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1 Regionalentwicklung der Oberlausitz Chancen und ... - IHI Zittau

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108 Eckehard Binas<br />

Modellarbeit gehören. Damit soll nicht infrage gestellt sein, dass einzelwissenschaftliche<br />

o<strong>der</strong> bereits interdisziplinäre Forschung zu sehr präzisen Aussagen über Sachverhalte<br />

<strong>und</strong> Entwicklungen in <strong>der</strong> Region kommen. Allerdings gestehen diese auch immer<br />

völlig korrekt ein, dass sie zwangsläufi g ein für das Forschungsprojekt überschaubares<br />

empirisches Material aus einer bestimmten fachlichen Sicht verwenden <strong>und</strong> keine ganzheitlichen<br />

Modelle bzw. Beschreibungen wagen, wie das in völlig an<strong>der</strong>en Kontexten<br />

bereits in den 70er Jahren mit Bezug auf die Grenzen des Wachstums, d. h. als Szenario 1<br />

<strong>der</strong> Multiinterdependenz schon einmal versucht wurde. Wo dies für <strong>Regionalentwicklung</strong><br />

heute unternommen wird, zumeist mit Hilfe <strong>der</strong> sog. Szenariotechnik o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

sog. Delphi-Methode 2 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Untersuchung von Entwicklungspfaden bzw. Korridoren<br />

respektive <strong>der</strong> Pfadabhängigkeiten von Entwicklung, bleibt selbstverständlich immer ein<br />

großer Wahrscheinlichkeitsrahmen bestehen.<br />

2. Zur Aktualität <strong>der</strong> wissenschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

Was passiert, wenn das nächste Hochwasser <strong>der</strong> Neiße einen neuen Rekordpegel erreicht?<br />

Welche Konsequenzen wird dies für das labile ökologische, wirtschaftliche <strong>und</strong> soziale<br />

Gleichgewicht in <strong>der</strong> Grenzregion Lausitz haben? Wie wirkt das Durchschnittsalter <strong>der</strong><br />

Stadt Görlitz von <strong>der</strong>zeit ca. 50 Jahren auf die soziale Kohärenz <strong>der</strong> Stadt <strong>und</strong> diese<br />

auf die kulturelle Identität <strong>der</strong> immer geringer werdenden jugendlichen Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> wie wirkt wie<strong>der</strong>um diese auf die Investitionsbereitschaft von Unternehmern, wie<br />

wie<strong>der</strong>um diese auf die Fähigkeit <strong>der</strong> Wohneigentümer <strong>und</strong> Mieter, die städtischen Infrastrukturkosten<br />

zu tragen <strong>und</strong> wann führt die Buchwertvernichtung im Gewerbe- <strong>und</strong><br />

Wohnimmobilienbestand <strong>der</strong> Stadt zu einem Wettbewerbsvorteil/-nachteil zwischen<br />

Wohn- <strong>und</strong> Investitionsstandorten in Ostdeutschland <strong>und</strong> über die deutsche Grenze<br />

hinaus. Wann <strong>und</strong> unter welchen Bedingungen ist ein Zustand erreicht, <strong>der</strong> irreversibel<br />

den synergetischen Zusammenhang zwischen Stadt als Baukörper, als Wirtschaftgebilde,<br />

als bürgerschaftlichen Handlungsraum, als Projektionsfl äche für kulturelle Identifi kationen,<br />

als Sicherheits- <strong>und</strong> Ordnungsrahmen <strong>und</strong> nicht zuletzt als kommunalen Administrationskörper<br />

zerbricht. Wann erreicht eine Region, eine schrumpfende Stadt einen<br />

Zustand, <strong>der</strong> im Sinne <strong>der</strong> Beschreibung von hochinstabilen Systemen kollabiert <strong>und</strong><br />

sowohl für die Wirtschaft zum unlösbaren Problem, als auch für jegliche Politik zum<br />

Pulverfass zumindest aber zum Modellfall ihres Scheiterns wird?<br />

Nun hat das Problem <strong>der</strong> sog. schrumpfenden Städte inzwischen Eingang in die<br />

Forschung zur <strong>Regionalentwicklung</strong> <strong>und</strong> zur Urbanität gef<strong>und</strong>en. Sie sieht sich zunehmend<br />

mit dem Problem einer Transformation in unserer Gesellschaft, die wir seit dem<br />

1 http://www.itas.fzk.de/tatup/053/meye05a.htm, 12.10.06, S.4-5, 2006<br />

2 Die Delphi-Methode ist ein systematisches, mehrstufi ges Befragungsverfahren bzw. eine Schätzmethode, die dazu dient,<br />

zukünftige Ereignisse, Trends, technische Entwicklungen <strong>und</strong> <strong>der</strong>gleichen möglichst gut einschätzen zu können. Dazu wird<br />

einer Gruppe von Experten ein Fragenkatalog des betreffenden Fachgebiets vorgelegt. Die schriftlich erhaltenen Antworten,<br />

Schätzungen, Ergebnisse etc. werden aufgelistet <strong>und</strong> mit Hilfe einer speziellen Mittelwertbildung zusammengefasst <strong>und</strong> den<br />

Fachleuten anonymisiert erneut für eine weitere Diskussion, Klärung <strong>und</strong> Verfeinerung <strong>der</strong> Schätzungen vorgelegt. Dieser<br />

kontrollierte Prozess <strong>der</strong> Meinungsbildung erfolgt gewöhnlich über mehrere Stufen. Das En<strong>der</strong>gebnis ist eine aufbereitete<br />

Gruppenmeinung, die die Aussagen selbst <strong>und</strong> Angaben über die Bandbreite vorhandener Meinungen enthält.

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