1 Regionalentwicklung der Oberlausitz Chancen und ... - IHI Zittau

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böhmischen und südmährischen Dörfern und die Errichtung einer fast undurchlässigen
Staatsgrenze zu berücksichtigen. Als Form wurde die doppelte Gegenüberstellung von
Fotodokumenten gewählt, und zwar sowohl im zeitlichen als auch im lokalen Raster.
Dabei war die wohl interessanteste Entdeckung, dass trotz der völlig unterschiedlichen
gesellschaftlichen Systeme nach 1945 im österreichischen und tschechischem Teil der
Region zwar die Inhalte variierten, die kulturellen Ausdrucksformen aber weitgehend
gleich geblieben sind. Der Verlust der „Leitkulturen“ (hier ein stark mit dem bäuerlichen
Element verankerter Katholizismus, dort der sozialistische Realismus) auf beiden
Seiten der Grenze haben zwar zu einer neuen Pluralität, aber auch zu gesellschaftlicher
Orientierungslosigkeit und einem Hinterherlaufen hinter die Muster der Konsumkultur
geführt. Neben den sichtbaren Ergebnissen in Form von Ausstellung und Katalogen 10
hat das Projekt dazu beigetragen, das Verständnis für den anderen zu schärfen, ihm
wieder ein Gesicht zu geben.
Will die Kultur den Anspruch erheben, im 21. Jahrhundert verbindendes Element
zu ein, dann wird sie sich aus ihrer nationalen Verankerung lösen und dazu beitragen
müssen, dass das Europa von morgen nicht zu einer Wüste an Belang- und Orientierungslosigkeit
wird. Die Waldviertel Akademie wird auch in Zukunft ihren Beitrag dazu
leisten.
10 NIKLAS PERZI/PETER MÄHNER/FRANZ PÖTSCHER/MICHAL STEHLÍK, Verschwundene Lebenswelt – Vergessener Alltag. Das 20.
Jahrhundert im Spiegel einer mitteleuropäischen Region. Ausstellungsbroschüre mit einem Vorwort von Kardinal Franz König,
Waidhofen a. d. Thaya 2000; NIKLAS PERZI / MICHAL STEHLÍK (Hrsg.), Verschwundene Lebenswelt – Vergessener Alltag. Das 20.
Jahrhundert im Spiegel einer mitteleuropäischen Region. Ausstellungskatalog, Pomezí/Waidhofen a. d. Thaya 2001.