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1 Regionalentwicklung der Oberlausitz Chancen und ... - IHI Zittau

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<strong>Regionalentwicklung</strong> <strong>der</strong> <strong>Oberlausitz</strong> 133<br />

<strong>Zittau</strong> vergeblich auf Schichtarbeitsplätze in <strong>der</strong> metallverarbeitenden Industrie wartet,<br />

lernen unsere Nachbarn Fremdsprachen <strong>und</strong> Europäisches Recht <strong>und</strong> grüßen sogar<br />

noch fre<strong>und</strong>lich jeden Auslän<strong>der</strong>, damit er vielleicht wie<strong>der</strong>kommt. Die <strong>Oberlausitz</strong><br />

verschläft hier womöglich ihre strategischen <strong>Chancen</strong>.<br />

Bedauerlich ist dies insofern, weil genau in diesem dritten Sektor die regionalen<br />

Stärken liegen. Ein peripher gelegenes Dreilän<strong>der</strong>eck mit ungünstiger Verkehranbindung<br />

wird sich nie mehr zum Zentrum <strong>der</strong> Schwerindustrie <strong>und</strong> Automobilzulieferer entwickeln,<br />

die Zukunft liegt in Handel, Dienstleitung, Tourismus, Bildung, Internationalität.<br />

Sich darauf vorzubereiten <strong>und</strong> die inneren Werte einer Grenzregion entsprechend zu<br />

entwickeln, dies sollte die Aufgabe von Wirtschaft, Politik <strong>und</strong> Bildung sein. Kultur <strong>und</strong><br />

Kunst könnten dank ihrer symbolischen Schaffenskraft helfen, diese Transformation zu<br />

unterstützen. Insofern ist <strong>der</strong> Erhalt einer kulturellen Infrastruktur mit Theatern, Bibliotheken,<br />

Weiterbildungsinstituten <strong>und</strong> künstlerischen Ereignissen nicht einfach „Luxus“,<br />

o<strong>der</strong> Beiwerk zur Erbauung arbeitsamer Menschen, son<strong>der</strong>n eine überlebenswichtige Basisarbeit<br />

an <strong>der</strong> Zukunft <strong>der</strong> Region. Gestatten Sie mir in exakt diesem Zusammenhang<br />

noch eine Bemerkung zum Thema „Innenstadtentwicklung“: Die skizzierten Dienstleistungsbranchen,<br />

<strong>und</strong> nur diese, sind die einzig realistische Chance, die enormen Leerstände<br />

in den historischen Innenstädten wie<strong>der</strong> mit Leben zu erfüllen. Im Aufbau einer<br />

Dienstleistungsgesellschaft fallen also gleich mehrere Großaufgaben für die regionale<br />

Entwicklung zusammen, denn das historische Erbe muss angenommen, gepfl egt <strong>und</strong><br />

weiterentwickelt werden.<br />

(3) Von <strong>der</strong> Provinzialität zur Internationalität<br />

Eine immer wie<strong>der</strong> herausgestellte Chance <strong>der</strong> Entwicklung im Dreilän<strong>der</strong>eck ist die<br />

Internationalität, o<strong>der</strong> vielleicht besser: Interkulturalität, denn schon auf deutscher Seite<br />

hat man es historisch gesehen ja mit mindestens vier Kulturkreisen zu tun, die ihr Mit-<br />

<strong>und</strong> Gegeneinan<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> neu defi niert <strong>und</strong> entwickelt haben: <strong>Oberlausitz</strong>er,<br />

Nie<strong>der</strong>schlesier, Sorben, Sachsen. Zusammen mit den teils sehr heterogen gewordenen<br />

Volksgruppen auf polnischer <strong>und</strong> tschechischer Seite sowie einigen „Zugewan<strong>der</strong>ten“<br />

aus allen Teilen Deutschlands kann man die Region <strong>Oberlausitz</strong> getrost als eine Schnittstelle<br />

<strong>der</strong> Kulturen im neuen Europa betrachten.<br />

Wohin die Entwicklung führen kann <strong>und</strong> muss, darüber kann eigentlich kein Zweifel<br />

mehr bestehen: Es geht um die Entwicklung eines lebendigen Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kulturen<br />

im Angesicht einer schwierigen Geschichte <strong>der</strong> politischen <strong>und</strong> sozialen Trennung. Die<br />

Probleme sind bekannt, die Lösungen weniger, doch es führt nur ein Weg nach vorne, das<br />

ist <strong>der</strong> des erneuerten Zusammenwachsens. Offen ist dabei lediglich die Frage, wo man<br />

(noch) an historisch gewachsene Strukturen <strong>und</strong> Erinnerungen anknüpfen kann <strong>und</strong> wo<br />

man davon unabhängig etwas völlig Neues gestalten muss. Sicher sind beide Entwicklungsstränge<br />

wichtig, auf <strong>der</strong> einen Seite das Heben von verschütteten Gemeinsamkeiten wie<br />

durch das Projekt „Via Sacra“, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite das unkonventionelle Experimentieren<br />

mit neuen sozialen Beziehungen wie es etwa von Studierenden gelebt wird.<br />

Der Weg in das neue Miteinan<strong>der</strong> ist allerdings für viele Bürger steinig. Freuen auf<br />

die Entwicklung darf man sich da durchaus bei all jenen, die sich seit den offenen<br />

Grenzen noch etwas hilfl os gegenüberstehen <strong>und</strong> mangels Sprachkenntnissen eher auf

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