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28/2015 „Umweltprobleme der Landwirtschaft‘‘

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30 Jahre SRU-Son<strong>der</strong>gutachten <strong>„Umweltprobleme</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft“ - Eine Bilanz<br />

Kulturen als Charakteristikum (Belfrage, K. et al. 2005) sowie die größere Dichte von<br />

Landschaftselementen (Levin, G. 2006, S. 45, 49) in ihrer positiven Wirkung für die<br />

Biodiversität genannt.<br />

Die Landwirtschaft beeinflusst aber nicht nur die natürliche Artenvielfalt, son<strong>der</strong>n auch<br />

die Sorten- und genetische Vielfalt im Pflanzenbau und in <strong>der</strong> Tierhaltung, die sog.<br />

Agrobiodiversität. Sie bezeichnet „die Vielfalt <strong>der</strong> durch aktives Handeln des Menschen<br />

für die Bereitstellung seiner Lebensgrundlagen unmittelbar genutzten und nutzbaren<br />

Lebewesen (...)“ (BMELV 2007, S. 9). In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Landwirtschaft werden allerdings<br />

immer weniger unterschiedliche Arten und Sorten angebaut, und in <strong>der</strong> Tierhaltung<br />

verengt sich die genetische Variabilität durch die Konzentration auf wenige Vater- und<br />

Muttertiere. Nach Dambroth (1981, in SRU 1985, S. 166) sind seit Anfang des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts 50 landwirtschaftliche Kulturarten aus den Fruchtfolgesystemen<br />

verschwunden. Heute werden auf 85% <strong>der</strong> Ackerfläche nur noch neun Fruchtarten<br />

angebaut. Zwar sind dafür viele Sorten zugelassen, „angebaut wird davon aber i.d.R. auch<br />

nur ein sehr begrenztes Spektrum“. So wird die „Generosion (...) im Getreideanbau als<br />

beson<strong>der</strong>s hoch eingeschätzt“ (BMELV 2007, S. 44). Einige landwirtschaftliche<br />

Nutzpflanzen wie Hanf werden mittlerweile fast gar nicht mehr angebaut (Rückgang <strong>der</strong><br />

Anbaufläche von 4.598 ha 1996 auf 3 ha 2011) (BMELV 2007, S. 123). Auch im Bereich<br />

<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Tierhaltung sind 50 <strong>der</strong> 63 heimischen Rassen gefährdet. Aber<br />

auch durch eine geringe genetische Populationsgröße geht die genetische Vielfalt<br />

innerhalb von Rassen zurück (BMELV 2007, S. 456).<br />

Des Weiteren wird die heimische Biodiversität durch das Eindringen invasiver Arten<br />

beeinflusst. Diese sind teilweise konkurrenzstärker und drängen einheimische Arten<br />

zurück. Im Rahmen <strong>der</strong> Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wurden auch<br />

Indikatoren zur Bewertung <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> invasiven Arten und <strong>der</strong>en<br />

Gefährdungswirkung erhoben. Sie sind in <strong>der</strong> Schwarzen Liste invasiver Arten<br />

zusammengestellt, die aktuell 40 Arten enthält. Gegen 6 von ihnen sind<br />

Sofortmaßnahmen zu ergreifen, die in einer Managementliste definiert sind. Als Ziel<br />

definiert die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt die Reduzierung <strong>der</strong><br />

Nennungen auf beiden Listen (BMU 2010b, S. 21ff.) Die meisten gebietsfremden<br />

Gefäßpflanzen wurden als Zierpflanzen eingeschleppt (BfN 2008, S. 43).<br />

Der Klimawandel als Ursache für den Biodiversitätsverlust beruht in erster Linie auf <strong>der</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ung von Standortbedingungen und <strong>der</strong> Arealverschiebung. So führen steigende<br />

Temperaturen z.B. dazu, dass kälteliebende Pflanzen <strong>der</strong> Mittel- und Hochgebirge ihren<br />

Verbreitungsraum auf höher gelegene und damit kühlere Standorte verschieben, sofern<br />

diese vorhanden sind. Zur Zeit geht man davon aus, dass bei den prognostizierten<br />

Klimaän<strong>der</strong>ungen Pflanzenarten ihr Areal um bis zu 1.000 km nach Norden 'verlegen'<br />

und um bis zu 700 m im Gebirge nach oben wan<strong>der</strong>n (Hoffmann 1995 in Kuhn, G. 2007,<br />

S. 87-92). Bisher sind Höhenverschiebungen um 50 bis 100 m beobachtbar (Leuschner &<br />

Schipka 2004 in Kuhn, G. 2007, S. 87-92). Der Beitrag <strong>der</strong> Landwirtschaft zum<br />

Klimawandel ist in Kapitel 6.3 dargestellt.<br />

6.1.4 Zusammenfassen<strong>der</strong> Überblick<br />

Die Vielfalt an Lebensräumen (und Arten) im Agrarland entstand weitgehend erst durch<br />

landwirtschaftliche Aktivitäten und beruht vielfach auf <strong>der</strong> „Übernutzung“ (Aushagerung)<br />

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