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28/2015 „Umweltprobleme der Landwirtschaft‘‘

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30 Jahre SRU-Son<strong>der</strong>gutachten <strong>„Umweltprobleme</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft“ - Eine Bilanz<br />

Neben dem EUA-Messnetzung wurden zur Ermittlung <strong>der</strong> Nitratbelastung des<br />

Grundwassers in <strong>der</strong> Bundesrepublik für die Erstellung des Nitrat-Berichts die Messstellen<br />

eines speziellen Belastungsmessnetzes ausgewertet, die aufgrund landwirtschaftlicher<br />

Einflüsse eine beson<strong>der</strong>s hohe Nitratausgangsbelastung aufweisen und daher die<br />

Wirksamkeit <strong>der</strong> Maßnahmen zur Reduktion des landwirtschaftlichen Stickstoffeintrags in<br />

das Grundwasser am besten aufzeigen können. Dieses sog. Belastungsmessnetz umfasst<br />

186 Grundwassermessstellen, die nach bestimmten Kriterien ausgewählt wurden. Das<br />

Belastungsmessnetz ist als Son<strong>der</strong>messnetz demzufolge nicht repräsentativ für eine<br />

Beschreibung <strong>der</strong> allgemeinen Nitratsituation im oberflächennahen Grundwasser in <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik. Die Auswertung <strong>der</strong> Messergebnisse zeigt, dass an etwa <strong>der</strong> Hälfte aller<br />

162 Messstellen <strong>der</strong> Grenzwert für Nitrat im Grundwasser (50mg/l) überschritten wird<br />

und bei weitere 42,6% <strong>der</strong> Messstellen in die Konzentrationsklassen > 25-40 mg/l und ><br />

40-50 mg/l fallen. Dies ist ebenfalls ein eindeutiger Hinweis auf anthropogene<br />

Beeinflussungen des Grundwassers. Die Mittelwerte <strong>der</strong> Nitratgehalte sind in diesem<br />

Son<strong>der</strong>messnetz lediglich an 8 % (entspricht 13 Messstellen) kleiner als die halbe<br />

Qualitätsnorm von 25 mg/l.<br />

Stickstoff und seine Verbindungen werden im Boden nicht o<strong>der</strong> kaum gebunden, sind<br />

daher leicht beweglich und stark auswaschungsgefährdet. Der Stickstoffeintrag ins<br />

Grundwasser wird daher durch die Einsatzmenge an mineralischen o<strong>der</strong> organischen<br />

Stickstoffdüngern, aber auch durch den Zeitpunkt ihrer Ausbringung und Einarbeitung<br />

sowie die dabei angewandte Technik, ferner durch die Fruchtfolge und<br />

humusaufbauende Maßnahmen beeinflusst (siehe Kapitel 6.3). Des Weiteren sind die<br />

natürlichen Stickstoffvorräte im Boden, bodenbelüftende und –wendende<br />

Bodenbearbeitung (mehr Luft im Boden, Erhöhung <strong>der</strong> versickernden Nie<strong>der</strong>schläge),<br />

Bodenentwässerung (z.B. in Nie<strong>der</strong>mooren) und die Umwandlung von Grünland in Acker<br />

beeinflussende Faktoren <strong>der</strong> Nitratauswaschung (SRU 1985, S. 244). Weitere<br />

auswaschungsför<strong>der</strong>nde Faktoren, die jedoch wenig bzw. nicht durch die Landwirtschaft<br />

beeinflusst werden, umfassen etwa die Höhe <strong>der</strong> Grundwasserneubildung, die Bodenart,<br />

die Tiefgründigkeit des Bodens sowie Höhe und zeitliche Entwicklung von Temperatur<br />

und Nie<strong>der</strong>schlägen (vgl. auch Ring et al. 1991, S. 118).<br />

Der Stickstoffüberschuss <strong>der</strong> landwirtschaftlich genutzten Böden, das heißt <strong>der</strong> von den<br />

Pflanzen nicht aufgenommene Stickstoff, lag seit Anfang <strong>der</strong> 1970er Jahre bei einem<br />

Wert von über 100 kg N/ha und Jahr und hatte sein Maximum Ende <strong>der</strong> 1980er – Anfang<br />

<strong>der</strong> 1990er Jahre mit einem Wert von ca. 160 kg N/ha und Jahr erreicht (Haas, G. 2003, S.<br />

58). Dann sank er wie<strong>der</strong> ab und stagniert seit 2000 zwischen 100 und 120 kg/ha (Abb.<br />

61). Das Ziel <strong>der</strong> Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, den Stickstoffüberschuss bis 2010<br />

auf 80 kg/ha zu begrenzen, wurde jedoch verfehlt. Der Stickstoffbilanzüberschuss lag im<br />

Jahr 2012 bei rund 96 kg/ha, mit teilweise deutlichen Überschreitungen dieses Werts in<br />

den Intensivtierhaltungsregionen Nordwestdeutschlands.<br />

Allerdings gelangt <strong>der</strong> Stickstoffüberschuss nicht vollständig in die Gewässer, da Stickstoff<br />

in verschiedenen Verbindungen auch durch Abbauprozesse und Ausgasung den Boden<br />

verlässt (siehe Kapitel 6.3). In diese Betrachtung wird jedoch meist nur die Stickstoffbilanz<br />

<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Nutzflächen einbezogen. Stickstoffverluste im Stall und bei <strong>der</strong><br />

Düngerausbringung bleiben unberücksichtigt (BMU 2010d, S. 101).<br />

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