Belohnung erhalten: „Wollt ihr frei fl iegen?“ sagte die Prinzessin, „oder wollt ihr eine feste Anstellung als Hofkrähen haben mit allem, was aus der Küche abfällt?“ Und beide Krähen verneigten sich und baten um feste Anstellung, denn sie dachten an ihr Alter und sagten, es wäre so schön, im Alter sorgenfrei leben zu können. Das Problem, vor dem wir heute stehen, ist, dass die gegenwärtigen traditionellen altersdifferenzierten Strukturen den Änderungen in den Lebensläufen von Menschen nicht mehr gerecht werden. Das heißt, es gibt keine Passung zwischen den Strukturen und den persönlichen Bedürfnissen und Kapazitäten. Die Gesellschaft ist noch immer so strukturiert, als gäbe es wenige alte Menschen und noch weniger, die produktiv sein können. Wollen wir die Verantwortung zwischen den Generationen gerechter aufteilen, dann müssen Strukturen verändert werden und zwar, so scheint es, erzwingen individuelle Veränderungen offenbar einen Wandel an institutionellen Strukturen der Gesellschaft. Institutionelle Rahmenbedingungen sind wichtig zur Defi nition, zur Entwicklung und zum Ausdruck des Reservoirs des Alters. Für Kinder und Jugendliche sind es die Schulen, für Erwachsene die Arbeitswelt, die Familie und/oder die Partnerschaft, aber für alte Personen existieren solche klaren Rahmenbedingungen bisher nicht. Und es fehlt neben Ressourcen und gesellschaftlichen Strukturen
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