1 Regionalentwicklung der Oberlausitz Chancen und ... - IHI Zittau
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Die Waldviertel Akademie als Impulszentrum 81<br />
St. Pölten <strong>und</strong> Brno/Brünn wan<strong>der</strong>te, wurde hingegen versucht, einen aktuellen, leicht<br />
verständlichen Überblick über die Entwicklungen seit 1989 zu geben. Das vom Interreg-<br />
Programm <strong>der</strong> Europäischen Union co-fi nanzierte Projekt „Inculbord“ widmete sich<br />
1995–1998 <strong>der</strong> Erforschung, Pfl ege <strong>und</strong> Aktivierung des regionalen industriekulturellen<br />
Erbes im österreichisch-tschechischen Grenzraum. Über 120 industriekulturelle Denkmäler<br />
im Waldviertel, Mühlviertel <strong>und</strong> Südböhmen wurden beschil<strong>der</strong>t, ein Reiseführer 6<br />
sowie kulturtouristisches Informationsmaterial erstellt. Seit 2003 treffen sich alljährlich<br />
bei den „Waldviertler Medientagen“ Journalisten aus Österreich, Tschechien, <strong>der</strong> Slowakei<br />
<strong>und</strong> Ungarn. Im Herbst 2006 schloss die Akademie mit <strong>der</strong> Veranstaltung <strong>der</strong><br />
Österreichisch-Tschechischen Historikertage an ihre Tradition als Zentrum des akademischen<br />
Austausches zwischen österreichischen <strong>und</strong> tschechischen historischen Instituten<br />
an, bereits 2004 nahm sie das 15-Jahr-Jubiläum <strong>der</strong> „Samtenen Revolution“ zum Anlass,<br />
um dieses historische Ereignis aus <strong>der</strong> Sicht von Wissenschaftlern, aber auch ehemaligen<br />
Akteuren aus „Dissens“ <strong>und</strong> KP-Eliten zu beleuchten. 7<br />
Während sich so aus den eher an <strong>der</strong> Praxis des Umgangs über die Staatsgrenze<br />
hinweg orientierten Gesprächsforen <strong>und</strong> R<strong>und</strong>en <strong>der</strong> Waldviertel Akademie relativ rasch<br />
oftmals später institutionalisierte Kontakte sowohl im Rahmen <strong>der</strong> Akademie, als auch<br />
auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Kommunen, aber auch <strong>der</strong> verschiedenen Vereine <strong>und</strong> Interessensvertretungen<br />
ergaben, blieb ein oftmals unausgesprochenes Ressentiment dem Nachbarn<br />
gegenüber auf einer an<strong>der</strong>en als dieser Ebene bestehen. Dazu kam, dass nach <strong>der</strong><br />
ersten Euphorie <strong>der</strong> Jahre 1989–1992 die Nachbarschaft auch im Zuge <strong>der</strong> allgemeinen<br />
politischen Entwicklungen (Vorbereitung auf den Beitritt Österreichs in die EU, außenpolitische<br />
Orientierung <strong>der</strong> Tschechischen Republik am europäischen Westen bei gleichzeitiger<br />
Vernachlässigung Mitteleuropas) an Attraktivität verlor. Wurden bis 1994 etwa<br />
entlang <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>österreichisch-tschechischen Grenze gleich acht neue Grenzübergänge<br />
eröffnet, so schuf <strong>der</strong> Beitritt Österreichs zur Europäischen Union <strong>und</strong> zum Schengener<br />
Abkommen dann eher neue Barrieren. Auch <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Infrastruktur stagnierte.<br />
So wurde nur die ehemalige Eisenbahnverbindung zwischen Retz <strong>und</strong> Znojmo/Znaim<br />
wie<strong>der</strong> instand gesetzt, alle an<strong>der</strong>en Pläne blieben Makulatur. Der internationale (Wien–<br />
Praha/Prag–Berlin)Verkehr auf <strong>der</strong> für das Waldviertel beson<strong>der</strong>s wichtigen Franz-Josefs-<br />
Bahn wurde bereits 1996 eingestellt, ebenso ergaben sich bedeutende Verschlechterungen<br />
für den Verkehr zwischen Gmünd <strong>und</strong> České Budejovice/Budweis.<br />
Die vielerorts spontan nach 1989 angebotenen Tschechisch-Kurse wurden bald wie<strong>der</strong><br />
eingestellt, weil ihre Besucher nicht darauf vorbereitet waren, dass das Erlernen eine (slawischen)<br />
Sprache viel Zeit <strong>und</strong> Mühe kostet <strong>und</strong> es auch gewisse Frustrationserlebnisse gab,<br />
wenn man in tschechischen Geschäften <strong>und</strong> Gasthäusern beim Versuch <strong>der</strong> Anbahnung<br />
von Konversation in tschechischer Sprache nur deutsche Antworten bekam.<br />
Werfen wir nun noch einen Blick auf die Entwicklung auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Images, also<br />
<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> vom jeweils an<strong>der</strong>en. 1991 wurde im Rahmen einer repräsentativen Umfrage 8 ,<br />
eine Assoziationsfrage gestellt, um abzutesten, welche Bil<strong>der</strong> man sich vom jeweils an-<br />
6 ANDREA KOMLOSY (Hrsg.), Industriekultur Mühlviertel – Waldviertel – Reisen im Grenzland, Wien 1995.<br />
7 NIKLAS PERZI, Symposion 15 Jahre Samtene Revolution, in: Bohmeia 45 (2004) S. 498–501.<br />
8 THOMAS SAMHABER / FRANZ PÖTSCHER / NIKLAS PERZI / MARTIN KÜHNE, Die Folgen <strong>der</strong> Grenzöffnung in <strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong><br />
Bewohner <strong>der</strong> südböhmischen/Waldvierteler Grenzregion, in: Das Waldviertel 41 (1991), S. 372–389.