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1 Regionalentwicklung der Oberlausitz Chancen und ... - IHI Zittau

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Die demographische Entwicklung <strong>der</strong> Region 53<br />

Jahre gehen, also um die Erwerbsarbeit, auch nicht um die Jagd nach immer neuen<br />

Hobbies o<strong>der</strong> um die Sicherung <strong>der</strong> Generativität im Sinne <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> jüngeren<br />

Generationen <strong>und</strong> es muss auch nicht die neue Großmutterrolle eingefor<strong>der</strong>t werden.<br />

Produktives Altern kann an<strong>der</strong>erseits auch nicht bedeuten, dass es das Altern nicht<br />

mehr gibt, keine Krankheiten <strong>und</strong> Verluste, die doch so eng mit dem Alter verknüpft<br />

sind, son<strong>der</strong>n es bedeutet vielmehr eine erfolgreiche Anpassung an diese Verluste, <strong>und</strong><br />

es erfor<strong>der</strong>t neben den Ressourcen des Einzelnen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schaffung gesellschaftlicher<br />

Strukturen, Ziele zu haben <strong>und</strong> dafür Verantwortung zu übernehmen.<br />

Rosenmayr ist wohl zuzustimmen, wenn er sagt, nicht die auf an<strong>der</strong>e gerichtete Generativität<br />

<strong>und</strong> Weisheit ist des Lebens letzter <strong>und</strong> reifster Schritt. 3 Die vordringlichste<br />

Entwicklungsaufgabe des Alterns, nämlich im Vollzug <strong>der</strong> eigenen Lebensgeschichte<br />

Lebenssinn zu fi nden, das eigene gelebte Leben anzunehmen, verlangt nicht nur äußere<br />

o<strong>der</strong> nach außen gerichtete Aktivität, son<strong>der</strong>n vor allem auch innere Aktivität, eine<br />

Neuorientierung durch persönliche Kontrolle <strong>und</strong> eigene Wahl <strong>der</strong> Ziele. Erst dadurch<br />

ergebe sich die neue späte Freiheit, die dem Alter zugeschrieben werde.<br />

Abschließend bleibt die Frage zu beantworten, wie denn nun die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

als wohnenswerter Standort für ältere Menschen in Görlitz auszusehen hat? Letztendlich<br />

geht es darum, die Bedürfnisse älterer Menschen zu erfüllen <strong>und</strong> sie in ihrem Wunsch,<br />

lange ein autonomes Leben zu Hause führen zu können, zu unterstützen.<br />

Um noch einmal ganz zum Schluss den wohl bekanntesten Altersforscher Baltes zu<br />

bemühen, <strong>der</strong> sagte: Wenn es einen Fre<strong>und</strong> beziehungsweise eine Fre<strong>und</strong>in des Alters<br />

geben kann, so ist dies die Kultur beziehungsweise die Gesellschaft <strong>und</strong> mit ihr zusammenhängende<br />

Strukturen <strong>und</strong> Funktionen. Abgeleitet vom lateinischen cultus: „Kult“<br />

o<strong>der</strong> „Pfl ege“ ist „Kultur“ die Gesamtheit <strong>der</strong> geistigen <strong>und</strong> künstlerischen Lebensäußerungen<br />

einer Gemeinschaft bzw. einer Ethnie <strong>und</strong> – bezogen auf den einzelnen Menschen<br />

– dessen Bildung, Gesittung <strong>und</strong> Lebensweise. Das heißt, ältere Menschen brauchen vor<br />

allem Theater, Konzerte, anspruchsvolle Filmvorführungen, Wellness, Pfl ege von Sitten <strong>und</strong><br />

Traditionen, ein gut ausgebautes Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Pfl egesystem <strong>und</strong> es wäre noch so vieles<br />

zu nennen <strong>und</strong> sie benötigen dazu die passenden Strukturen in <strong>der</strong> Stadt – die Infrastruktur<br />

– eine Stadt <strong>der</strong> kurzen Wege <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fühlungsnähe, einen gut ausgebauten Personennahverkehr,<br />

ein eigenes Sprachrohr für ihre spezifi schen Interessen.<br />

Gutes Altern benötige, so Baltes weiter, eine große Dosis gesellschaftlich kultureller<br />

Kräfte <strong>und</strong> Stützsysteme sowie individualpsychologischer Bewältigungsstrategien, weil es<br />

letztlich im hohen Alter den persönlichen Anstrengungen unmöglich ist, die biologische<br />

Schwächung des Organismus auszugleichen. In dieser Lebensverlaufsdynamik von Biologie<br />

<strong>und</strong> Kultur sei die Zukunft des Alters unweigerlich festgemacht. Es sei <strong>der</strong> immer größer<br />

werdende Hiatus zwischen Biologie <strong>und</strong> Geist, <strong>der</strong> den Lebensverlauf auszeichnet. 4 Deshalb<br />

wird die Zukunft des Alters wesentlich davon abhängen, wie gut wir alle in <strong>der</strong> Lage sein<br />

werden, Kultur, gesellschaftliche Faktoren <strong>und</strong> individuelle Lebensformen zu entwickeln<br />

beziehungsweise einzusetzen, um das Mängelwesen des alten Organismus zu unterstützen,<br />

um die biologische Schwächung zu kompensieren.<br />

3 L. ROSENMAYR, Die Kräfte des Alters, Wien 1990, S. 103.<br />

4 BALTES, Die unvollendete Architektur (wie Anm. 2).

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