1 Regionalentwicklung der Oberlausitz Chancen und ... - IHI Zittau
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Theoretische Anmerkungen zu Problemen <strong>der</strong> Modellierung <strong>und</strong> Operationalisierung 111<br />
(hier ja im übrigen wie in <strong>der</strong> Sozial- bzw. Wirtschaftsforschung nur zu verifi zieren im<br />
Modell!), wo <strong>und</strong> wodurch greifen sog. Resonanzen, die vergleichbar mit chaotischen<br />
Zuständen zu nichtkalkulierbaren Reaktionen führen <strong>und</strong> die von ihren Wirkungen<br />
her auch nicht mehr auf Ursachen zurückführbar sind? Im Begriff des „hyperkritischen<br />
Zustands“ kommt <strong>der</strong> für Schlussfolgerungen vielleicht relevanteste Punkt des Wandels,<br />
des Revolvere, des Umdrehens zum Ausdruck. Der „hyperkritische Zustand“ kennzeichnet<br />
eine Situation im Systemverhalten, in dem das System „fern ab“ ist von seinem<br />
Gleichgewicht. Wichtig ist es nun, jene Zeichen lesen zu lernen, die auf solchen hochinstabilen<br />
Zustand verweisen.<br />
Was hier in <strong>der</strong> Klimaforschung unternommen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Klimafolgenforschung<br />
weitergeführt wird, fi ndet lei<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Forschung zur gesellschaftlichen Transformation<br />
im Allgemeinen <strong>und</strong> zur Regional- <strong>und</strong> Stadtentwicklung im Beson<strong>der</strong>en keine Entsprechung.<br />
Werden dort chemische, physikalische, mathematische, biologische, geologische<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Forschungen zusammengeführt <strong>und</strong> in ein ganzheitliches Wahrscheinlichkeitsmodell<br />
überführt, so arbeiten hier viele Wissenschaften noch recht isoliert nebeneinan<strong>der</strong>.<br />
Vor allem Transformationsprozesse in Regionen <strong>und</strong> Städten Ostdeutschlands, insbeson<strong>der</strong>e<br />
im grenznahen Raum, scheinen solchen hyperkritischen Zuständen oft analog<br />
zu sein. Transformation hier verläuft gleichsam im Hochofen, unter Bedingungen einer<br />
Katalyse. Kritisch betrachtet bestehen hier, in den „Zonen des beschleunigten Transformationsprozesses“,<br />
größere Risiken; positiv gesehen, scheinen eben auch mehr <strong>Chancen</strong><br />
im Wandel zu bestehen, <strong>der</strong> die Regionen langfristig wettbewerbsfähiger macht <strong>und</strong><br />
diesen so eine Vorreiterfunktion im gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozess<br />
einräumen.<br />
In dieser Situation ist es Aufgabe <strong>der</strong> Wissenschaft, jene Zusammenhänge bzw. (hyper-)<br />
kritischen Situationen zu ermitteln <strong>und</strong> nicht nur (was auch schon viel wert ist!)<br />
die endogen <strong>und</strong> exogenen Faktoren <strong>der</strong> Entwicklung von Institutionen, Technologien,<br />
kultureller Muster etc. mit Hilfe <strong>der</strong> Faktorausstattung von Märkten, Steuerungsinstrumenten<br />
usw. zu beschreiben.<br />
D. h., es sind nicht nur präzise einzelwissenschaftliche Aussagen, son<strong>der</strong>n eben auch<br />
Aussagen über (das Eigene des Zusammenhangs) das Gesamtverhalten von Systemen zu<br />
treffen. So ist z. B. zu prüfen, ob es für das Ineinan<strong>der</strong>wirken von Faktoren bzw. für das<br />
Zusammenwirken von wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, ökologischen, politischadministrativen<br />
(etc.) Einfl üssen <strong>der</strong> Stadt- bzw. <strong>Regionalentwicklung</strong> eine „kritische<br />
Masse“ gibt, die, insofern sie unterschritten wird, den Zusammenhang Region bzw.<br />
Stadt als kohärenten Lebens- bzw. Handlungsraum für Menschen mit ihrer Wirtschaft,<br />
ihrer Politik etc. aufl öst; ab wann ist es unerheblich zu glauben, über Investitions- bzw.<br />
Nachfrageför<strong>der</strong>ung Wirtschaftsstandorte aufwerten zu können, ab wann sind Investitionen<br />
in Stadtsanierung <strong>und</strong> Gewerbefl ächenbereitstellung nicht mehr sinnvoll, obwohl<br />
eine Stadt noch eine hinreichend große Einwohnerzahl für bestimmte Gewerbe bzw. für<br />
den Einzelhandel zu haben scheint, diese Investitionen dann aber aufgr<strong>und</strong> kultureller<br />
Prägungen (DDR-Biografi en, grenznaher Raum <strong>und</strong> deutsch-polnische Beziehungsvergangenheit)<br />
<strong>und</strong> Alterstruktur (Pensionärsdasein) lokale Wirtschaftskreisläufe bzw. Wertschöpfungsketten<br />
nicht mehr in hinreichendem Maße entstehen lassen.