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28/2015 „Umweltprobleme der Landwirtschaft‘‘

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30 Jahre SRU-Son<strong>der</strong>gutachten <strong>„Umweltprobleme</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft“ - Eine Bilanz<br />

Vorschrift zur Rücknahme von Behältern durch Händler und Hersteller, son<strong>der</strong>n es wurde<br />

Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahre ein freiwilliges Entsorgungssystem <strong>der</strong> deutschen<br />

Pflanzenschutz-Industrie zusammen mit dem Agrargroßhandel (PAMIRA = Packmittel-<br />

Rücknahme-Agrar) entwickelt. Bundesweit können an ca. 300 Sammelstellen von den<br />

Landwirten Pflanzenschutzmittelverpackungen (entleert, gespült und getrocknet)<br />

kostenfrei abgegeben werden (Agravis o.J.).<br />

Die For<strong>der</strong>ung nach <strong>der</strong> Durchsetzung des Verbotes „<strong>der</strong> Einleitung von<br />

Spülflüssigkeitsresten in Gewässer o<strong>der</strong> in die Kanalisation“ wurde bisher nicht umgesetzt<br />

(SRU 1985, S. 329); denn es wäre äußerst schwer zu kontrollieren. Jedoch sind Feldspritzen<br />

auf dem Acker und nicht auf befestigten Hofflächen zu reinigen.<br />

Die weitere For<strong>der</strong>ung des SRU, die erfor<strong>der</strong>liche Wirkstoffmenge und die Abdrift durch<br />

Anwendung von PSM-Granulaten, Saatgutpillierung, Verbesserung des Eindringens <strong>der</strong><br />

Wirkstoffe sowie <strong>der</strong> Haftfähigkeit <strong>der</strong> Spritzlösung zu reduzieren, hat sich als schwer<br />

erfüllbar erwiesen. Zwar wurden seitdem die genannten Maßnahmen weiterentwickelt,<br />

jedoch hat sich <strong>der</strong> Absatz <strong>der</strong> Pflanzenschutzmittel seit 1994 nicht verringert, son<strong>der</strong>n ist<br />

tendenziell sogar angestiegen (siehe Kapitel 5.2.2). Vom Absatz, kann allerdings noch<br />

kein Rückschluss auf die Höhe des Einsatzes gezogen werden, weil Pflanzenschutzmittel<br />

auch auf Vorrat gekauft werden. Eine Reduktion des Einsatzes scheint jedoch nicht<br />

stattzufinden. Im Übrigen muss allein die Reduktion des Einsatzes noch nicht<br />

notwendigerweise zu einer Entlastung <strong>der</strong> Umwelt führen, da vor allem hochwirksame<br />

Pflanzenschutzmittel auch in geringen Mengen ökotoxikologische Wirkungen haben<br />

können.<br />

Eine generelle Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bzw. von dessen<br />

Risiken hatte <strong>der</strong> SRU 1985 nicht gefor<strong>der</strong>t . Da jedoch „das Ziel <strong>der</strong> Bekämpfung von<br />

Schadorganismen stets unmittelbar mit <strong>der</strong> Verknappung des Nahrungsangebots<br />

verknüpft ist“, erscheint es notwendig, den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden<br />

generell auf ein Mindestmaß zu begrenzen und Flächen von <strong>der</strong> Behandlung mit<br />

Pflanzenschutzmitteln auszunehmen, z. B. ökologisch bewirtschaftete Flächen,<br />

ökologische Ausgleichsflächen (Umweltbundesamt: Durch Umweltschutz die biologische<br />

Vielfalt erhalten, S. 345). Eine Möglichkeit, das Risiko für sensible Flächen zu senken, ist<br />

das im Rahmen des Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von<br />

Pflanzenschutzmitteln definierte Hot-Spot-Management. Danach können diese Flächen<br />

gezielt identifiziert und Maßnahmen wie „regionale Beratungskonzepte“, „beson<strong>der</strong>e<br />

Maßnahmen zur Risikomin<strong>der</strong>ung bei <strong>der</strong> Anwendung bestimmter Pflanzenschutzmittel<br />

o<strong>der</strong> ein gezieltes Wirkstoffmanagement“ umgesetzt werden (BMELV 2013j, S. 56).<br />

Zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes empfahl <strong>der</strong> SRU 1985 die Einführung<br />

einer Abgabe für Pflanzenschutzmittel sowie die Än<strong>der</strong>ung von Qualitätsnormen und<br />

Handelsklassen landwirtschaftlicher Erzeugnisse, so dass „die äußere Qualität <strong>der</strong><br />

Produkte weniger gewichtet wird“ (SRU 1985, S. 330). Beide For<strong>der</strong>ungen sind bis heute<br />

nicht umgesetzt. Vielmehr zeigt sich bei den Qualitätsnormen und Handelsklassen eine<br />

Verschärfung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen, wobei dies auch dazu beitragen kann, dass<br />

Lebensmittel aussortiert werden und nicht in den Verkauf gelangen, was einen nicht<br />

unbedeutenden Anteil <strong>der</strong> Lebensmittelverschwendung ausmacht (Fachhochschule<br />

Münster 2012, S. 35; Gustavsson, J. et al. 2011, S. 6).<br />

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